"Sind damit alle einverstanden?" Lukes sah fragend in die Runde und als niemand Einwende erhob, nickte er es ab. "Gut, damit hätte sich dann das heutige Meeting erledigt", entließ uns der groß gewachsene Alpha mit einer laschen Handbewegung, während er sich bereits wieder auf seine Unterlagen konzentrierte, auf denen er gerade eifrig etwas notierte.
"Lukes?", fragte ich den einschüchternden Mann und ging mit versucht erhabenem Schritt auf den Alpha zu. Dieser brummte nur zustimmend ohne aufzusehen und verunsicherte mich damit bereits wieder so weit, dass ich am liebsten umgedreht und gegangen wäre.
Aber mit diesem Verhalten wäre ich nicht zu der Position gekommen, in der ich heute war, deswegen ignorierte ich meinen inneren Trieb, biss die Zähne fest zusammen und straffte die Schultern. Niemand sollte mir meine Unsicherheit ansehen können."Es geht um das morgige Meeting", erklärte ich mit fester Stimme und zog den Stuhl direkt neben Lukes unter dem Tisch hervor und setzte mich. Damit fühlte ich mich nicht ganz so unwohl.
Als Omega war es eine natürliche Verhaltensweise, dass ich mich in eine niedrigere Stellung begab als ein Alpha. Es war unnormal und ging gegen mein Wesen, wenn ich neben ihm stand, während er saß.
"Sie benehmen sich wie ein Omega", grinste der dunkelhaarige Mann höhnisch und lachte dabei in meine Richtung als wäre es der beste Witz überhaupt.
Ich stieg selbstverständlich in sein Lachen ein. Immerhin war es nicht gerade kostengünstig extra Parfüm anfertigen zu lassen, damit niemand meinen wahren Rang riechen konnte.
Solange ich also meine Haltung bewahrte und immer reichlich Parfum trug, würde niemand erahnen können, dass ich ein Omega und somit ein Rangniedrigster war.Sollte es jemals jemand erfahren, müsste ich mir ernsthaft Sorgen um meinen Arbeitsplatz machen. In meiner Branche gab es keine Omegas und das aus gutem Grund.
Omegas waren einfach nicht angesehen genug und ihnen wurde nachgesagt, dass sie den Druck nicht aushalten konnten.
Zwar war ich das perfekte Beispiel dafür, dass Omegas es sehr wohl zu etwas bringen konnten, dennoch wollte ich meinen wahren Rang nie preisgeben.Ich überspielte seinen Kommentar und sprach das Thema an, weshalb ich auf ihn zugekommen war und klärte die wichtigsten Detail, ehe ich mit bis zum Hals klopfendem Herz den Besprechungsraum verließ und mich in mein Büro flüchtete. Das alles natürlich gespielt gelassen und mit gemächlichem Schritt, damit auch niemand etwas von meinen inneren Gefühlsregungen mitbekam.
Eilig hatte ich es nicht nur, weil das Gespräch mit dem Alpha anstrengend war, nein, auch mein Magen rebellierte in diesem Moment immens, sodass ich schnellstmöglich eine Toilette aufsuchen musste.
Seit Tagen plagte mich diese anstrengende Übelkeit, die ich trotz Ernährungsumstellung nicht los bekam.
Erst vor kurzem war ich auf eine fleischlosere Ernährung umgestiegen, die mein Körper jedoch nicht wirklich gut aufnahm. Anfänglich hatte ich mich damit sehr gut gefühlt, bis plötzlich diese Übelkeit aufgetreten war, die partout nicht mehr weggehen wollte und mir mein Leben teilweise wirklich schwer machte.
Deshalb hatte ich mir nach fast vier Wochen Leiden endlich einen Arzttermin vereinbart, weshalb ich zur Vorbesprechung zur morgigen Besprechung nicht anwesend sein konnte. Deswegen hatte ich meine wenigen Fragen noch mit Lukes besprochen, bevor ich zeitnah das Gebäude verlassen würde."Gehen Sie schon, Mathis?" Mein Vorgesetzter Russell kam mit einem zarten Lächeln aus seinem Büro und stellte sich neben mich an den Aufzug, der einen Augenblick später seine Türen öffnete.
"Ja, ich habe noch einen Termin", ließ ich ihn wissen, als wir gemeinsam in den engen Raum traten und er den Knopf für das Erdgeschoss betätigte.
Russell war ebenfalls ein Alpha und mit Mitte Vierzig noch immer matelos. Alphas fanden im Gegensatz zu Personen aus anderen Rängen immer ihren Gefährten und im Normalfall auch schon recht früh in ihrem Leben. Wenn nicht, dann war dieser schon vor dem ersten Aufeinandertreffen gestorben.
DU LIEST GERADE
Die Bestimmung der Omegas ✓
WerewolfMathis hatte alles erreicht, was er erreichen wollte. In einer Geschäftswelt voller Alphas hat sich der matelose Omega nach oben gearbeitet und sich Respekt und Ansehen unter seinen Kollegen und Angestellten verschafft. Als er jedoch ungewollt bei...