Prolog

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Alles vor meinen Augen war grau. Ich konnte nichts sehen, ich konnte kaum atmen. Diese dichte, neblige Wolke verhüllte alles. Nur leider handelt es sich dabei nicht um eine Wolke, sondern um Rauch. Ich konnte nicht klar denken. Diese Situation überforderte mich komplett. Vor mir sah ich nur noch ein explodiertes Auto und Feuer. Darin befand sich alles, was mir noch blieb. Meine Eltern! Und nun waren sie tot!

Ich hatte alles verloren, was mir noch etwas bedeutet hatte. Wie sollte ich damit klarkommen? Immerhin war ich noch minderjährig und hatte keine noch mir bekannten lebenden Verwandten. Mir blieb nichts anderes übrig, als einfach weiter zu leben, allerdings als Waise.
Noch bevor Polizei, Feuerwehr und Notarzt bei dem Unfallort eintrafen, war ich bereits verschwunden. Meine Eltern wurden für tot erklärt und ich... ich war einfach spurlos verschwunden. Die Menschen suchten nach mir. Nach einiger Zeit beließen sie es aber dabei und gaben auf. Und so erklärten sie auch mich für tot.

Immer, wenn ich daran dachte, gab ich mir die Schuld dafür. Doch was konnte ich eigentlich dafür? Ich gab mir nur die Schuld dafür, dass sie tot waren und ich noch quicklebendig. Allerdings bedeutete dies, dass mein Geheimnis nicht länger ein Geheimnis bleiben konnte, denn der Fluch war durch diesen Unfall leider entfacht worden.
Auch wenn der Tod meiner Eltern kein absichtlicher Mord war, war es in entferntester Hinsicht ein Mord. Jetzt hieß es nur noch warten. Warten auf den ersten Vollmond. Dann war ich einer... ein Werwolf.

Seit diesem Tag waren Jahre vergangen und doch plagten mich immer noch Schuldgefühle. Mittlerweile war ich volljährig und musste noch mein letztes Schuljahr absolvieren, um endlich den Abschluss zu haben. Ich war nach dem Unfall in eine andere Stadt gezogen, in der ich versuchte, mit einem falschen Ausweis irgendwie zu überleben, was auch einigermaßen gut funktionierte.
Mit der Zeit wurde mir dann doch alles zu viel und ich ging abends in eine Bar. Ich wollte die Schuldgefühle einfach mal für einen Abend vergessen und an nichts anderes mehr denken als an mich selbst. Hätte ich allerdings gewusst, was dieser Abend noch mit sich bringen würde, hätte ich mich wahrscheinlich anders entschieden. Denn dieser Abend veränderte mein Leben noch einmal komplett. Es war zwar nicht das, was ich in meinem Leben gerade noch hätte gebrauchen können, aber es war irgendwie eine gewisse Hoffnung dafür, nicht mehr allein zu sein und es war meine Chance für ein neues Leben, ein glückliches Leben, eine gemeinsame Zukunft, einfach alles.
Ich setzte mich an die Bar und bestellte einfach irgendetwas Alkoholisches. Mir war in dem Moment egal was, hauptsache ich konnte vergessen. Dadurch, dass ich nun ein Werwolf war, hatte ich nicht mehr dieselben Grenzen wie die Menschen. Deshalb musste ich deutlich mehr trinken als ein gewöhnlicher Mensch um überhaupt ansatzweise besoffen zu sein und irgendwann kam dieser Punkt dann endlich...

Ich konnte vergessen und wusste kaum noch wo ich eigentlich war. Allerdings bekam ich mit, dass mich irgendwann ein Mann ansprach. Ich hatte keine Ahnung wer er war, aber ich wusste, er konnte kein gewöhnlicher Mensch sein.
Dadurch, dass ich ein Werwolf war, konnte ich natürlich besser riechen als alle anderen Wesen. Mir wurde sofort bewusst, dass der Mann vor mir eigentlich ein Vampir sein musste. Doch das war mir gerade ziemlich egal. Genau genommen war dieser Mann mein größter Feind. Doch, wenn er nicht bemerken würde, dass ich anders war, würde er mir auch nichts tun. Manipulieren konnte er mich sowieso nicht.

So gut ich konnte, schaute ich mir den Mann vor mir an. Er war so anfang zwanzig wohl verwandelt worden, wie alt er genau war konnte ich nicht sagen. Dunkle Haare zierten seinen Kopf und er schaute mich mit seinen blauen Augen musternd an. Ich hatte keine Ahnung was er von mir wollte, aber ich vermutete, dass er wie ich auch einfach nur vergessen wollte.
Wir redeten nicht miteinander, wir stellten uns noch nicht mal vor. Wir tranken einfach nur zusammen und versuchten den Abend einigermaßen gut zu genießen. Irgendwann sagt er dann den entscheidenden Satz zu mir.

,,Willst du mich nach Hause begleiten?" Er sah mich schief an und ich überlegte, ob dies nicht die falsche Entscheidung sein würde, denn ich wusste was er wollte...
Genau genommen war es mir eigentlich egal, denn was sollte schon passieren? Ich konnte mich ja immerhin wehren und ich hatte den Überraschungsmoment auf meiner Seite. Wieso soll ich die Einladung also abschlagen? Wären meine Eltern noch am Leben, dann hätten sie mir wahrscheinlich gesagt, dass dies die dümmste Entscheidung sein würde, die treffen würde, doch sie waren tot. Ich konnte allein entscheiden, egal ob dumm oder schlau. Die Idee in die Bar zu gehen, war schon eine schlechte gewesen. Wieso sollte ich an diesem Abend nicht auch weiterhin schlechte Entscheidungen treffen?

Ich nickte und nahm seine Einladung somit an. Wir bezahlten unsere Getränke und er führte mich geradewegs zu seiner Wohnung, die nur einige Straßen weit von der Bar entfernt war. Als wir bei ihm ankamen, versuchte er mich zu manipulieren. Das er dies nicht konnte, wusste er allerdings nicht und so tat ich so, als würde ich von ihm manipuliert sein. Er sollte nicht auf die Idee kommen mich zu töten, da ich immerhin sein Erzfeind war. Der Mann vor mir war generell sehr impulsiv, somit musste ich aufpassen was ich sagte und was ich machte.

,,Du möchtest mit mir schlafen und wirst dich am nächsten Morgen nicht daran erinnern, dass wir uns jemals getroffen haben. Mach dir keine Sorgen, es wird nichts passieren, denn ich bin ein Vampir, ich kann mich nicht fortpflanzen." Die Tatsache, dass er nichts von meinem Geheimnis wusste, machte sein Gesagtes zunichte. Denn ein Vampir und ein Werwolf konnten durchaus gemeinsam ein Kind gebären. Jetzt was zu sagen, hätte alles zerstört und ich wäre aufgeflogen. Außerdem würde es mir nichts ausmachen, wenn ich jetzt schwanger werden würde, denn ich hatte mich die letzten Monate und Jahre alleine versorgt, also würde ich noch ein zweites Wesen versorgen können. Allerdings würde ich dann in eine andere Stadt ziehen, dort meinen Abschluss machen und mich dann voll und ganz auf das kleine Wesen konzentrieren. Nicht, dass ich diesen Mann jemals etwas davon sagen wollte.

Ich glaube nicht, dass er das Potenzial dazu hätte ein Vater zu sein oder, dass er diese Option wählen würde. Immerhin ist er ein Vampir und denkt, dass er keine Kinder mehr bekommen könnte, somit musste ich ihm die Wahrheit niemals erzählen. Zudem glaube ich auch nicht daran, dass ich ihn jemals wiedersehen würde.

Ich ließ alles geschehen und ich muss zugeben, dass es eigentlich gar nicht so schlecht gewesen war. Doch als ich am nächsten Morgen aufwachte, muss ich gehen. Immerhin hat er versucht mich zu manipulieren und es war das, was er wollte. Kurz bevor ich ging, fragte er noch mal nach, um zu schauen ob seine Manipulation wirklich funktioniert hatte. Natürlich tat ich so, als hätte ich ihn vergessen und nicht wüsste nicht wo ich war, doch in Wahrheit wusste ich noch jedes einzelne Detail. Irgendwie machte mich der Gedanke daran sehr glücklich.

Seit diesem Tag hatte ich ihn nicht wieder gesehen. Es waren schon einige Monate vergangen, sieben müssten es ungefähr gewesen sein. Man sah schon deutlich meinen kleinen Bauch hervorstechen. Es war also wahr, was in dieser Nacht passierte und er... er hatte keine Ahnung und ich hoffte sehr, dass dies auch so bleiben würde...

Kann Das Gut Enden? - Damon Fanfiktion (The Vampire Diaries)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt