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„Komm rein!“, rief Riley, als es an ihrer Zimmertür klopfte.

„Hast du schon geschlafen?“

Sie lächelte Dean von ihrem Bett aus an. „Ich schlafe nie. Geht es dir besser?“, grinste sie frech und spielte auf seine Dusche an, die er vor wenigen Stunden so dringend gebraucht hatte.

„Ja, viel besser.“ Er lehnte im Türrahmen und hatte die Arme vor der nackten Brust verschränkt.

„Musst du morgen…“ Riley unterbrach sich selbst und sah aus dem Fenster der Balkontür. Die Sonne ging bereits auf. „Musst du heute nicht arbeiten?“

„Nein.“ Er stieß sich vom Türrahmen ab. „Seth und Roman haben Dienst.“

„Hast du noch Fragen?“ Riley kreuzte die Beine und zog die Bettdecke über sich.

„Ja, so etwa tausend.“ Er verdrehte die Augen.

Riley klopfte neben sich aufs Bett. „Dann frag. Ich finde es spannend, mit einem Sterblichen darüber zu sprechen.“

Dean setzte sich neben Riley auf die Bettdecke und wippte ein paar Mal auf der Matratze. „Warum ist dein Bett so viel bequemer als meines?“

„Ist das auch eine der tausend Fragen, die dich beschäftigen?“, lachte Riley.

„Jetzt schon.“ Er legte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme unter dem Kopf.

Riley legte sich auf die Seite und stützte sich auf den Ellenbogen. „Also, was beschäftigt dich? Was möchtest du wissen?“

Er wandte ihr das Gesicht zu. „Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du so dicht neben mir liegst.“

Einen Wimpernschlag später saß Riley am anderen Ende des Zimmers auf ihrer Kommode. „Besser?“

Dean gähnte übertrieben. „Es wäre ja so viel cooler, wenn ihr fliegen könntet.“

Riley ließ sich langsam von der Kommode rutschen und schlenderte zurück zum Bett. „Wir können so viel coolen Scheiß.“ Sie legte sich wieder neben ihn. „Aber das funktioniert ja alles bei dir nicht. Zumindest nicht, wenn ich es versuche.“

„Tja, da wären wir dann wieder bei dem Thema wie besonders ich doch bin.“ Er wippte mit den Augenbrauen.

„Ja.“ Sie sah ihm in die blau-grauen Augen. „Aber auch nur für mich.“

„Das ist doch schon mal was.“ Er hob den Kopf, wollte sie küssen.

Riley drückte ihn zurück in die Kissen. „Nix da. Ich bin froh, dass ich mich dank Seth gerade einigermaßen im Griff habe.“

Dean runzelte die Stirn. „Wieso dank Seth?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Während du dich unter der Dusche um dich selbst gekümmert hast, hat Sethie sich um mich gekümmert.“

Er sah wieder hinauf an die Zimmerdecke. „Ich frage lieber nicht.“

Sie ignorierte den Unterton in seiner Stimme. „Also, was möchtest du noch wissen?“

Riley war mittlerweile ganz erpicht darauf, mit jemanden über das Dasein als Vampir zu sprechen. Es war eine ganz neue Erfahrung. Sie musste bisher noch niemanden erklären wie es war, so ein Leben zu führen.

Dean schürzte die Lippen. „Erzähl mir über deine Sinne.“

Riley ließ sich ebenfalls auf den Rücken fallen und starrte an die Zimmerdecke. „Ich kann deine Augenfarbe auf etliche Meter wahrnehmen, jeden einzelnen Sprenkel in deinen blauen Augen. Ich kann dich riechen, selbst wenn du in deinem Zimmer bist und ich in meinem. Diese Mischung aus Eau de Toilette, Motoröl und Schweiß.“ Sie schloss die Augen. „Ich kann deinen Herzschlag durch die Wände hören. Wie dein Blut durch deinen Körper rauscht. Ich kann dich atmen hören. Höre, wie deine Lunge sich mit Sauerstoff füllt und die Luft wieder ausstößt.“ Sie spürte, wie Dean sich neben ihr auf der Matratze bewegte, konnte spüren, wie sein Blick auf ihr ruhte. „Jede verdammte Nacht höre ich mir dieses Konzert an. Immer und immer wieder.“ Sie öffnete die Augen. Dean hatte sich auf die Seite gedreht und stützte sich auf dem Ellenbogen ab. Riley legte ihm eine Hand an die Wange. „Wenn ich dich berühre, spüre ich das Leben, das in dir steckt. Deine Energie.“ Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. „Ich kann deinen Puls spüren, das kleinste An- und Entspannen deiner Muskulatur, jede greifbare Faser deines Körpers reizt meine Haut.“ Sie zog seinen Kopf ein wenig zu sich heran, ehe sie noch leiser weitersprach. „Aber das Beste ist, wenn ich dich schmecken kann.“ Sie fuhr ihm mit der Zungenspitze über die empfindliche Haut am Hals. „Hast du Angst vor mir?“, fragte sie heiser, dicht an seinem Ohr.

Kiss & KillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt