Urlaub mit dem Team

Kapitel 4

Nagisa wählt eine Telefonnummer auf seinem Handy aus. „Bitte geh ran." „Hallo?" meldet sich eine verschlafene Stimme. „Aiichilein, schön dich zu hören", flüstert Nagisa aufgeregt. „Nagisa? Um 2 Uhr morgens?!?" „Oh, sorry", Nagisa kratzt sich am Hinterkopf, „stimmt ja, Zeitverschiebung, hier ist es gerade erst 18 Uhr." „Na sag schon, worum geht es?" „Naja, ich brauche deinen Rat, zu den anderen will ich damit nicht, noch nicht!" Nagisa wird etwas lauter. „Was ist passiert?" seufzt Aiichiro. „Du weißt ja, ich bin schwul." „Na sicher, denkst du ich vergesse, was damals in der Umkleide passiert ist?" kichert Aiichiro am anderen Ende der Leitung.

Nagisa erinnert sich: Einmal hatten sich die beiden zu einem Treffen außer der Reihe getroffen. Als er Aiichilein nach dem Duschen in die Seite geknufft hatte, um dessen Leistung zu loben, stolperte Aiichiro und griff aus Reflex nach dem einzig verfügbaren in der Nähe. Dies war das Handtuch an Nagisas Hüfte, dabei verlor er allerdings sein eigenes. Da standen sie sich nun nackt gegenüber und sahen sich an. Zwischen ihnen ist sonst nichts passiert, aber Nagisa hat für sich damals eingestanden, dass er schwul ist. Nun, vielleicht ist auch Aiichiro nicht verborgen geblieben, was in Nagisa vorging. Der Gedanke daran treibt dem Blonden jedenfalls die Schamröte ins Gesicht.

„Nein, natürlich nicht", erwidert Nagisa mit einem Lächeln, „Aber du weißt, von dir will ich nichts." „Ja, leider, Dich könnte ich mir als Freund vorstellen, aber worum geht es dann? Damit kommst du doch seit Jahren gut klar." „Ich habe mich heute fast verplappert", sprudelt es nun aus ihm heraus, „Hilf mir, bitteee!" „Wow, okay, verstehe, aber ich muss die Situation kennen" Nagisa holt tief Luft und schildert hastig die Scene am Eisbach. Wie er erwartet hat, bleibt die Leitung danach für einen Moment still.

Aiichiros Antwort verblüfft ihn dann aber: „Tritt die Flucht nach vorne an, Nagisa, du hast Freunde, die dich unterstützen, glaub mir, du kannst dich vor ihnen outen. Ein Coming-out war für mich im Internat und auch jetzt im Studentenwohnheim undenkbar, reicht schon, dass Rin mal fast was gemerkt hat, aber du hast die Chance." „Meinst du, ich sollte es wagen?" fragt Nagisa unsicher. „Du schaffst das, vertraue mir, und vertraue vor allem dir und deinen Freunden" bestätigt Aiichiro nochmal. „Okay, wenn du meinst, ich werde es versuchen, gleich morgen, Danke, ach und entschuldige bitte nochmals, dass ich dich aus dem Schlaf gerissen habe." „Hey, dafür sind Freunde da, außerdem habe ich morgen eh frei. Halt mich auf dem Laufenden, Gute Nacht." beschwichtigt Aiichiro. „Mach ich, schlaf gut" verabschiedet sich auch Nagisa und legt auf.