15. Teil: unerwarteter Besuch

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Ich war unglaublich froh, dass ich niemandem begegnete, als ich Stunden später den Heimweg antrat. Russell war noch in einer Besprechung, hatte mir jedoch zugesagt, dass er später mit Abendessen zu mir kommen würde, weshalb ich zuhause eine angenehme Dusche genoss und mich dann auf das Sofa kuschelte, bis Russell endlich zu mir kam.

Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, das auf den Weihnachtsmann wartete.

Gleichzeitig spürte ich trotz der ausgiebigen Dusche Quentin noch immer an meinem Körper und je mehr ich darüber nachdachte, desto stärker ekelte ich mich. Ich hatten ihn an meinen Körper gelassen, obwohl ich mich für Russell entschieden hatte, deswegen hatte ich dem Alpha gegenüber plötzlich ein unglaublich starkes schlechtes Gewissen.

Ich wusste, dass ich nichts dafür konnte. Quentin hatte sich mir aufgedrängt und ich konnte mich nicht wehren, weil ich nicht stark genug war.

Mich traf keine Schuld und trotzdem wurde mein schlechtes Gewissen nicht weniger.

Meine Hand fuhr gedankenverloren über meinen Bauch, der schon wieder an Größe zugenommen hatte. Ich wusste, dass ich ihn bald nicht mehr verstecken konnte, deswegen war es gut, dass Russell sich um eine Besprechung in den nächsten Tagen kümmerte.

Ich wollte Russell heute meinen Bauch zeigen.

Dass er nicht ein einziges Mal direkt nach den Welpen gefragt hatte, sondern sich immer nach meinem Wohl erkundigte, zeigte mir, dass Russell es wirklich mit mir als Person ernst meinte.

Deswegen hatte ich kein Problem damit, ihm meinen Bauch zu zeigen.

Dennoch war ich irgendwie nervös. Aber auf eine gute Weise.

Ich wollte, dass er neben meinem Bruder der Erste war, der meinen Bauch sah. Ich wusste, dass bald zahlreiche Fragen zu meiner Schwangerschaft kommen würden und ich wollte, dass Russell alles als erstes erfuhr, damit er sich nicht vernachlässigt fühlte.

Ich wollte erst alles mit ihm in unserer Zweisamkeit teilen, bevor alle anderen es erfuhren.

Ich hoffte, dass er sich freute und sich vielleicht sogar bereit erklären würde, meinen Bauch einzucremen. Ich konnte es nicht abwarten seine Hände auf meiner Haut zu spüren.

Als es dann endlich an der Wohnungstür klingelte, sprang ich freudig auf und riss die Tür auf. Russell stand grinsend davor und hielt eine gut riechende Tüte mit Abendessen in den Händen.

„Ich sterbe vor Hunger", stieß ich freudig aus und nahm die Tüte entgegen, während Russell seine Schuhe auszog. Er trug bequeme Klamotten und roch frisch geduscht, woraus ich folgerte, dass er noch kurz zuhause war.

Mein Blick fiel auf seinen Hals, auf dem sich ein unschöner Kratzer hinab unter sein Oberteil zog. Er sah frisch aus, war gleichzeitig jedoch bereits wieder am abheilen.

„Was ist passiert?", fragte ich alarmiert und trat näher an Russell heran, um den Kratzer besser begutachten zu können. Er war zum Glück nur oberflächlich.

„Nichts wichtiges", lächelte der Alpha und strich mit der Handfläche über seinen Hals. „In ein paar Stunden ist das wieder weg."

Ich musterte ihn kritisch und wollte eigentlich weiter nachbohren, bis er mir sagte, wie er sich so verletzten konnte, aber der Alpha lehnte sich zu mir hinunter und hauchte einen sanften Kuss auf meine Lippen, ehe er mich auf das Abendessen hinwies.

Daraufhin knurrte mein Magen laut, was Russell grinsen ließ.

Der Alpha folgte mir in die Küche und half mir gleich den Tisch zu decken, ehe ich die Tüte ungeduldig öffnete und den leckeren Geruch tief inhalierte.

Die Bestimmung der Omegas ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt