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𝓦𝓲𝓽𝓱 𝓮𝓿𝓮𝓻𝔂𝓭𝓪𝔂 𝓘 𝓵𝓸𝓼𝓮 𝓪 𝓫𝓲𝓽 𝓶𝓸𝓻𝓮 𝓸𝓯 𝔂𝓸𝓾 𝓪𝓷𝓭 𝓲𝓽 𝓱𝓾𝓻𝓽𝓼 𝓽𝓱𝓪𝓽 𝓘 𝓬𝓪𝓷 𝓭𝓸 𝓷𝓸𝓽𝓱𝓲𝓷𝓰 𝓪𝓫𝓸𝓾𝓽 𝓲𝓽

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𝓦𝓲𝓽𝓱 𝓮𝓿𝓮𝓻𝔂𝓭𝓪𝔂 𝓘 𝓵𝓸𝓼𝓮 𝓪 𝓫𝓲𝓽 𝓶𝓸𝓻𝓮 𝓸𝓯 𝔂𝓸𝓾 𝓪𝓷𝓭 𝓲𝓽 𝓱𝓾𝓻𝓽𝓼 𝓽𝓱𝓪𝓽 𝓘 𝓬𝓪𝓷 𝓭𝓸 𝓷𝓸𝓽𝓱𝓲𝓷𝓰 𝓪𝓫𝓸𝓾𝓽 𝓲𝓽

Warum gehorchten ihm seine Muskeln nicht besser? Jimin biss die Zähne zusammen. Wieder einmal war Mitternacht schon lange rum, doch er konnte nicht aufhören seine Tanzchoreographie immer wieder durchzugehen, weil sie einfach nicht perfekt genug war.

Alle anderen waren schon lange nach Hause gegangen, nur Jimin war noch hier. Alleine in dem Tanzraum mit dem riesigen Spiegel, in den er eigentlich gar nicht blicken wollte, da ihn seine eigene Reflexion so sehr anwiderte. Sein Körper schmerzte ihm so sehr, dass es ihm schwerfiel bei Bewusstsein zu bleiben. Doch dem Jungen war es vollkommen egal, wie schlecht es ihm ging, er würde weitermachen, sich durch die Hölle quälen ungeachtet der Schmerzen, die er verspürte. Weil er doch perfekt sein musste.

Perfekte Menschen kannten den Schmerz nicht und ihm nachgeben würden sie erst recht nicht.

Keuchend stützte sich der Tänzer an der Wand ab. Die Choreographie war fertig einstudiert, doch in seinen Augen besaß sie zu viele Makel. Wie konnte er sie nur morgen aufführen? Die Leute würden entsetzt sein, weil er nicht genug geübt hatte.

Sein Handy klingelte. Natürlich war es Yoongi. Jimin ignorierte das Klingeln. Er wollte nicht, dass der Ältere ihn dazu überredete nach Hause zu gehen.

Der Junge wusste, dass sein Verhalten alles andere als gut für seine Gesundheit war. Er hatte auch heute schon mehrmals das Bewusstsein verloren. Doch das hatte ihn nicht davon abgehalten immer wieder aufzustehen und weiterzumachen, egal, wie schwer es ihm fallen mochte. Sein Willen war einfach zu eisern.

Er ließ sich auf den Boden sinken und griff nach seiner Wasserflasche. Eine kurze Pause würde er sich jetzt gönnen, das hatte er seit seiner Ankunft im Tanzstudio heute Nachmittag noch nicht getan.

Ein leises Seufzen entglitt seinen Lippen und er schloss die Augen. Ihm war unglaublich schwindelig. Sich selber an seine eigenen Grenzen bringen und noch darüber hinaus, das konnte Jimin wirklich gut. Er besaß eine eiserne Selbstdisziplin, für die ihn sicher viele beneideten. Allerdings war das vermischt mit seinem Perfektionismus absolut gar nicht gut für ihn.

Als er die Augen wieder gewaltsam aufriss, er wollte nicht einschlafen, drehte sich die Welt. Jedenfalls kam es ihm so vor.

Die Pause war gar nicht gut. Jetzt spürte er seine eigene Erschöpfung noch viel stärker. Der Tänzer rappelte sich auf. Morgen war der Auftritt. Er musste üben. Wenn es sein musste bis die Sonne aufging. Damit es perfekt wurde. Es musste perfekt werden... Schwankend begab er sich zu der Musikanlage, schaltete die Musik an.

Schwarze Punkte tanzten ihm vor den Augen, alles drehte sich. Ihm war schwindelig... so unglaublich schwindelig... und die Welt um ihn herum drehte sich so schnell...

Er biss die Zähne zusammen. Dann begann er seinen Körper zu den komplizierten Bewegungen des Tanzes zu zwingen.

Ein Schritt. Noch ein Schritt. Körperspannung halten...nicht nachlassen! Auf keinen Fall nachlassen! Doch er drohte den Boden unter den Füßen zu verlieren. Fiel er nicht eigentlich schon? In diesen unendlich schwarzen Abgrund, der sich unter ihm aufgetan hatte? Er gab ein verzweifeltes Geräusch von sich, zwang seine Beine sich zu bewegen. Immer weiter.

Irgendwie schaffte Jimin es den Tanz durchzutanzen. Der letzte Ton verklang. Und ihm folgte ein dumpfes Geräusch. Der fragile Körper des Jungen war unsanft auf dem Boden aufgekommen.

Er blinzelte gegen die helle, gelbliche Deckenlampe an, kämpfte erbittert gegen die Dunkelheit an, die ihn zu übermannen drohte. Ein Schluchzen. Er konnte die verzweifelten Laute nicht verhindern, die seiner Kehle entkamen. Er musste aufstehen. Weitermachen. Immer weiter machen.

Doch er war zu schwach. Mühsam rollte Jimin sich auf die Seite, stützte sich mit den Händen auf dem Boden auf und versuchte wieder hochzukommen. Erbärmlich. Er war so erbärmlich.

Er sackte zurück. Schluckte matt.

Zwei schwarze Schuhe traten in sein Blickfeld. Eine blaue, zerrissene Skinny Jeans. Auch ohne aufzublicken, wusste Jimin, dass es Yoongi war, der gekommen war. Natürlich war er gekommen nachdem Jimin seine Anrufe nicht angenommen hatte. Denn Yoongi wollte doch nicht, dass der Junge sich im Tanzstudio so sehr zerstörte, doch er wusste auch, dass Jimin sich erst überreden lassen würde nach Hause zu kommen, wenn er zu schwach war, um zu protestieren.

Der Ältere fühlte sich machtlos. Der Anblick des Jungen, der gebrochen auf dem hölzernen Laminat lag, kaum in der Lage sich zu rühren, tat ihm unglaublich weh.

Ein leises Wimmern. Yoongi ging in die Hocke, ließ zu, dass die knochigen Finger des Jüngeren nach seinen Ärmeln griffen, haltsuchend und doch zu schwach, um ihren Griff zu halten.

"Hyung" Vorsichtig griff der Ältere unter Jimins Achseln, hievte den Jüngeren hoch und zog ihn auf seinen Schoß. "Ich bin hier...", flüsterte er beruhigend. "Ich bin hier, Jiminie." Eigentlich war Jimin sogar zu schwach zum Weinen, jeder Schluchzer, der ihn schüttelte, tat weh und er musste nach Luft ringen. "Warum kann ich nicht perfekt sein?", hauchte er und rollte sich auf Yoongis Schoß zu einem Ball zusammen.

Der Ältere seufzte. "In meinen Augen bist du es doch schon lange, Liebling. Ich wünschte du könntest dich so sehen, wie ich dich sehe..."

Jimin antwortete nicht mehr. Der Schlaf hatte ihn innerhalb von Sekunden übermannt. Denn wenn er in Yoongis Armen war, fühlte er sich so sicher und geborgen. Dann ließ seine Anspannung nach und er hörte auf gegen seinen Körper anzukämpfen. Denn wenn Yoongi da war, hatte er das Gefühl, dass alles okay war. Dass es okay war, wie es war und er nicht länger versuchen musste perfekt zu sein. Zumindest für diesen kurzen Moment.

Der Schwarzhaarige atmete tief durch. Mit traurigem Blick betrachtete er den Jungen auf seinem Schoß. Den gebrochenen, fragilen Jungen, der es nicht anders wusste, als sich selbst zu zerstören.

Yoongi hatte nicht wirklich Probleme damit mit Jimin auf seinen Armen aufzustehen. Irgendwie schaffte er es die Sachen des Tänzers einzusammeln, ohne diesen dabei zu wecken oder fallen zu lassen. Dann trug er seinen festen Freund zu seinem Auto, setzte ihn sanft auf dem Beifahrersitz ab und hielt einen Moment inne, um ihm liebevoll die blonden Haarsträhnen aus der Stirn zu streichen.

Inzwischen konnte man einen dunklen Haaransatz erkennen, Jimin hatte seine Haare schon länger nicht mehr nachgefärbt. Doch Yoongi fand ihn hübsch. Yoongi fand alles an Jimin hübsch. Er wünschte sich nur die Seele des Jüngeren wäre weniger mit Dunkelheit gefüllt. Er wünschte sich dem Jüngeren sagen zu können, dass eines Tages alles wieder gut werden würde, doch das konnte er nicht. Denn dazu waren die Gedanken des Jüngeren schon zu dunkel und zu sehr in seine Seele eingraviert.

Yoongi wusste, dass vermutlich nicht einmal mehr ein Therapeut helfen würde. Er konnte nur hoffen. Hoffen, dass eines Tages vielleicht ein Wunder passieren würde. Denn der einzige, der Jimin jetzt noch helfen konnte, war er selber. Und es brauchte ein Wunder, damit der Junge das begriff.

𝐁𝐋𝐀𝐂𝐊 𝐒𝐖𝐀𝐍【𝐘𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧】✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt