Ein nicht gerade ruhiger Sonntagmorgen

173 13 0
                                    

„Hannah?!" Wie ein Idiot hämmert er weiter an ihrer Tür, doch aus dem Raum ist kein Laut zu hören.
<<Er weiß, dass sie da drin ist. Aber sie gibt ihm einfach keine Chance.>>
„Tom?"
Er dreht sich überrascht zu Mirco um, der im Nebenzimmer den Lärm auf dem Flur gehört hat und nun nachsehen wollte, was es damit auf sich hat.
„Was ist denn los bei euch?", fragt er irritiert und mustert den Engländer skeptisch.
„Hannah...sie...sie öffnet einfach nicht die Tür!", versucht dieser zu erklären, doch Mirco zieht nur vielsagend die Augenbrauen hoch.
„Dann will sie vermutlich einfach nicht mit dir reden, Kumpel!", stellt er nüchtern fest und verschränkt die Arme vor der Brust.
„Aber ich muss mit ihr reden! Ob sie will, oder nicht!"
„Und du meinst, wenn du wie ein Wilder an ihre Tür klopfst, ist sie eher dazu bereit mit dir zu sprechen?"
Tom lässt den Kopf hängen und sieht für einen Moment so hilflos ein, dass Mirco Mitleid bekommt. „Hey, ich kenn Hannah schon seit Jahren. Wenn sie sich zurückzieht, dann hast du keine Chance. Du musst ihr erstmal Zeit geben....", versucht er Tom zu helfen, doch der schüttelt nur den Kopf.
„Zeit?? Wieviel Zeit haben wir denn noch? Die Convention ist heute vorbei und dann...."
Er lässt den Satz unbeendet, doch es ist auch nicht nötig, dass er weiterspricht.
Mirco weiß selbst nicht, wie es nach der Con mit Scarlett und ihm weitergehen soll und ob überhaupt. Sie hatten die Zeit gemeinsam einfach genossen, ohne sich darüber weiter Gedanken zu machen.
Tom sieht wieder zu Hannahs Tür, seufzt resignierend und lässt Mirco dann einfach stehen. Mit schnellen Schritten geht er zu den Aufzügen.
<<Er muss erstmal nachdenken! Ihm muss einfach etwas einfallen, wie er Hannah erreichen kann! Wenn sie ihm schon nicht die Tür öffnet, wird sie erst Recht nicht ans Handy gehen. Es muss eine andere Möglichkeit geben.>>

Nach ein paar Stunden unruhigen Schlafes werde ich schließlich wach.
Obwohl wach das falsche Wort ist. Ich fühle mich eher wie von einem LKW überfahren.
Ich schließe für einen Moment die Augen und atme ruhig durch.
Ich vermisse Tom, auch wenn ich mich albern deswegen fühle.
Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es erst neun Uhr morgens ist.
<<Vielleicht sollte ich mir etwas zum Frühstücken suchen.>>, überlege ich mir, als mein Magen laut knurrt.
<<Aber auf keinen Fall hier im Hotel.>>
Ich stehe schnell auf, schlüpfe in bequeme Joggingklamotten und mache mir einen Pferdeschwanz. Ich ziehe einen Kaputzenpulli über und schleiche unbemerkt aus dem Hotel.
<<Ich habe keine Lust irgendjemandem zu begegnen. Ich will einfach nur meine Ruhe.>>
Ich husche zu einem Bäcker herüber und mustere nachdenklich die Auswahl in der Auslage. Mein Magen rebelliert zwar vor Hunger, aber gleichzeitig ist mir auch total schlecht. Ich seufze und kaufe mir zwei Schokomuffins.
<<Schokolade geht immer! Ich will sie aber nicht in der Bäckerei essen, sondern lieber in meinem geschützten Hotelzimmer. Am liebsten im Bett.>>
Ich hole mir noch einen heißen Kakao dazu und beeile mich wieder ins Hotel zu kommen.

Aufgelöst tigert Tom in seinem Zimmer auf und ab.
Seine Gedanken kreisen nur um Hannah und den gestrigen Abend.
<<Hatte er irgendetwas falsches gesagt oder getan? Sie schien doch glücklich zu sein, als sie in seinen Armen lag. Hatte er irgendein Anzeichen verpasst?>>
Ihm fällt absolut nichts ein, was Hannah dazu hätte bringen sollen vor ihm zu flüchten.
<<Aber was weiß er schon, was in ihrem Kopf vorgeht?! Sie redet ja nicht mit ihm!>>
Er seufzt verzweifelt auf.
<<Es bringt nichts! Er muss einfach mit ihr sprechen. Koste es, was es wolle.>>
Entschlossen verlässt er den Raum und macht sich wieder auf den Weg zu Hannahs Zimmer.
Er lauscht einen Moment an ihrer Tür, doch es ist kein Laut zu hören.
Er klopft noch einmal, falls sie doch da sein sollte.
„Hannah! Ich bin's wieder, Tom! Ich werde hier nicht weggehen, bis du mit mir sprichst! Ich hab ewig Zeit!!! Hörst du? Ewig!! Ich warte hier einfach!", ruft er gegen die Holztür und lässt sich dann an ihr herunter auf den Boden gleiten. Er lehnt sich an und schließt die Augen.
<<Egal, wie lange es dauert...irgendwann MUSS sie dieses Zimmer doch verlassen!>>

Ich stehe gerade im Fahrstuhl, als mein Handy klingelt.
Nervös sehe ich auf das Display und seufze auf.
<<Mirco!>>
Einerseits bin ich erleichtert, andererseits hat etwas in mir gehofft, dass es Tom ist.
<<Hannah, du solltest dich echt langsam mal entscheiden, was du eigentlich willst.>>, schimpfe ich mit mir selbst und nehme den Anruf meines besten Freundes an.
„Guten Morgen Liebes!", flötet er gutgelaunt und ich beneide ihn um seine Fröhlichkeit.
„Hey...alles klar?", knurre ich etwas ungehalten und sofort ändert sich sein Tonfall.
„Oha, das hört sich aber nicht gut an! Ist bei dir alles in Ordnung?", fragt er besorgt nach und ich versuche schnell ihn zu beruhigen.
„Nein, alles gut...also...es geht schon! Mach dir keine Gedanken!"
„Ich frage nur, weil ich heute Morgen mitbekommen habe wie ein gewisser Mister Hiddleston vor deiner Tür stand...er wirkte etwas...verzweifelt?!"
Ich seufze entnervt und schließe für einen Moment die Augen.
„Nein, Quatsch. Alles gut...wir hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit, wenn man das so nennen kann....nichts Ernstes...", murmel ich und verlasse den Fahrstuhl, der gerade in meiner Etage angekommen ist.
Während ich mit Mirco telefoniere, krame ich in meiner Hosentasche nach meinem Zimmerschlüssel. <<Gar nicht so einfach, wenn man gleichzeitig noch Muffins und Kakao in den Händen balanciert.>> „Habt ihr euch etwa gestritten?", fragt mein bester Freund weiter und ich verdrehe die Augen.
„Nein, alles gut, wirklich...das klärt sich schon alles....ich...."
Ich bin mittlerweile bei meinem Zimmer angekommen und bemerke überrascht, dass dort jemand auf mich wartet.
Mit großen Augen sehe ich Tom an, der plötzlich vor mir steht.
<<Seit wann steht er denn da? Hat er etwa hier auf mich gewartet?>>
Mein Herz beginnt sofort wie wild zu schlagen und ich widerstehe dem Drang ihm einfach um den Hals zu fallen.
„Hannah, du musst echt lernen deine Konflikte direkt zu lösen! Weglaufen bringt niemanden etwas...", versucht mein bester Freund mir am Handy weiter zu helfen, doch Tom nimmt mir das Telefon aus der Hand.
„Sie ruft zurück!", informiert er den Anrufer knapp und legt einfach auf.
Mit ernstem Blick mustert er mich und mir rutscht sofort das Herz in die Hose.

„Hannah...", sagt er leise und sieht in ihre wunderschönen großen Augen, die ihn erschrocken ansehen.
Er geht einen Schritt auf sie zu, doch sie weicht vor ihm zurück.
„Was tust du hier?", stammelt sie und sieht auf den Boden.
„Du bist heute Morgen einfach verschwunden ohne ein Wort zu sagen! Weißt du eigentlich, wie ich mich dabei gefühlt habe?!", wirft er ihr vor und sieht wie ihre Wangen sich rot verfärben.
Er atmet einmal durch.
„Ich finde wir sollten reden, oder irre ich mich da?", fragt er mit ruhiger Stimme.
<<Er will nicht, dass sie sich unwohl fühlt. Er will nur mit ihr sprechen. Und er will, dass sie wieder lächelt.>>
Die Frau vor ihm sieht so unglücklich aus, dass er sie am liebsten in den Arm genommen hätte. Doch er möchte sie nicht bedrängen.
„Tom, wir müssen dieses Gespräch echt nicht führen. Können wir den Teil nicht einfach überspringen und die Nacht als das in Erinnerung behalten, was es war?", bittet sie ihn und er sieht sie fragend an. „Und sie war was in deinen Augen?"
„Ein Abenteuer! Du weißt schon...ein paar schöne Stunden, die man miteinander verbracht hat. Nichts weiter!"
Sie versucht gleichmütig mit den Schultern zu zucken, doch Tom sieht das verräterische Glänzen in ihren Augen.
„Ein Abenteuer also?", wiederholt er wie ein Echo und sieht sie fassungslos an.
<<Sie glaubt doch wohl selbst nicht, was sie da gerade sagt??>>

„Hannah, wir sollten da wirklich noch einmal in Ruhe drüber reden!", setzt er wieder an, doch ich unterbreche ihn schnell.
<<Ich weiß, was da jetzt kommt und ich will das aus seinem Mund nicht hören.>>
Also beschließe ich, ihm das Gespräch einfach abzunehmen.
„Ok, weißt du was...ich erledige das für dich, indem ich mal kurz zusammenfasse, was du mir sagen willst. Also....Hannah du bist eine tolle Frau und die Nacht war wirklich wundervoll.
Aber wir müssen realistisch bleiben und es ist einfach so, dass wir in zwei verschiedenen Welten leben. Du hier und ich in London als Hollywoodschauspieler. Das würde niemals funktionieren. Außerdem hätte ich gar nicht genug Zeit für eine Beziehung und der Druck als offizielles Paar ist viel zu groß. Wir kennen uns ja auch kaum und wer weiß, ob das alles überhaupt funktionieren würde. Die Presse würde sich das Maul über uns zerreißen und wer weiß, ob du mit dem ganzen Trubel überhaupt umgehen könntest. Dein Leben wäre nie wieder so, wie es einmal war.
Also ist es das Vernünftigste das hier an dieser Stelle zu beenden, es war wunderschön, ich werde dich nie vergessen, danke für alles. Tschau! Hab ich noch was vergessen?"
Ich bin während meines Monologs aufgeregt vor der Tür auf und ab marschiert, während Tom mir sprachlos zugesehen hat.
„Hey, es ist ok!", versuche ich ihn und gleichzeitig auch mich selbst zu überzeugen. Ich lächel dabei etwas hilfos.
„Ich kann das verstehen! Denn es ist ja wahr...welche Chance hätten wir schon? Das weiß ich doch selbst. Du musst dich nicht verteidigen, oder dich schlecht fühlen oder so. Es ist ok....wirklich..."

<<Er kann nicht fassen, was sie da von sich gibt. Das kann sie nicht Ernst meinen!?>>
„Hältst du mich für so einen Arsch, dass ich mit dir die Nacht verbringe und dich dann am nächsten Morgen so abserviere??!?!", fragt er fassungslos und eine kurze Verunsicherung huscht über ihr Gesicht.
„Welche Wahl hast du denn sonst?", antwortet sie leise und er hört eine Traurigkeit in ihrer Stimme, die er kaum ertragen kann.
„Was sollst du mir denn sonst sagen, Tom? Mhmm?? Ernsthaft? Hey Hannah, ich habe mich unsterblich in dich verliebt.
Bitte lass alles stehen und liegen und komm mit mir nach London, wo wir gemeinsam ein absolutes Traumleben führen und in den Sonnenuntergang reiten?! Ist es etwa das, was du mir sagen willst??, schleudert sie ihm entgegen.
„Warum denn nicht?", hält er dagegen und sie ist davon so überrascht, dass sie für einen Moment nach Luft schnappt.
„Tu das nicht, Tom!", flüstert sie und er geht einen Schritt auf sie zu.
„Warum nicht? Warum sollten wir es nicht versuchen?"
Er greift nach ihrer Hand, doch sie entzieht sich ihm.
„Das ist Schwachsinn Tom!"
„Was? Warum?"
„Weil das hier kein verdammtes Märchen ist! Wir sind hier nicht bei Disney, wo es immer ein Happy End gibt!", erwidert sie und wirkt auf einmal total wütend.

<<Was denkt er sich eigentlich? Dass er ihr Hoffnungen machen kann, die sich am Ende dann doch nicht erfüllen?? Er würde ihr das Herz brechen. Wie sollte er auch nicht?>>
Ich mustere den Mann vor mir, der selbst in dieser Situation perfekt zu sein scheint.
<<Während sie selbst dasteht wie ein Trottel in ihrem Jogginganzug, ungeschminkt, mit den albernen Schokomuffins und dem Kakao in der Hand. Wie bei einem Kindergarten Frühstück und sie ist die Fünfjährige...>>
„In deinen Geschichten gibt es immer ein Happy End!", antwortet Tom leise und sieht mich so verzweifelt an, dass mir beinahe die Tränen kommen.
„Weil es nur Geschichten sind, Tom! Ausgedachte, kitschige Geschichten einer hoffnungslosen Romantikerin. Mehr nicht!"
Er will mir erneut widersprechen und kommt einen Schritt auf mich zu, doch ich stoße ihn von mir. <<Fuck, warum macht er es uns jetzt so schwer? Warum kann er nicht einfach gehen?>>
Ich merke, wie mein Herz rast und ich nahe an einer Panikattacke stehe.
Ich sehe plötzlich Basti vor mir, seinen Tod, wie ich gelitten habe....
„Hannah, es sind nicht nur Geschichten.... Es kann immer ein Happy End geben...", höre ich Toms leise Stimme und sehe ihn verzweifelt an.
„Achja? Mein Verlobter ist drei Wochen vor unserer Hochzeit von einem Auto überfahren worden! Denkst du, da kann ich noch an Märchen oder Wunder oder Happy Ends glauben?", platzt es aus mir heraus, doch er sieht mich nur entschlossen an.
„Es reicht, wenn ich für uns Beiden daran glaube...", erwidert er leise und ich schüttel den Kopf.
<<Ich kann nicht noch einmal jemanden so nah an mich heranlassen. Schon gar nicht jemanden, dessen Welt so weit von meiner entfernt ist und mit dem die Zukunft so ungewiss erscheint.>> Panisch drehe ich mich um, schließe die Hotelzimmertür auf und schlage sie schnell hinter mir zu, bevor Tom mich aufhalten kann.
<<Ich muss vernünftig sein! Und mich schützen! Ich schaffe das alles nicht noch einmal. Das letzte Mal hat mein gebrochenes Herz mich fast umgebracht.>>

Schweratmend stehen beide vor ihrer Seite der Tür und versuchen ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen.
Wie soll es jetzt bloß weitergehen? Kann es überhaupt irgendwie weitergehen?
Plötzlich wirkt es so, als würde nicht nur die Hotelzimmertür zwischen ihnen stehen.

Ein Wochenende auf der Magic Con (Tom Hiddleston Lovestory)HWo Geschichten leben. Entdecke jetzt