William folgte mir zum Glück nicht. Ich spürte meine Wut über ihn in meinem ganzen Körper brodeln und wusste nicht, wie ich ihr irgendwie freie Luft machen sollte. Ich hatte das Gefühl, als würde ich gleich platzen.
Wie konnte er nur so unverschämt sein? Er wollte mit ihnen nichts zu tun haben, aber dafür zahlen und seinen Namen auf der Geburtsurkunde stehen haben?
Nicht mit mir. Ganz sicher nicht.Russell war ihr Vater und Punkt. Nur über meine Leiche würde ein anderer Name als Russells in dieser Urkunde stehen. Meine Kinder würden Russells Nachnamen tragen, komme was wolle.
Blind vor Wut bemerkte ich kaum, dass ich viel zu weit in die falsche Richtung gegangen war und mich damit noch weiter von zuhause entfernt hatte. Trotz der anhaltenden Wut wurde mir etwas mulmig. Im Park war viel los. Viele Familien mit kleinen Kindern, einige Paare, die Händchen haltend spazierten, und ein paar Jugendliche, die auf der Wiese Fußball spielten. Obwohl es keine offensichtliche Gefahr gab, wurde ich plötzlich nervös und fühlte mich unwohl.
Früher als ich noch in der Uni war und erst spät abends nach Hause ging, hatte ich immer meinen Bruder angerufen, damit er mir Gesellschaft leistete und mir die Angst nahm. Das hatte ich seit Jahren nicht mehr getan und obwohl wir im heftigen Streit auseinander gegangen waren, hatte ich plötzlich das starke Verlangen danach, meinen Bruder anzurufen.
Ich zögerte einen Moment, bevor ich mein Handy hervorholte und brauchte noch einen guten Moment länger, bis ich auf seine Nummer klicken und ihn anrufen konnte. Zu meine Überraschung klingelte es nicht lange, bis ich Olsens Stimme hören konnte.
„Mathis? Hallo." Er klang erfreut und keinesfalls verärgert. Das war schonmal gut. Er hätte mich auch genauso gut wegdrücken können.
„Hallo", antwortete ich zögerlich und drückte mein Telefon fester gegen mein Ohr. „Ich laufe gerade nach Hause." Das war mein Standardsatz, den ich auch früher immer zu ihm gesagt hatte. Olsen erkannte den Satz offenbar auch gleich, denn er brummte zustimmend.
„Du bist alleine unterwegs?"
„Ja..." Olsen brauchte nichts von William wissen. „Das Wetter ist so schön und ich wollte etwas frische Luft schnappen. Ich bin nur im Park gleich um die Ecke von Russells Wohnung, aber irgendwie... Keine Ahnung, habe ich mich gerade etwas unwohl gefühlt." Es gab keinen Grund, warum ich meinen Bruder in diesem Punkt anlügen sollte.
„Dass du mich anrufst, freut mich, aber ist mit Russell alles in Ordnung?" Er klang besorgt und das konnte ich ihm nicht einmal verübeln. Dass ich mich mal ohne Russell aus dem Haus traute oder dass Russell mich einfach so alleine gehen ließ, war höchst unwahrscheinlich.
„Mit Russell ist alles in Ordnung. Er arbeitet nur zurzeit noch vieles ab, damit er dann für und nach der Geburt genügend Zeit hat. Er ist gerade in der Arbeit und weiß nicht, dass ich unterwegs bin. Er würde sich nur Sorgen machen."
Olsen am anderen Ende der Leitung lachte, ehe er einen Moment später wieder ernst wurde. „Wie weit ist es noch nach Hause?"
„Nicht mehr weit. Vielleicht zehn Minuten. Warum? Hast du es eilig?" Ich konnte nicht verhindern amüsiert zu klingen. Das erste Gespräch nach unserem Streit und er wollte mich gleich wieder loswerden?
„Nein!", kam es sofort energisch zurück. „Ich... nein... Ich wollte mich richtig bei dir entschuldigen, Mathis. Das... Mein Verhalten nicht nur bei Mum und Dad zuhause, sondern auch als ich dich besucht habe. Das war so falsch. Ich hätte nicht so reagieren dürfen. Das... ich... ach, ich kann verstehen, wenn du weiterhin sauer auf mich bist und dass du mir nichts erzählt hast, kann ich auch verstehen. Ich hätte mir wahrscheinlich auch nichts erzählt. Es tut mir wirklich so furchtbar leid."
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Die Bestimmung der Omegas ✓
WerewolfMathis hatte alles erreicht, was er erreichen wollte. In einer Geschäftswelt voller Alphas hat sich der matelose Omega nach oben gearbeitet und sich Respekt und Ansehen unter seinen Kollegen und Angestellten verschafft. Als er jedoch ungewollt bei...