32. Teil: Körperkomplexe

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„Denkst du nicht, dass du Lukes gegenüber etwas grob warst?", fragte ich vorsichtig, während Russell döste.

Nachdem Lukes gegangen war, waren wir noch lange still dort gestanden und hatten uns im Arm gehalten, bis Russell mich auf seine Arme genommen hatte, am Sofa abgesetzt hatte und das Essen, das er mir vorhin gebracht hatte noch einmal aufwärmte, ehe er sich zu mir setzte.
Während ich dann also weniger begeistert mein Essen gegessen hatte, hatte Russell mich stumm in seinen Armen gehalten, mich gewärmt und gleichzeitig nach einem Film gesucht.
Bis er endlich einen guten gefunden hatte, war ich mit meiner Position schon so weit fertig, dass ich sie wegstellen und mich an Russell kuscheln konnte.

Russell war während des Films irgendwann eingeschlafen, sodass ich ihn alleine fertig geschaut und den Fernseher dann ausgeschaltet hatte. Obwohl mein Körper erschöpft war, konnte ich irgendwie nicht einschlafen und dachte stattdessen über Lukes nach.

Russells Reaktion war zwar irgendwo verständlich, aber meiner Meinung nach hatte er zu heftig reagiert. Lukes wollte ihm nichts böses und auch wenn er mir gegenüber jetzt nicht sehr nett war und mich damit durchaus verletzt hatte, war es kein Grund, dass Russell so durch die Decke ging. Wenn, dann müsste ich mich aufregen, aber sicherlich nicht Russell. Zumindest nicht in diesem Ausmaß.

„Was?", murmelte der Alpha verschlafen. Ich wiederholte meine Frage, diesmal mit etwas festerer Stimme.

Russell brummte zustimmend und setzte sich ein wenig auf, ohne mich aus seinen Armen zu entlassen und zog die Sofadecke zurecht.
„Doch", antwortete er dann nach ein paar Augenblicken. „Ich muss mich bei ihm entschuldigen. Das weiß ich."

Russell seufzte leise und legte seinen Kopf in den Nacken auf die Sofalehne.
„Ich bin nicht perfekt, Mathis. Ich mache genauso Fehler wie jeder andere und das hat mich nie gestört, aber jetzt habe ich plötzlich Angst, dass du mich verlässt. Egal, was ich tue, ich habe immer diesen Hintergedanken und das... das macht mich ehrlich gesagt echt fertig und das führt irgendwie dazu, dass ich andauernd völlig falsch reagiere." Russell schnaubte. „Und das ärgert mich."

Ich sah überrascht auf und drehte mich zu dem Alpha, um ihn ansehen zu können. Doch er mied meinen Blick, fokussierte meinen Hals und versuchte seine Emotionen für sich zu behalten, was ihm jedoch nicht wirklich gelang. Man konnte ihm deutlich ansehen, wie sehr er sich über sich selbst ärgerte und wie hilflos er gleichzeitig dabei war.

„Ich habe nicht vor dich zu verlassen, Russell." Ich strich ihm sanft durch die Haare und rutschte noch weiter zu ihm, drückte meinen Körper enger an seinen, damit er spürte, dass ich da war. Dass ich bei ihm war.

„Ich fühle mich sicher bei dir und weiß, dass du auf mich aufpasst. Ich vertraue dir so sehr. Wahrscheinlich viel zu stark, dafür, dass wir uns eigentlich erst seit kurzem wirklich kennen, aber das ist mir egal." Ich lächelte ihn liebevoll entgegen und konnte zufrieden beobachten, wie er zu mir aufsah und langsam nickte.

„Ja, das gestern hat mich verletzt und hat meinem Vertrauen in dich einen Knick verpasst, aber wir haben darüber geredet. Du hast mir gesagt, woran es gelegen hat und wir haben einen Kompromiss gefunden. Das ist alles, was zählt, Russell." Ich lehnte mich zu ihm und küsste ihn sanft. Der Alpha erwiderte sofort.
Der Kuss blieb unglaublich sanft und gefühlvoll, ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch verrückt werden und mich wie einen Idioten grinsen lassen, als wir uns wieder lösten.

„Und jetzt hör auf dich im Selbstmitleid zu suhlen und ruf Lukes an, damit er und seine Gefährtin heute zum Abendessen vorbei kommen. Du musst dich entschuldigen und ich will Lucy endlich kennenlernen." Ich schlug ihm auffordernd auf die Brust, was Russell ein strahlendes, echtes Lächeln auf die Lippen zauberte, ehe er mich vorsichtig von sich schob und aufstand.

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