Kapitel 5

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Am nächsten Vormittag geht es weiter. Sie verstauen ihr Gepäck in einem 6 Personenabteil eines älteren Waggons, der Platz ist nun ziemlich begrenzt, aber es wird schon gehen. Vom Gang hören sie schließlich einen Warnton und die Türen schlagen mit gut wahrnehmbaren Rums zu.

Nach einer halben Stunde im Abteil fragt Haru „Was ist los mit dir Nagisa? Du bist so in Gedanken versunken" „Ach nichts", sagt dieser abwehrend. „Wirklich? Du kannst dich uns anvertrauen, Mensch, wenn etwas nicht stimmen sollte, dann sag es uns." beteuert Rei und legt eine Hand auf Nagisas Schulter. „Verdammt warm hier drin.", Nagisa springt auf, öffnet das Fenster und legt Unterarme sowie Kinn auf die Fensterkante, dabei hält er das Gesicht in den Wind, den Blick in die Ferne gerichtet. Rei beobachtet die Scene und fängt bei dem Anblick der blonden Haare im Fahrtwind an zu träumen.

„Vielleicht fühlst du dich besser, wenn du mit uns darüber sprichst." bietet Makoto an. „Ja", nimmt Nagisa das Angebot zögernd an, „also, es war, als ich zu euch an die Oberschule gekommen bin, damals habe ich es noch nicht wahrhaben wollen. Trotzdem habe ich immer wieder bemerkt, dass irgendwie anders war als die anderen, nur bei euch habe ich das nie gespürt. Ich redete mir ein, dass ich auf Mädchen stehe und konnte mir doch selbst kaum glauben." „Und dann kam der Moment, in dem du dich selbst nicht mehr belügen konntest?" hackt Makoto nach. „Genau, da wart ihr schon auf der Uni, ich war bei einem privaten Schwimmtraining mit einem von der Samezuka er wollte ein paar Tipps haben. Reilein, du warst nicht dabei, weil du einen anderen Termin hattest. Jedenfalls standen wir nach dem Duschen in der Umkleide vor unseren Spinden und ich wollte ihm eigentlich nur auf die Schulter klopfen, um ihn zu loben." Er holt tief Luft. „Aber leider hat er sich so erschreckt, dass er gestolpert ist, alles woran er sich festhalten konnte, war mein Handtuch, außerdem verlor er noch sein eigenes. Wir waren beide überrascht und haben uns angestarrt, irgendwie fand ich den Anblick interessant und er offensichtlich auch. Danach haben wir uns schnell weiter angezogen." Nagisa ist Rot geworden. „Naja, da habe ich gedacht, vielleicht bin ich bi, aber im Studium hat sich das dann auch geändert. Aber ich konnte nicht wirklich darüber sprechen, meine Eltern erwarten ja irgendwann Enkelkinder von mir und ich war mir ehrlichgesagt auch nicht so sicher, was ihr dazu sagen würdet, ich hatte einfach Angst als Krank abgestempelt zu werden." „Und deine Eltern?" erkundigt sich Gō. „Ich habe ihr noch nichts gesagt, für sie stehen Karriere und Familie ganz oben, bisher konnte ich immer das Studium vorschieben, also sagen, dass ich keine Zeit für eine Freundin hätte, aber jetzt wird das schwieriger. Ich will es ihnen eigentlich nie sagen müssen!" Damit beendet Nagisa seinen Bericht. „Danke, Nagisa, dass du uns eingeweiht hast, und ich verspreche dir, dass wir immer an deiner Seite sein werden." bedankt sich Makoto bei Nagisa.

Sie wechseln aber lieber wieder das Thema und überlegen, was sie sich in Hamburg alles ansehen wollen. Die Stimmung lockert sich schnell wieder und Nagisa ist ein Stein von der Größe eines Felsen vom Herz gefallen, zum ersten Mal seit Jahren fühlt er sich frei, ja einfach für einen Moment frei.

Während dessen fliegt die Landschaft vorbei und wechselt allmählich von Bergig zu flach. Auf die Durchsagen, die sie eh nicht wirklich verstehen achten sie schon kaum mehr.


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