Die Party - Teil 5

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„Ok Jungs, ich wird mal kurz die kleine Party da drüben sprengen!", verkünde ich laut und will mich auf den Weg zu Tom machen, aber mein Körper scheint nicht mehr auf mich zu hören.
Überrascht merke ich, wie meine Beine einfach nachgeben und ich gegen Chris taumel, der mich in letzten Moment auffangen kann.
„Wow, Hannah! Vorsichtig!"
Ich klammere mich an ihn und schüttel irritiert den Kopf.
<<Was ist denn jetzt los?>>
Ich versuche selbstständig zu stehen, aber meine Beine sind mit einem Mal so schwach, dass ich mich nur hilflos an dem blonden Schauspieler festhalten kann.
„Chris? Irgendwas stimmt nicht...", murmel ich und habe das Gefühl, dass ich innerlich anfange zu brennen.
„Es ist so heiß...", keuche ich und sehe die beiden Männer hilflos an.
„Ok, keine Panik! Alles gut! Wir bringen dich erstmal nach draußen. Frische Luft wird dir guttun!", bestimmt Chris und schleppt mich mehr auf die Dachterrasse, als dass ich mich selbst dorthin bewege.
Frische Luft?
Wenn ich mehr bei Kräften gewesen wäre, hätte ich ihm widersprochen und aus eigener Erfahrung erklärt, dass frische Luft bei Alkohol erst Recht die Wirkung noch verstärkt.
Aber ich bin zu schwach, sodass ich mich einfach willenlos von ihm nach draußen bringen lasse.

Robert beschließt erstmal Tom Bescheid zu sagen, der das Ganze verwirrt aus der Ferne beobachtet hat.
„Ähhhmmm, vielleicht solltest du mal mit rauskommen?!", grinst RDJ verunsichert und deutet zu der Dachterrasse.
„Was ist denn los? Was ist passiert? Geht es Hannah gut?"
Tom springt sofort auf und folgt seinem Kollegen nach draußen.
„Naja, so genau kann ich das nicht sagen. Es ist vielleicht, eventuell, ein ganz bisschen meine Schuld...möglicherweise...Sie hat einen Schluck von meinem Drink genommen und irgendwie scheint der ihr nicht so gut bekommen zu sein."
Entschuldigend zuckt Robert mit den Schultern. Das war wirklich nicht das, was er beabsichtig hatte. „Du hast ihr was von deinem Drink gegeben? Bist du wahnsinnig?", fährt Tom seinen Freund an, doch der hebt nur unschuldig die Hände.
„Hey, sie hat ihn sich einfach genommen. Ich dachte, sie weiß was sie tut. Konnte ja keiner ahnen, dass er sie so umhaut."
Die beiden Männer betreten die Dachterrasse und sehen besorgt zu Hannah, die sich immer noch an Chris festhält.
Meghan ist ihnen unauffällig gefolgt. Sie ist sich sicher, wenn diese kleine Autorin erstmal zuviel getrunken hat und sich womöglich noch vor den Männern übergeben muss, dann würden sie und vor allem Tom ganz schnell das Interesse an ihr verlieren. Das will Meg auf gar keinen Fall verpassen.

„Wird's schon besser?", fragt Chris mich mit großen Augen und hält mich zum Glück noch immer fest. „Ich weiß nicht...", murmel ich und versuche ruhig zu bleiben.
<<Es wird bestimmt gleich besser! Du hast nur ein paar Kreislaufprobleme...>>, rede ich mir selbst ein und achte darauf nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
<<Wenn ich ganz ruhig stehen bleibe, dann geht's!>>

„Hannah? Alles in Ordnung mit dir??", erkenne ich Toms Stimme und sehe wie er mit Robert zu mir eilt.
<<Ach, muss ich mich erst fast vergiften, damit du auch mal kommst?>>, denke ich zynisch, aber kann nicht verhindern, dass ich trotzdem froh bin ihn zu sehen.
<<Auch wenn die Situation gerade wirklich nicht optimal ist.>>
In seiner Anwesenheit versuche ich mich zusammenzureißen und leicht zu lächeln.
„Ja, es geht schon. Nur etwas Kreislauf...!", lüge ich und glaube mir genauso wenig, wie die Anderen es tun.
„Du bist ganz blass!", bemerkt Tom besorgt und legt eine Hand an meine Wange.
„Das nennt man vornehme Blässe!", versuche ich zu scherzen und ein kleines Lächeln huscht über sein Gesicht.
„Also, so schlecht scheint es ihr ja nicht zu gehen! Vermutlich hat sie nur einen über den Durst getrunken. Etwas peinlich für eine Frau, wenn ihr mich fragt. Aber sie kommt ja nicht von hier.", lächelt Meghan spöttisch und wirft mir einen verächtlichen Blick zu.
<<Was will die Alte denn jetzt hier?>>
„Meg, was hast du hier zu suchen?", wirft Chris ein, als hätte er meine Gedanken gelesen.
„Ich wollte nur sehen, ob es Hannah gutgeht. Ich hab mir Gedanken gemacht, weil Robert so besorgt wirkte. Aber wenn sie nur betrunken ist...", versucht sich die Blondine zu verteidigen und langsam habe ich wirklich genug von ihr.
„Hey Meg! Wie lieb, dass du dir Gedanken um mich machst. Ich hatte schon die Befürchtung du kommst zu mir, weil ich auch auf deiner Fuck Liste stehe! Du weißt schon....
Aber was du nicht weißt: Ich habe auch eine Fuck Liste. Faszinierend, oder? Genauer gesagt eine FUCK YOU List! Und du Herzchen stehst auf dieser Liste ganz weit oben!", schleudere ich ihr wütend entgegen und genieße ihren fassungslosen Gesichtsausdruck.
„Was hast du da zu mir gesagt? Wie kannst du es wagen?? Tom? Lässt du zu , dass sie so mit mir spricht??", empört sich die Blondine und die Männer können sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Wie du siehst...", erwidert Tom lässig und Meg schnappt wütend nach Luft.
„Also das ist echt eine Unverschämtheit! Das muss ich mir nicht bieten lassen!"
Wütend stapft sie weg und wir sehen ihr grinsend hinterher.
<<Gott, sei Dank bin ich die endlich los.>>

Doch meine Erleichterung bleibt nur einen kleinen Moment, da merke ich, wie mir wieder schwindelig wird.
„Tom...irgendwas stimmt nicht...", murmel ich und merke, wie meine Beine versagen.
Er fängt mich auf und setzt mich vorsichtig auf den Boden ab. Er hilft mir mich an das Geländer zu lehnen, dass die gesamte Terrasse umzäunt und ich schließe für einen Moment erschöpft die Augen.
„Fuck, Robert! Was ist das für ein Mist, den du ihr da gegeben hast?", fährt Tom seinen Kollegen wütend an, doch der hebt nur entschuldigend die Hände.
„Hey, ich kann da echt nichts für. Das ist der RDJ Spezial...."
„RDJ Spezial?", wiederholt Chris ungläubig und sein Gegenüber wird etwas rot im Gesicht.
„Ja, halt.... Rum, Tequila mit ein paar Tropfen, die ich mir in Sansibar besorgt hab! Der RDJ Spezial halt!" , gibt er mit schlechtem Gewissen zu.
„Tropfen aus Sansibar??? Was??? Du meinst KO Tropfen?!??!", fragt Tom wütend und sieht aus, als würde er gleich auf Robert losgehen.
„Was? Spinnst du? Also würde ich Hannah KO Tropfen geben! Aaaaußerdem...", er deutet auf das Glas in seiner Hand. „Trinke ich das Zeug doch selbst, wie ihr seht. Es entspannt mich! Aber scheinbar wirkt es bei manchen Leuten anders. Ich wollte wirklich nicht, dass ihr etwas passiert. Das müsst ihr mir glauben!", beteuert er uns und sieht besorgt auf die junge Frau am Boden.
„Und hätte unser Romeo nicht so an der bösen Hexe rumgebaggert dann wäre unser Schneewittchen auch nicht auf diese Schnapsidee gekommen!", wirft er Tom vor, der ihn nur böse ansieht. "Ich habe nicht rumgebaggert!!!"

<<Mir werden die Diskussionen langsam echt zuviel. Müssen sie so laut sein? Und warum ist es hier eigentlich so hell?>>
Ich habe das Gefühl mein Körper brennt und seufze leise.
„Ich finde wir sollten den Notarzt rufen und sie ins Krankenhaus bringen lassen!", höre ich Chris Stimme und schlagartig bekomme ich Panik.
„Nein! Keinen Arzt! Bitte nicht!! Bitte!", flehe ich und fange plötzlich an zu weinen.
<<Nein Hannah, nicht heulen jetzt! Hör sofort auf zu heulen! Reiß dich zusammen!>>, versuche ich die Tränen noch zu stoppen, aber auch hier hört mein Körper nicht mehr auf mich.
Wie ein kleines Mädchen sitze ich schluchzend auf dem Boden, mein ganzer Körper zittert und ich kann mich einfach nicht mehr beruhigen. <<Wo kommt denn jetzt plötzlich diese übertriebene Panik her???>>
„Hey, Kleines. Alles gut! Nicht weinen!"
Erschrocken setzt Tom sich neben mich und nimmt mich in den Arm.
Ich kann ihm nicht mehr antworten und weine einfach weiter.

„Ok ok. Kein Arzt, versprochen! Wir kriegen das auch so hin! Ich kümmere mich um dich.", beschließt Tom und sieht zu den beiden Schauspielern, die hilflos bei ihnen stehen.
„Lasst uns einen Moment allein, bitte. Ich mach das schon!", bestimmt er und Chris sieht ihn skeptisch an.
„Bist du sicher? Sollten wir nicht lieber..."
Toms schüttelt entschlossen den Kopf und unterbricht seinen Freund einfach: „Nein, ich kümmere mich um sie. Geht jetzt! Ich rufe euch, wenn wir Hilfe brauchen." <<Er will nicht, dass Hannah noch mehr Panik bekommt, wenn Chris wieder mit den Ärzten oder Krankenwagen anfängt.>>

<<Oh Gott, peinlicher geht es ja wohl kaum. Ich sitze hier wie eine Fünfjährige und heule Tom sein gutes Hemd voll. 100 Punkte Hannah!>>, schimpfe ich innerlich mit mir selbst, aber seltsamerweise geht es mir durch das Weinen besser.
<<Jedenfalls habe ich nicht mehr das Gefühl, als würde sich alles um mich herum im Kreis drehen.>> Ich versuche nach Luft zu schnappen, aber ich bin noch zu aufgeregt, als dass ich wirklich durchatmen kann.

„Hannah! Hör mir zu! Beruhige dich. Komm her...", bestimmt Tom und zieht mich fest in seine Arme. Ich lehne mich an seinen Brustkorb und versuche mich in den Griff zu bekommen.
„Sorry, ich weiß auch nicht was los ist! Irgendwie...", versuche ich mich zu erklären, doch er unterbricht mich sanft.
„Pshhh, my Dear... Ich weiß. Es ist ok!
Entschuldige dich nicht für dich selbst! Du bist der Grund, warum ich hier bin.
Ich bin bei dir! Ich verspreche dir, ich bleibe bei dir, bis es dir wieder bessergeht.
Ich lasse dich nicht alleine.", flüstert er mir sanft ins Ohr und seine Stimme beruhigt mich wirklich etwas.
„Bitte weine nicht! Ich kann es nicht ertragen dich leiden zu sehen.
Ich bin bei dir und halte dich fest, bis deine Angst verschwunden ist.
Ich bin für dich da. Du bist nicht allein.
Ich bin hier, um dir zu sagen, dass alles, wirklich absolut alles wieder gut wird. Ich verspreche es dir. Hör meine Stimme! Vertrau meinen Worten!
Du bist wundervoll und schön und perfekt, genau so wie du bist.
Du bist stark, ich weiß das. Und alles was du gerade brauchst, ist nur jemand, der dich daran erinnert. Und derjenige bin ich... Ich kümmere mich um dich.
Es gibt nur dich und mich in diesem Moment...", fährt Tom fort und streicht mir die ganze Zeit beruhigend über den Rücken.
Er wiederholt die Worte und Versprechungen immer wieder und langsam merke ich, wie ich mich entspanne.

„Schließ die Augen und atme!", fordert er mich schließlich auf. „Langsam und tief!
Halt den Atem für einen Moment an...und dann atme langsam und tief wieder aus.", er macht es mir vor und ich versuche es ihm nachzutun. Ich spüre seine starken Arme, die mich fest umschließen und mich an ihn drücken.
„Atme ein und aus! Gut so!
Atme weiter und konzentriere dich auf deinen Atem. Nicht Anderes zählt in diesem Moment.
Du musst nichts weiter tun oder sein.
Es gibt nichts, was deine Aufmerksamkeit gerade fordert, außer meine Stimme und dein Atem. Fokussiere dich nur auf mich und auf das Atmen.
Entspann dich! Alles wird gut! Du bist in Sicherheit!
Ich verspreche es!"

Seine sanfte Stimme kommt mir vor, als würde sie mich in Trance versetzen.
Ich spüre, wie er mir weiter über den Rücken streicht und mein Atem immer ruhiger wird.
Ich weiß nicht, wie lange wir dort sitzen, aber langsam löst sich die Angst in meiner Brust und ich fühle mich besser.

„Und wann immer du bereit dazu bist, öffne die Augen und sieh mich an. Ich bin da!", flüstert Tom und nach ein paar weiteren Atemzüge folge ich seiner Aufforderung.
Ich muss unwillkürlich lächeln, als ich in seine blauen Augen sehe.
„Die Reaktion hab ich mir gewünscht!", lächelt er und streicht mir über den Kopf.
„Geht es dir etwas besser Darling?"
„Ja, ich glaube schon!" Ich bleibe noch einen Moment sitzen und horche in mich hinein.
<<Ok, ein bisschen Schwindel ist noch übrig. Aber immerhin ist die plötzliche Panik weg.>>

„Sollen wir versuchen, ob du aufstehen kannst?", schlägt Tom vor und ich nicke leicht.
„Aber ganz vorsichtig!", weist er mich zurecht, steht auf und zieht mich sanft zu sich hoch.
Ein bisschen wackelig stehe ich da und stütze mich noch bei Tom ab, aber immerhin stehe ich schonmal.
„Ich glaub, es wird besser.", flüstere ich und er lächelt zufrieden.
„Trotzdem ist die Party für dich erstmal vorbei, junge Dame! Ich glaube es ist besser, wenn wir dich ins Bett bringen!", bestimmt er und sieht sich suchend nach Chris um, damit er diesem Bescheid sagen kann.
<<Er will mich ins Bett bringen?? Ok, jetzt werden meine Knie wieder weich, aber diesmal liegt es eindeutig nicht an Roberts Teufelsdrink!>>

„Hey, geht's dir besser? Ist alles in Ordnung?" Chris und RDJ tauchen aus dem Nichts neben uns auf. „Ja, es wird langsam. Aber trotzdem sollten wir sie ins Bett bringen. Sie braucht Schlaf!", vermutet Tom und hält mich noch immer in seinem Arm, um mich wenn nötig zu stützen.
„Ja klar! Ich helf dir!", nickt der blonde Schauspieler und geht schonmal vor, um uns die Tür zum Saal aufzuhalten.
„Tom?? Hier steckst du? Ach Gott, bist du noch immer mit dieser Person beschäftigt?"
Meg steht plötzlich wieder keifend vor uns und sieht mich mit spöttischem Blick an.
„Meghan, ich hab jetzt echt keine Zeit für deine Zickereien!", knurrt Tom und schiebt sie einfach zur Seite.
„Ist das dein Ernst?? Du lässt MICH für so eine stehen?"
Meghan kann es nicht fassen, doch der Engländer grinst nur.
„Wie du siehst!", antwortet er gelassen.
Ehe sich die Visagistin noch mehr darüber aufregen kann, taucht Bill auf der Dachterrasse auf.
„Hallo meine Lieben! Wer hat Lust auf einen Drink?", poltert er los und ich sehe hilfesuchend zu Tom. <<Bloß nicht!!! Der Typ hat mir gerade noch gefehlt!>>
„Sorry, wir nicht. Wir haben noch was vor!", murmelt der Engländer, was von dem Veranstalter mit einem lauten Lachen beantwortet wird.
„Ohhh, ich kann mir schon vorstellen, was ihr vorhabt. Und du Herzchen?", er legt frech Meghan einen Arm um ihre Hüfte.
„Hast du vielleicht Lust mit dem mächtigsten Mann hier auf der Party einen draufzumachen? Eine Frau wie du sagt doch bestimmt nicht nein zu einem Gläschen Champagner?"
„Natürlich nicht!", antwortet sie zuckersüß und schmiegt sich sofort an ihn.
„Wie könnte ich bei einem Mann wie Ihnen schon widerstehen?"
Fassungslos sehen wir den Beiden nach, als sie auf der Party verschwinden.
„Das war..."
„...ekelhaft?", beende ich Toms Satz und er lacht leicht.
„Ja, so ungefähr kann man es ausdrücken.", stimmt er mir zu und sieht mich scheinbar besorgt an.

„Meinst du, du schaffst es bis nach oben?", fragt er plötzlich scheinheilig.
„Klar, das wird schon gehen. Irgendwie muss ich ja in mein Zimmer kommen.", versuche ich ihn zu beruhigen und wundere mich über das Grinsen in seinem Gesicht.
„Was?", frage ich irritiert nach und sein Grinsen wird noch eine Spur breiter.
„Ich meine nur... weil du ja keinen Aufzug fahren kannst. Dann müssen wir wohl die ganzen Treppen nach oben nehmen. Wegen deiner Phobie und so. Wie hieß sie noch gleich?", foppt er mich und ich sehe ihn einen Moment sprachlos an.
„Hey, das ist gemein! Das ist eine ernstzunehmende Krankheit!", schmolle ich und er lacht nur. „Mhmm klar. Am Ende verlangst du noch, dass ich dich die ganzen Treppen hochtrage?"
„Na, komm! Stark genug bist du ja wohl. Sonst musst du dich mit Captain America abwechseln.", lachend deute ich auf Chris, den wir mittlerweile eingeholt haben.
„Wobei müssen wir uns abwechseln?", fragt dieser irritiert nach, doch wir lachen nur.
„Frag lieber nicht!", antwortet Tom amüsiert und schiebt mich in den Fahrstuhl.
„Ich glaub den Rest schaffen wir allein!"
Er zwinkert seinem Freund zu, der mir noch schnell zuwinkt, bevor sich die Fahrstuhltüren schließen.

Ich lehne mich erschöpft an eine der Fahrstuhlwände und atme durch.
<<Was für ein Abend!!>>
Tom lehnt sich an die Wand gegenüber und sieht mich an.
Sofort kommen mir wieder die Bilder der letzten Nacht in den Sinn, als wir zusammen in dem Aufzug standen.
Ich merke, wie ich knallrot werde. Verlegen sehe ich zu Boden, während Tom gar nichts sagt, sondern mich nur lächelnd beobachtet.
„Danke für deine Hilfe!", murmel ich schließlich, um die Stille zu durchbrechen.
„Noch bist du ja nicht im Bett!", lacht er und ich sehe ihn überrascht an.
„Du willst mich doch nicht ernsthaft bis ins Bett bringen?", japse ich und schüttel den Kopf. „Natürlich! Versprochen ist versprochen!"

Tom lässt nicht mit sich reden und schiebt mich entschlossen aus dem Fahrstuhl.
„Das ist wirklich nicht nötig.", versuche ich noch zu widersprechen, doch er begleitet mich einfach weiter bis zu meiner Zimmertür.
<<Nagut, ich bin noch etwas wackelig und schwach auf den Beinen, aber das ist jetzt echt übertrieben!>>
„Ok, jetzt hast du deinen Auftrag aber erfüllt. Wirklich!", lache ich vor der Tür und krame nach meinem Schlüssel.
„Mach auf!", antwortet er nur und deutet mit einem Kopfnicken auf das Türschloss.
Ich seufze und versuche die Tür zu öffnen, aber meine Hände sind noch zu zittrig.
<<Fuck, zittern die schon die ganze Zeit so?>>
„Siehst du! Hab ich mir doch gedacht. Die Wirkung der Tropfen hat noch nicht ganz nachgelassen...", gibt mir Tom die Antwort auf meine Gedanken und nimmt mir den Schlüssel aus der Hand.
Er schließt die Tür auf, schiebt mich in mein Zimmer und schaltet das Licht ein.

Er ignoriert die Klamotten, die auf meinem Boden verstreut liegen, und geht direkt ins Bad.
Ich sehe ihm überrascht nach, aber merke langsam auch, wie erschöpft ich eigentlich bin.
<<Diese Tropfen haben mich echt fertig gemacht. Ein Wunder, dass ich es überhaupt in mein Zimmer geschafft hab.>>
Ich seufze, lasse meine Tasche irgendwo hinfallen und zieh mir die Schuhe aus.
<<Ich muss dringend ins Bett.>>
Ich bin mit einem Mal so erledigt, dass mir sogar egal ist, dass Tom hier noch irgendwo herumschwirrt.
<< Ich will nur ins Bett. Möglichst schnell! Ok, wie komm ich jetzt aus diesem Kleid raus?>>
Hilflos versuche ich die Schnüre an meinem Rücken zu öffnen, doch anscheinend hat Mirco sie vorhin so gut zugeknotet, dass es gar nicht so einfach ist.
„Brauchst du vielleicht Hilfe?" Ich drehe mich überrascht um und sehe Tom grinsend hinter mir stehen.
„Mhm...irgendwie will das nicht aufgehen..", murmel ich verlegen und werde wieder rot.
<<Ok, schlechteste Anmache ever Hannah! Buhuu, mein Kleid geht nicht auf, kannst du mir bitte bitte helfen? Sowas von offensichtlich....Aber ich krieg es wirklich nicht auf>>, denke ich verzweifelt.

Doch Tom nickt nur verständnisvoll und stellt schnell die Flasche Wasser an Hannahs Bett, die er gerade im Bad für sie aufgefüllt hat.
<<Ok, Tom! Du hilfst ihr nur. Ganz harmlos. Sie braucht deine Hilfe mit dem Kleid und du machst das jetzt. Aber ohne Hintergedanken. Nicht, dass sie noch denkt, du würdest die Situation ausnutzen wollen oder falsch verstehen!>>
Sie lächelt ihn an und dreht ihm wieder auffordernd den Rücken zu.
„Mirco hat da irgendwie tausend Knoten reingemacht. Aber so komm ich nicht aus dem Kleid raus und naja...ist nicht gerade bequem zum Schlafen.", erklärt sie lachend und er hat kurz das Gefühl, dass sie genauso nervös ist wie er.
<<Ist sie das?>>
Vorsichtig nähert er sich ihr und beginnt die Knoten aus den Schleifen zu lösen.
„Ok, das war's glaub ich.", murmelt er nach einer Weile und muss schlucken, als unter den geöffneten Schnürren ihre nackte Haut zum Vorschein kommt.
„Oh, danke!"
Lächelnd dreht sie sich um und hält das Kleid fest, damit es ihr nicht von den Schultern zu Boden rutschen kann. Er sieht sie einen Moment sprachlos an.
<<Wenn er jetzt ihre Hände nehmen würde, sodass ihr das Kleid entgleitet...>>

Ich lache verlegen, als ich Toms Blick bemerke.
„Allein hätte ich wahrscheinlich ewig hier gestanden.", erkläre ich nochmal entschuldigend und spiele mit dem Saum meines Kleides herum.
„Was war das eigentlich mit dir und diesem Prinzen?", platzt es plötzlich aus meinem Gegenüber heraus und ich sehe ihn überrascht an.
„Mit Rege? Was soll da sein?"
„Na, ihr saht zwischendrin wirklich sehr innig aus!", knurrt Tom und ich schnappe nach Luft.
„Oh, das konntest du sehen, während die Schlange dich so eingewickelt hatte? Ich hatte den Eindruck du hast dich blendend amüsiert!", gebe ich verletzt und etwas überspitzt zurück.
„Du weißt, dass das Schwachsinn ist!"
„Achja, weiß ich das?" Ich verschränke die Arme und sehe ihn wütend an.
Tom erwidert meinen Blick ruhig und ich fühle mich wie ein bockiges Kind.
<<Was tue ich hier eigentlich? Ich benehme mich, als wären wir verheiratet und er mir für irgendwas Rechenschaft schuldig.>>

„Sorry...Ich finde nur, dass du was Besseres verdient hast. Eine Frau, die wirklich Gefühle für dich hat....", murmel ich entschuldigend und würde mich am liebsten ohrfeigen.
<<Mist, ich bin immer noch total betrunken und plappere einfach drauflos >>
Ich spüre, wie der Alkohol in mir arbeitet und ich nicht klar denken kann.
„Ich glaub, ab hier komm ich allein klar?", versuche ich eine Reaktion von Tom zu bekommen, der mich immer noch so seltsam ansieht.
<<Ob er mir jetzt böse ist? Vielleicht sollte er wirklich besser gehen? Was würde ich geben, um einmal seine Gedanken lesen zu können! >>
„Oh klar!", antwortet er schnell und scheint einen Moment zu überlegen.
„Aber eigentlich....hatte ich ja versprochen dich ins Bett zu bringen, also..."
Er deutet etwas unbeholfen auf das Bett und ich schüttel lachend den Kopf.
„Du meinst das wirklich ernst, oder? Nagut...aber dann musst du dich kurz umdrehen!", fordere ich ihn frech auf und warte, bis er meiner Aufforderung nachkommt.

Tom muss sich wirklich zusammenreißen, sich nicht heimlich umzudrehen und doch einen Blick auf Hannahs Körper zu riskieren. Doch er steht brav mit dem Rücken zu ihr und schluckt kurz, als er hört wie ihr Kleid auf den Boden gleitet.
<<Ok, Tom reiß dich zusammen. Sei ein Gentleman.>>
Einen kleinen Seitenblick kann er sich dann jedoch doch nicht verkneifen.
Hannah hat sich ebenfalls mit dem Rücken zu ihm gedreht, war aus ihrem Kleid gestiegen und ließ nun ihren BH zu Boden fallen. Tom mustert ihren nackten Rücken, den knappen schwarzen Spitzenslip und ihre langen Beine.
<<Wenn er sie jetzt einfach zu sich umdrehen würde... Ihre Hand nehmen, sie an sich ziehen... Sie küssen und auf das Bett legen...>>, hängt Tom seinen Gedanken nach und starrt sie fasziniert an. Schnell schnappt sie sich ein Schlafshirt und zieht es über ihren Kopf.
<<Mist, das war's mit der schönen Aussicht!>>
„Haben sie etwa doch geguckt, Mr Hiddleston?!?!?", schimpft Hannah plötzlich, die seinen Blick bemerkte und droht ihm lachend mit dem Zeigefinger.
„Ich? Was? Nein!" , widerspricht er vehement und ärgert sich darüber, dass er rot wird.
<<Was ist bloß mit seinem Selbstbewusstsein los? Er hatte doch sonst keine Probleme mit Frauen! Warum kriegt er bei ihr absolut nichts gebacken?>>
„Na, dann will ich ihnen mal glauben! Aber ich glaube jetzt hast du mich wirklich genug ins Bett gebracht. Oder gibt's noch etwas zu tun?", lacht sie vergnügt und ihre Augen funkeln herausfordernd.

<<Los jetzt Tom! Komm schon! Sie fordert dich ja gerade dazu auf!
Oder nicht?
Vielleicht ist das keine gute Idee.
Ihr ging es vorhin so schlecht und sie wirkt noch immer etwas blass. Und sehr erschöpft.
Wir sollten die Tropfen lieber nicht unterschätzen.>>, seine Gedanken rasen und für einen Moment weiß er nicht, was er tun soll.
„Tom?", fragend sieht sie ihn an und innerlich fasst er einen Entschluss.
„Leg dich hin!", sagt er leise und hebt die Bettdecke für sie hoch.
„Ähm ok..." Sie ist sichtlich irritiert, aber folgt seiner Anweisung.
Hannah legt sich auf das Bett und vorsichtig breitet Tom die Decke über sie aus.
„So, Kleines...Jetzt wird geschlafen!", flüstert er leise und streicht ihr über den Kopf.
„Und wenn ich nicht schlafen kann?", widerspricht sie grinsend, obwohl sie aussieht, als könnte sie kaum noch die Augen offenhalten.
<<Aber vielleicht will sie auch einfach nur nicht, dass er schon geht. Genauso wenig wie er gehen will.>>
„Dann bleibe ich bei dir, bis du eingeschlafen bist. Versprochen!", lächelt er und kniet sich zu ihr neben das Bett auf den Boden.
„Ernsthaft?", ungläubig sieht sie ihn an.
„Natürlich! Ich hab doch gesagt, dass ich mich um dich kümmere." Er lacht leise, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkt.
<<Sie muss ihn wirklich für einen Spinner halten. Aber sie lächelt, das ist ein gutes Zeichen.>>

„Singst du mir was vor?", bittet sie ihn plötzlich und sieht ihn erwartungsvoll an.
<<Wie könnte er ihr auch nur einen Wunsch abschlagen.>>
„Ok, du musst aber die Augen zumachen. Sonst kannst du nicht einschlafen.", gibt er ihrer Bitte nach und beobachtet sie einen Moment lächelnd, wie sie mit geschlossenen Augen daliegt.
Leise fängt er an zu singen und streicht ihr dabei über den Kopf („All of me" von John Legend).
Er dachte gerade, dass sie eingeschlafen sei, als sie seinen Namen flüstert. „Tom?"
„Ja Darling?" Sie lächelt, als er sie so nennt und öffnet für einen Moment die Augen.
„Ich muss dir was gestehen...Ich..bin wirklich die Frau aus dem Fahrstuhl", flüstert sie und kichert albern.
„Ach was?", er kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und betrachtet Hannah amüsiert.
„Und weißt du noch was..", flüstert sie und er beugt sich ein Stück näher zu ihr herüber.
„..ich hätte nicht gedacht, dass ich mich noch mehr in dich verlieben könnte...aber du hast es tatsächlich geschafft.", sie lacht leise, sieht ihm tief in die Augen und greift nach seiner Hand.
Tom ist für einen Moment sprachlos und sieht sie nur an.
<<Diese dunklen Augen! Sein Herz schlägt schneller, wenn sie ihn so ansieht.>>
Bevor er ihr doch antworten kann, hat Hannah die Augen schon wieder geschlossen und ist eingeschlafen.
Er beobachtet sie noch eine Weile, bevor er sich erhebt, ihr einen Kuss auf die Stirn gibt und über das Haar streichelt.
„ Ich werde in Zukunft besser auf dich aufpassen. Du hast mein Ehrenwort.
Du bedeutest mir so viel Hannah...Ich weiß es klingt verrückt und ich kann es mir selbst nicht erklären. Aber....
Ich werde mir etwas einfallen lassen! Etwas Besonderes für dich! Du bekommst dein Happy End! Versprochen!", flüstert er in ihr Ohr und verlässt schließlich leise das Zimmer.

Ein Wochenende auf der Magic Con (Tom Hiddleston Lovestory)HWo Geschichten leben. Entdecke jetzt