Unerwartete Geständnisse

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… ,,In Ordnung, danke“, bedanke ich mich, womöglich ein letztes Mal bei Taoka und lasse meinen Kopf dann müde gegen die Lehne des Autositzes fallen. ,,Mach dir nicht so viele Gedanken. Es wird schon alles das Ende nehmen, welches das Schicksal für uns vorgesehen hat.“ Zwar nehme ich seine Worte war und auch verstehen tue ich sie, aber dennoch dringen sie irgendwie nicht vollends zu mir durch, denn noch immer bin ich von den Zweifeln und Zukunftssorgen umgeben. Es mag sich vielleicht einfach anhören und dass jetzt alles so flott passiert unterschreibt die Einfachheit unseres Vorhabens ja eigentlich, aber all das ändert nichts an meinen Gedanken. Wenigstens ist Ukai bei mir… Schon lustig, vor wenigen Tagen noch, habe ich nicht einen Gedanken an den nun blond-braun haarigen Raucher und Volleyballcoach verloren, mit welchem mich viele Jahre eine gewisse Freundschaft verbannt und schon kurz nachdem er in mein Leben zurückkehrte, gibt es eine 180 Grad Wende. Aber ob ich diese Entwicklung nun gut heiße oder nicht, wird sich wohl in den kommenden Wochen zeigen… ˋDa fällt mir einˋ ,,Ähm Taoka, eine Frage. Keishin Ukai, derjenige, der mich gleich mitnimmt, kommt er überhaupt hier her? Wenn du sagst, dass selbst die Rettungskräfte erstmal schauen müssen, wie sie herkommen?“ ,,Keine Sorge, meine Leute sitzen, ebenfalls wie jene von Yukama überall. Also durchaus auch in den Leitstellen und den Wachen selbst, des Weiteren werden sich unglücklicherweise wohl gerade heute einige ignorante Autofahrer auf den Straßen herumtreiben, welche das sowieso schon unübersichtliche Straßenchaos etwas aufmischen werden. Er kommt schon durch.“, merkt er mit einem Schmunzeln an und sind wieder auf sein Handy. Einige zeit herrscht Schweigen zwischen uns, welches erst gebrochen wird, als einer von Taokas Leuten an die Scheibe klopf und die Tür öffnet. ,,Sir? Es ist alles vorbereitet.“ ,,Gut. Dann nimm Shizuka bitte mit. Fangt an, wenn ihr Fahrer hier auftaucht. Meine Liebe? Du wirst deine Sachen dann in den Wagen deines Bekannten packen und von hier verschwinden.“, mit diesen Worten legt mir Taoka ein letztes Mal die Hand wohlwollend auf die Schulter, eher er dem Mann auf dem Fahrersitz, welchen ich erst jetzt bemerke, ein Zeichen gibt und dieser, nachdem ich die Limousine verlassen habe, davon düst. ˋDas war´s dann wohl…ˋ ,,Folgen Sie mir bitte!“, fordert mich sein Untergebener auf und geht zügigen Schrittes davon. ˋUkai wird noch etwa eine Stunde brauchen, schätze ich.´, erschließe ich mir selbst in Gedanken und spüre wie ich innerlich immer unruhiger werde. ,,Kann ich mich noch einmal von allem verabschieden?“ ,,Sie wollen da nochmal rein? Sind Sie sicher?“, will der jüngere Mann vor mir wissen, weshalb ich ihm sicher zunicke. ,,Na schön, ich werde Sie begleiten.“ Kurz tippt er etwas auf seinem Handy herum, ehe er mir andeutet vor zu gehen. Also atme ich tief ein und gehe dann durch die geöffnete Tür in den laden, nachdem ich mir das Gebäude nochmal von außen genau zu Gemüte geführt habe. Das Schild über dem Laden leuchtet nicht und auch das open-Türschild gibt keinerlei Licht von sich. Die Stühle stehen hochgestellt auf den Tischen, die Automaten sind aus, die Scheiben noch immer, vergleichsweise zu sonst, dreckig, da ich e nicht mehr geschafft habe, sie zu putzen und auch sonst wirkt der raum eher trostlos. Das Leben, welches erst durch meine Angestellten und selbstverständlich durch meine Gäste in dem Laden für die Freude und das größtenteils sorglose Miteinander geführt hat, fehlt völlig. Die Räume wirken fremd, selbst während ich hinter dem Tresen stehe und meinen Blick über die alkoholischen Getränke wandern lasse, wie ich es die letzten Jahre immer tat, regen sich keinerlei nostalgische Gefühle in mir. Abgestumpft beschreibt meine Gefühllage wohl am besten. Auch als ich langsam durch die Küche schreite und meine Hand über die Edelstahl-Ablagen gleiten lasse, spüre ich lediglich die Kälte des Metalls in meinen Fingern. Die Küche und den Gastraum hinter mir lassend, den jungen Mann der mir die ganze Zeit stillschweigend folgt nicht wahrnehmend, schiebe ich den Fadenvorhang, welcher die Treppen nach oben versteckt zur Seite. ˋWie oft hab ich das nun schon gemacht?´, frage ich mich selbst schmunzelnd und gehe die Stufen langsam nach oben. Kurz schießt mir das Bild von dem braunhaarigen Spieler der Karasuno in den Kopf, welcher sich vor wenigen Tagen noch auf dieser Treppe vor meinem Kater erschreckt hat. Da fällt mir ein… wenn ich in Miyagi bleibe, kann ich ja auch zu den Spielen der Jungs… na ja, erstmal sollte ich mir Gedanken über eine Bleibe und einen neuen Job machen. Ich kann schließlich nicht ewig bei Keishin bleiben… der weiß glaube ich auch noch gar nichts von seinem Glück… oder hab ich ihm das vorhin erzählt? Na ja, ist ja auch egal. Oben im Flur beschließe ich, mir nicht die einzelnen Zimmer anzusehen, da ich dort eh nie sonderlich viel Zeit verbracht habe. Außer vielleicht mal zum sauber machen, aber eine sonderliche Verbundenheit oder besondere Erinnerungen verknüpfe ich nicht mit dieser Etage. Abgesehen von der Küche vielleicht und… Ich spüre wie sich meine Wangen tief rot verfärben, als mir die Situation wieder ins Gedächtnis gerufen wird, als ich Keishin mit dem dicken Roman die Treppen herunter befördert habe, nur um wenige Sekunden später auf ihm zu landen… ˋIst ja nicht so, dass ich in Miyagi nicht die Möglichkeit habe, einen mit Saeko trinken zu gehen. Aber trotzdem waren unsere Abende in der kleinen Etagenküche immer recht witzig.´, erinnere mich und kann mir ein kurzes, fast schon trauriges Auflachen nicht verkneifen. Mühselig kommt es mir schon fast vor, als ich die hölzernen Stufen ins Dachgeschoss erklimme. Niedlich waren die Zimmer hier oben ja schon. Kurzerhand gehe ich auf mein Bett zu, öffne das Dachfenster über diesem und stecke meinen Kopf durch das Fenster. Was sich auf jeden Fall festhalten lässt, nur weil ich hier wegziehe und es meinen Laden nicht mehr geben wird, wird sich Tokio selbst nicht verändern und auch meine Erinnerungen, werden stets ein Teil von mir bleiben. Ob nun mit Taoka, meinen Gästen, Kollegen und Freunden oder auch die zukünftigen mit Keishin. Tokio war viele Jahre mein Zuhause, aber es ist an der Zeit, dass ich in meine Heimat zurückkehre. Passend mit diesem Gedanken, sehe ich ein quitsch-gelbes Auto um die Ecke rasen. ˋWenn das mal nicht Keishin ist… der fährt ja schlimmer als ich…ˋ, leicht schockiert schließe ich das Fenster mit den Worten ,,Leb wohl Tokio“ und begebe mich dann zügigen Schrittes auf dem Gebäude, welches mir mittlerweile so fremd vorkommt.
Gerade als ich aus der Tür trete, kommt mir mein ehemaliger Schulkamerad entgegen gelaufen und ehe ich mich versehe, finde ich mich in seinen starken Armen wieder. Während er mich fest an sich drückt, wird mir schlagartig bewusst, dass dieser Mann vor mir für mich da ist und auch sein wird, egal was passiert. In mir taucht ein bislang unbekanntes Gefühl auf, welches mir mit einem Mal bewusst werden lässt, dass es in Ordnung ist sich fallen zu lassen, sich auf andere zu verlassen und sich vor allem auf ihn, Keishin Ukai zu verlassen. Wie Taoka schon sagte, man muss nur den richtigen finden. ,,Dir geht es gut! Ich dachte schon du tust dir irgendwas an… das kannst du mir doch nicht antun“, höre ich ihn in meinen Haaransatz murmeln, was mich dazu treibt meine Arme, welche ich ebenfalls um ihn geschlungen habe zu lösen und meine Hände auf seinen Wangen abzulegen, nachdem er seinen festen Griff minimal gelockert hat. Noch immer ist der Abstand zwischen uns verschwindend gering, doch ausreichend um ihm tief in seine Teddybrauen Augen blicken zu können. In diesen erkenne ich sowohl Verwirrtheit, als auch Erleichterung und Entschlossenheit. All seine Gefühle prasseln auf mich ein und seine Hände, welche zunächst auf meinem untern Rücken lagen, wandern langsam aber sicher nach oben. Während wir uns tief in die Augen sehen und die Welt um uns herum nicht mehr wahrnehmen, überbrückt Keishin die letzten Zentimeter welche unsere Gesichter noch von einander trennen. Ein warmes und wohliges Gefühl der Sicherheit und Verbundenheit überkommt mich und lässt all die negativen Gedanken und Gefühle welche mich bis vor kurzem noch in ihren kalten Ketten eingeschlossen haben, verschwinden. Nicht nur die Ketten der Sorgen und der Vergangenheit sondern auch alles andere und lässt meinen Körper und Geist gefühlt schwerelos werden, als sich unsere Lippen treffen. Mit geschlossenen Augen genieße ich den Moment und konzentriere mich rein auf den Mann vor mir, welcher in mir ein so großes Gefühl der Geborgenheit hervorruft, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann. Noch wenige Sekunden halten wir den Kuss, ehe sich unsere Gesichter wieder von einander entfernen und ich langsam meine Augen öffne. Auch mein Gegenüber öffnet seine Augen und sieht mich nun entschlossener den je an. ,,Ich liebe dich Zuki. Und ich lass nicht zu, dass dir irgendwas passiert. Ich bin für dich da und werde es auch immer sein. Verlass dich drauf und egal was andere sagen, ich bleibe an deiner Seite. Ich weiß, dass ich vielleicht nicht gerade der klügste oder was weiß ich bin und ich weiß auch, dass ich nicht gerade gut in sowas bin und mich vielleicht gerade lächerlich mache, aber du bist mir verdammt nochmal wichtig und ich will für dich da sein. Egal was in den letzten Jahren passiert sein mag und egal wie sehr wie uns seit damals verändert haben, ich weiß wie du tickst und dass du dir nicht gerne helfen lässt, weil du nicht weißt was passiert, wenn du dich auf andere verlässt, aber vertrau mir und darauf, dass ich für dich da bin. Ich liebe dich und egal was du sagts, daran wird sich auch so schnell nichts ändern.“

Reunion or farewell forever - Haikyu!! (Ukai FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt