Oder auch nicht

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In den nächsten Wochen bleibt so ziemlich alles beim Alten. Wir gehen in den Unterricht, wir bekommen Hausaufgaben, wir albern herum, bis wir besagte Hausaufgaben machen müssen und ich tue so als ob es mich nicht stört, dass James mit Jenna zusammen ist. Er ist jetzt schon einen Monat mit ihr zusammen was an seinen Rekord heranreicht. Ich tue so als würde es nicht wehtun. Jenna gibt ständig damit an, dass sie das Mädchen ist das James Potter zähmen kann, vor allem wenn ich dabei bin. Ich gebe ständig vor Marlene damit an, dass ich sie noch nicht verflucht habe. Es ist ziemlich beeindruckend wie viel Selbstbeherrschung ich habe. Ich versuche mich nicht zu sehr verletzt zu fühlen. Ich habe mir etwas vorgemacht als ich dachte, dass er mein Shampoo im Zaubertrank gerochen hat oder, dass unsere passenden Patroni etwas bedeuten. Ich habe versucht meine Gefühle zu unterdrücken, aber sie sind dageblieben. Nur an der Oberfläche bereit überzulaufen. Sobald ich denke, dass ich sie unter Kontrolle habe, bringt er mich zum Lachen oder sieht mich mit diesen haselnussbraunen Augen an und diese lästigen Gefühle spielen verrückt. Es ist nicht einfach Schulsprecher und Schulsprecherin zu sein. Selbst wenn ich von ihm weg wollte, könnte ich das nicht. Wir gehen zusammen auf Patrouille, müssen zusammen an Sitzungen teilnehmen und die Vertrauensschüler zusammen kontrollieren. Wir sind ständig gezwungen Zeit miteinander zu verbringen und das ist eine sehr unglückliche Situation. Ich geniesse unsere gemeinsame Zeit aber sie erinnert mich nur daran was ich nicht haben kann. Und ich verfluche mich selbst dafür, dass ich es nicht mit ihm versucht habe als sich die Gelegenheit bot. Jetzt war es zu spät.

"Evans gehst du morgen nach Hogsmeade?", fragt Sirius beim Abendessen.
"Na klar", sage ich und sehe zu ihm rüber. "Ich hatte schon lange Lust auf ein Butterbier."
"Ich auch", nickt er zustimmend. "Warum treffen wir uns nicht alle morgen?"
James öffnet den Mund, um etwas zu sagen, aber Jenna unterbricht ihn. "Das würden wir ja gerne aber wir verbringen den Tag bei Madam Puddifoot." Peter versteckt sein Augenrollen; Remus rollt ihr praktisch die Augen ins Gesicht.
"Wirklich?", fragt James und setzt seinen Kaffee vorsichtig ab als würde er sich auf einen Kampf vorbereiten.
"Ja", sagt sie fest die Augenbrauen hochgezogen.
"Krone wir treffen uns immer, wenn wir in Hogsmeade sind", protestiert Sirius.
"Jenna, ich hänge immer mit ihnen rum. Wir können dorthin gehen und mit ihnen abhängen." Er wirft ihr einen Blick zu. Jenna schnaubt und sagt: "Gut. Ich gehe ins Bett." Sie steht auf und stolziert aus der Grossen Halle.
"Servier sie ab, servier sie ab, servier sie ab", skandiert Peter. Marlene und ich versuchen erfolglos unser Kichern zu verbergen.
James starrt uns an. "Worüber lacht ihr beiden?", brummt er gereizt.
"Ich stimme Pete zu. Servier sie ab, servier sie ab, servier sie ab", wiederholt Marlene.
"James", sage ich und werfe ihm einen Blick zu. "Sie ist ein schrecklicher Mensch. Und ich persönlich habe es satt von ihr über dich zu hören. Sie redet von nichts anderem mehr als von dir. Nicht auf die liebevolle verliebte Art einer neuen Beziehung sondern auf die Art, dass ich das Unmögliche geschafft habe."
"Gib es einfach zu Evans du willst, dass ich sie abserviere damit du mich ganz für dich allein haben kannst", zwinkert James.
"Jep", sage ich sarkastisch. "Das ist es auf jeden Fall." 'Das ist es auf jeden Fall.'
Als wir zurück zum Schlafsaal gehen sage ich Marlene,dass ich ein Date brauche. "Ein Date?", fragt sie. "Ja", sage ich, "ich habe es satt James und Jenna zu sehen. Besorgst du mir ein Date für morgen?" "Wie zum Teufel soll ich das denn machen? Hättest du mir nicht eher Bescheid geben können?" Ich werfe ihr einen Blick zu."Weil du Marlene McKinnon bist. Ein knallharter Typ in jeder Hinsicht. Du bist meine beste Freundin. Und du würdest alles für mich tun." Sie rollt mit den Augen aber ein Lächeln umspielt ihre Lippen. "Gut."

Am nächsten Morgen treffe ich Marlene im Eingang des Schlosses extra sorgfältig gekleidet in meine gutsitzende Jeans und dem tief aber nicht zu tief ausgeschnittenem Pullover. Sie steht mit Draven McLaggen da. Sein schmutziges blondes Haar ist unordentlich, aber nicht so unordentlich wie das von James, sondern so unordentlich, dass man meint er habe versucht es unordentlich aussehen zu lassen. Seine blauen Augen wandern von meinem Kopf bis zu meinen Zehen ein Grinsen umspielt seine Lippen. Er trägt eine Jeans und einen schwarzen Pullover, der ihm gut steht.
Ich lächle ihn an. "Hallo Draven."
"Lily", nickt er. Marlene steht hinter ihm und grinst mich an. 'Gern geschehen', murmelt sie. 'Das bin ich ihr so was von schuldig.'
"Sollen wir gehen?", fragt er. Seine Stimme ist tief und angenehm. Ich frage mich wie Marlene ihn bekommen hat und das so kurzfristig. Die meisten Mädchen in unserem Alter sind in ihn verknallt.
"Klar." Wir beginnen unseren Spaziergang nach Hogsmeade. Zuerst machen wir nur Smalltalk aber dann kommen wir auf das Thema Quidditch zu sprechen - er ist der Hüter von Gryffindor. Er fängt an lange darüber zu reden; wir sind fast in Hogsmeade, bevor er etwas über mich fragt.
"Warum hast du nie gespielt?", fragt er.
"Nun ich schaue gerne zu", sage ich lächelnd. "Aber ich bin nicht mit dem Fliegen aufgewachsen und ehrlich gesagt es macht mir irgendwie Angst." Er lacht spöttisch. "Es ist nicht beängstigend!" Ich verenge meine Augen. "Für manche Leute schon", werfe ich zurück. "Na du bist ja noch ein Baby." Ich strecke ihm die Zunge raus und versuche das Ganze spielerisch wirken zu lassen.
"Das ist süss", zwinkert er. Ich zwinge mich zu einem Lachen. 'Oh ich würde jetzt viel lieber mit James reden. Nun ich sage mir das tust du nicht. James knutscht wahrscheinlich gerade mit Jenna.' Der Gedanke treibt mir die Röte in die Wangen und ein leeres Gefühl im Bauch. "Willst du zu Madam Puddifoot gehen?", frage ich leichthin, als ob es mir nicht wirklich wichtig wäre. Sein Gesicht erhellt sich. "Klar!", sagt er etwas zu enthusiastisch.

Wir machen uns auf den Weg zu dem kleinen Laden. Ich war noch nie drinnen, aber ich habe gehört wie Marlene davon erzählt hat. Als wir reingehen ist alles rosa. Nichts als rosa. Rosa Wände, rosa Tische und rosa Stühle. Das ist irgendwie eklig. Als ich aufwuchs war ich eine Art Wildfang und boykottierte alles was rosa war. Inzwischen habe ich mich mit der Farbe Rosa abgefunden aber das hier ist ein bisschen viel. MacLaggen zieht mich vor sich her und sucht uns einen Tisch. Er bestellt für uns beide, während ich mich umschaue und versuche James zu finden. Zuerst sehe ich ihn nicht, aber dann erkenne ich sein rabenschwarzes Haar in der Sitzecke. Ich teste ein wenig den Abstand zwischen ihm und Jenna. Sie bewegt sich immer weiter auf ihn zu, um den Abstand zu verringern. Ich glaube er hat uns noch nicht gesehen.
"Äh Lily?", fragt Draven. Ich wende meine Aufmerksamkeit wieder ihm zu.
"Wie bitte?"
"Dein Tee ist hier", sagt er. Ich schaue nach unten und sehe eine Tasse Tee die, wer hätte es gedacht, rosa ist. Ich nehme einen Schluck und geniesse die Wärme, die er meinem Körper spendet; er schmeckt anständig, aber es ist kein Butterbier. Ich werfe einen kurzen Blick auf James zurück. Wir stellen Blickkontakt her und sein Gesicht blinkt. Ich wende mich schnell ab und rücke näher an Draven heran.
"Also", sage ich ohne wirklich zu wissen worauf das hinauslaufen soll. "Was sind deine Pläne für das nächste Jahr?" Er lächelt. "Ich würde gerne irgendwo Quidditch spielen." "Wirklich?", frage ich und versuche mich mehr in das Gespräch zu vertiefen als ich es wirklich tue. "Das ist so cool!" "Ja", sagt er arrogant. "Ich glaube ich habe ziemlich gute Chancen." Ich werfe einen Blick aus dem Augenwinkel und sehe James und Jenna knutschen. Es ist als hätte mir jemand einen Schlag in den Bauch versetzt und dann beschlossen mich in ein Bett aus Eiswasser zu legen. 'Na ja das Spiel können auch zwei spielen.'
Draven hat weitergeredet, aber ich habe keine Ahnung, wovon er redet. Ich werfe meine Arme um seinen Hals und presse meine Lippen auf seine. Das ist alles was Draven braucht. Sofort wandern seine Hände zu meiner Taille und ziehen mich näher heran. Seine Lippen sind warm und er küsst gut. Aber er ist nicht der den ich will. Ich küsse ihn enthusiastischer und versuche es so aussehen zu lassen als würde ich es tatsächlich geniessen. Ich versuche mich zu zwingen es wirklich zu geniessen. 'Warum sollte es mir keinen Spass machen einen anderen Jungen zu knutschen?' Draven nimmt das als ein Zeichen den Kuss zu vertiefen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er es geniesst, aber meine Gedanken sind immer noch bei James. Das macht mich wütend. Ich habe schon viele Jungs geküsst und ich weiss, dass ich mehr fühlen sollte als ich es tue. Ich könnte genauso gut eine Wand umarmen. Ich küsse ihn langsam und ziehe mich schliesslich zurück. Seine Augen strahlen vor Triumph. Er grinst mich an und sagt: "Lily Evans." Ich bin mir nicht sicher was das bedeuten soll, aber es ist mir auch egal. Ich traue mich nicht James anzusehen, weil ich Angst habe zu verraten, warum ich gerade Draven geküsst habe. "Oh sieh mal da ist Potter", sagt Draven. Meine Augen weiten sich und ich versuche ihn aufzuhalten, aber es ist zu spät. "He! James!" Ich blicke auf und sehe James und Jenna auf unseren Tisch zukommen. "McLaggen", nickt James. Sein Blick wandert zu mir. "Evans." "Was hast du vor Potter?", fragt er träge und legt seinen Arm um meine Schultern. Ich kämpfe gegen den Drang an ihn wegzuschieben. Ein langsames Gefühl von Schuld macht sich in meinem Bauch breit. James' Blick fällt auf seine Hand auf meiner Schulter. 'Ist er eifersüchtig?' "Ich treffe mich gleich mit den anderen. Evans kommt mit. Warum kommst du nicht mit McLaggen?" Draven dreht sich um und sieht mich an. "Willst du hier bleiben?" Seine Augen blicken mich gierig an. Ich wende mich von ihm ab da mir der Blick in seinen Augen nicht gefällt. "Ich habe Sirius gesagt, dass ich komme", sage ich hastig. "Du musst nicht mitkommen, wenn du nicht willst", füge ich hinzu. "Ich komme mit", sagt er und grinst. "Warum gehen wir nicht alle zusammen?" Jenna wippt mit der Hüfte. "Klingt nach einer lustigen Zeit." Ich glaube Draven hört den Sarkasmus in ihrer Stimme nicht. Wir stehen auf und machen uns auf den Weg zu den Drei Besen. Der Spaziergang verläuft schweigend nur Draven versucht erfolglos mit James ein Gespräch über Quidditch anzufangen. Jedes Mal, wenn er etwas sagt, wird es mit einer kalten kurzen Antwort erwidert.

Als wir im Drei Besen ankommen haben Peter, Remus, Sirius und Marlene bereits einen Tisch. Marlene grinst mich an. Die anderen drei schauen verblüfft über die Ankunft der Gesellschaft. Peter schwappt vor Schreck sogar das Butterbier über die Stirn. "Hallo", unterbreche ich das Schweigen als ich mich setze. Marlene kann sich ihr breites Grinsen nicht verkneifen. "Hey Leute." Sirius mustert James; Peter starrt an die Wand und weigert sich irgendjemandem in die Augen zu sehen; Remus' Augen huschen von mir zu James und wieder zurück. "Wir haben dir schon ein Butterbier bestellt", sagt Marlene und schiebt es über den Tisch. Ich trinke einen kräftigen Schluck aus meinem Krug, aber ich wünschte wirklich es wäre Feuerwhiskey denn ich brauche etwas viel Stärkeres. 'Auf was habe ich mich da nur eingelassen?'

Ephemeral | A Lily & James Story (deutsche Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt