„Hast du deinem Bruder Bescheid gegeben?", fragte Russell nachdem er unsere Wohnungstür abgesperrt und mich zum Aufzug geführt hatte. In der einen Hand hielt er meine fest und in der anderen trug er eine kleine Reisetasche, die alles wichtige für eine Übernachtung beinhaltete.
Ich schüttelte den Kopf und lehnte mich gegen seinen Körper, während der Aufzug uns in die Tiefgarage zu Russells Wagen brachte.
Es war bereits Nachmittag. Russell wollte eigentlich früher aus der Arbeit kommen, aber schlussendlich war ihm noch etwas dazwischen gekommen, wodurch er doch erst deutlich später da war. Für mich war das kein Problem. Dann hatte ich zumindest ein wenig mehr Zeit, mich auf das Kommende vorzubereiten.
Eigentlich war ich noch gar nicht dazu bereit meinen Eltern wieder unter die Augen zu treten.„Ich bin immer noch sauer."
Olsen hatte sich seit unserem Streit nicht mehr gemeldet und ich sah überhaupt nicht ein, mich zu erst wieder bei ihm zu melden. Diesmal durfte schön er den ersten Schritt machen.Außerdem war ich mir eh sicher, dass er gleich bei Mum und Dad auf der Schwelle stehen würde, sobald er davon erfuhr, dass wir auch dort waren.
„Hast du deinen Eltern Bescheid gegeben?", fragte er dann zögerlich.
Wieder schüttelte ich den Kopf.
Ich hatte lange hin und her überlegt, ob ich sie anrufen sollte, aber da ich zu keinem Gespräch bereit war, vor allem nicht am Telefon, hatte ich den Gedanken recht schnell wieder verworfen. Dann hatte ich spekuliert, ob ich einfach eine Nachricht schreiben sollte, aber das war mir dann auch zu unpersönlich. Deswegen hatte ich schlussendlich entschieden, einfach gar nichts zu machen und zu hoffen, dass sie zuhause waren.
Oder hoffentlich nicht?
Ich wusste selber nicht mehr, was ich eigentlich wollte.
„Dann hoffen wir mal, dass sie zuhause sind und wir ihnen keinen allzu großen Schrecken einjagen", schmunzelte Russell und küsste meinen Schopf, bevor die Aufzugtüren sich öffneten und wir gemeinsam zum Auto gingen. Russell packte unsere Tasche in den Kofferraum, ehe er mir den Rucksack, der mit allerhand Snacks und Getränken für die Fahrt gefüllt war, reichte, den ich zwischen meinen Beinen im Fußraum abstellte.
Der Alpha tippte die Adresse ins Navi ein, das uns dann schon gleich auf die Hauptstraße und aus der Stadt hinausführte.
„Erzählst du mir ein wenig von deinen Eltern? Damit ich nicht ganz unwissend dort ankomme." Russell schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, legte seine Hand auf meinen Oberschenkel und drückte sanft zu.
Ich spürte seine große Vorfreude. Er freute sich wirklich meine Eltern kennenzulernen und hatte für diesen Anlass sogar extra ein paar Mitbringsel eingekauft. Wein für meinen Vater und eine Schachtel Pralinen für meine Mutter. Bei beidem hatte er meiner Meinung nach viel zu tief in den Geldbeutel gegriffen, aber laut Russell war das genau passend, wenn nicht sogar noch zu wenig.
Ich ließ ihn einfach machen. Zumindest freute sich einer von uns.
„Sie sind eigentlich ganz nett. Beides Deltas. Mum ist Sekretärin der Grundschule dort und Dad Buchhalter. Eigentlich sind wir eine ganz normale, durchschnittliche Familie mit einem kleinen Haus mit großen Garten voller Rosensträucher und einer gesprächigen Nachbarschaft. Mum ist wahrscheinlich die schlimmste von allen." Ich lachte leise. "Dad geht jeden Freitag mit seinen Kumpels zum Poker spielen und Mum trifft sich zwei Mal die Woche zum Pilates mit ihren Freundinnen, geht jeden Sonntag mit ihnen brunchen und häkelt für ihr Leben gerne." Ich zuckte mit den Schultern. Wir waren schon immer eine richtige Vorzeige Kleinstadtfamilie gewesen.
DU LIEST GERADE
Die Bestimmung der Omegas ✓
WerewolfMathis hatte alles erreicht, was er erreichen wollte. In einer Geschäftswelt voller Alphas hat sich der matelose Omega nach oben gearbeitet und sich Respekt und Ansehen unter seinen Kollegen und Angestellten verschafft. Als er jedoch ungewollt bei...