Ich lag mit weit von mir gestreckten Gliedmaßen auf Russell übergroßen Sofa und ließ mich vom Fernseher berieseln. Olsen lag mit etwas Abstand neben mir und knusperte Chips vor sich hin, während er am laufenden Band jammerte, dass der Fernseher nicht laut genug war.
Russell war in der Arbeit, würde jedoch in gut einer Stunde nach Hause kommen, da heute Olsens letzter Abend hier war und wir ein gemeinsames Abendessen geplant hatten.
Seit dem Vorfall in meiner Wohnung waren zwei Tage vergangen, die ich beide den ganzen Tag über mit Russell und meinem Bruder verbracht hatte. Wir hatten Filme geschaut, Brettspiele gespielt und zusammen gekocht.Die Beiden hatten sich wirklich große Mühe gegeben, um mich etwas abzulenken und mir ein besseres Gefühl zu geben und hatten sich dafür sogar extra am Riemen gerissen. Dadurch hatten sie sich überraschend gut verstanden und ich war mir sicher, dass sie sich nun gegenseitig nicht mehr ganz so unsympathisch waren, wie vorher.
Russells Wohnung war wirklich schön. Große Räume mit hohen Fenstern, die helles Tageslicht hereinließen, ein großes Badezimmer mit einer überdimensionalen Badewanne, die, wie ich mir von Russell hatte sagen lassen, sogar eine Whirlpoolfunktion besaß. Er hatte einen schnuckligen Balkon mit einer bequemen Liegeinsel, die nur dazu einlud, denn ganzen Tag dort zu liegen. Neben seinem Schlafzimmer und seinem Büro gab es noch zwei freie Zimmer, die momentan als Gästezimmer dienten, wovon eines Olsen für die Dauer seines Aufenthaltes bezogen hatte.
Er hatte sich extrem gefreut, dass er nicht mehr weiterhin auf einem Sofa übernachten musste.Mit viel Überredungskunst konnte ich Russell davon überzeugen, dass es sinnvoll war, wenn ich meine freie Zeit nutzte, um ein wenig zu arbeiten. Ich wollte vorerst nicht mehr zurück in die Firma, wodurch es ganz gelegen kam, dass mein Schonurlaub sowieso in zwei Wochen beginnen würde. Die Tage bis dahin wollte ich jedoch zumindest im Homeoffice noch ein wenig was abarbeiten, um nicht allzu viele Altlasten übergeben zu müssen. Vor allem, da Russell dennoch weiterhin in die Arbeit ging und ich mich etwas beschäftigen wollte, wenn Olsen ab morgen wieder weg war.
Nachdem Olsen sich versichert hatte, dass ich bei Russell zuhause sicher war und er offenbar langsam eingesehen hatte, dass der Alpha sich wirklich um mich sorgte und kümmerte, konnte er mich nun mit gutem Gewissen mit ihm alleine lassen. Dennoch merkte man ihm an, dass er nicht wirklich bereit war abzureisen. Er zögerte das Packen nun schon den ganzen Tag heraus und hatte mehrmals anklingen lassen, dass er sich auch noch ein paar mehr Tage freinehmen konnte.
Nachdem ich ihm jedoch etwas ins Gewissen geredet hatte, immerhin würde die Geburt irgendwann anstehen und dafür brauchte er noch einmal ein paar Urlaubstage, war er zu dem Entschluss gekommen, dass er morgen wie geplant abreiste. Nur das Packen funktionierte deswegen auch nicht schneller.
„Hast du dir schon Gedanken gemacht wegen Mum und Dad?", fragte Olsen plötzlich aus dem Nichts und riss mich damit völlig aus dem Film, der gerade lief.
Meine Laune war gerade so gut gewesen, warum musste er sie mit dieser Frage kaputt machen? Hätte er sich das nicht auch sparen können?
Nur schwer konnte ich mir ein genervtes Schnauben verkneifen. Er wusste doch, dass ich es hasste über unsere Eltern zu reden, warum also packte er das jetzt aus?
„Nein", antwortete ich plump und hoffte innig, dass er es damit belassen würde.
Doch Olsen wäre nicht Olsen, wenn er einmal das tun würde, was ich mir wünschte.
„Warum nicht, Mathis? Du bist jetzt bald im sechsten Monat. Im sechsten. Das ist schon fast der Endspurt zur Geburt. Willst du es ihnen erst sagen, wenn eure Kinder auf der Welt sind? Mum und Dad wissen nicht einmal von Russell. Wenigstens von ihm könntest du ihnen doch erzählen." Er seufzte leise, während ich meine Zähen fest aufeinander biss.
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Die Bestimmung der Omegas ✓
WerewolfMathis hatte alles erreicht, was er erreichen wollte. In einer Geschäftswelt voller Alphas hat sich der matelose Omega nach oben gearbeitet und sich Respekt und Ansehen unter seinen Kollegen und Angestellten verschafft. Als er jedoch ungewollt bei...