Zwischen zwei Welten. - Prolog

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- Prolog -

Ich klingle dreimal, bevor er öffnet. Als er mich erkennt, wie ich hier vor ihm stehe – völlig durchnässt, blutig und im strömendem Regen stehend – schaut er mich besorgt an:''Alles okay?''
Ich ringe mir ein Lächeln ab, versuche nicht zu zeigen, wie weh mir alles tut, wie schwer es mir fällt hier zu stehen und zu reden.
''Alles okay'', stimme ich zu und lache leise, woraufhin mein Brustkorb anfängt zu schmerzen. Eine Träne rinnt mir die Wange hinab, ich weine.
''Du weinst ja'', flüstert er erschüttert, aber ich fasse mich und lache. Er ist so groß geworden, größer als ich, das ist unglaublich – wie viel habe ich die ganze Zeit über verpasst? Endlich ist er erwachsen und glücklich, er ist so hübsch und schlau geworden.
Ich winke ab und sage “Das ist der Regen.''
Er nickt lahm, wirkt aber nicht sehr zufrieden stellend mit meiner Ausrede. Ich lächle und auch er lächelt zurück, dann frage ich ihn, ob sie da ist. Er nickt und bittet mich ins Wohnzimmer. Wie konnte ich so viel verpassen?, denke ich schon wieder. Sie wohnen nun in einer großen Villa – wunderschön und einladend, atemberaubend. Sie steht am Kamin, als ich das Wohnzimmer betrete, mit dem Rücken zu mir. Doch als er sie ruft, dreht sie sich lächelnd zu mir um und nimmt mich sofort in die Arme – ihr ist egal, dass ich völlig durchnässt bin und meine Haare mit Blut verklebt sind. Sie schiebt mich zum Kamin und drückt mich auf eine gemütliche Couch, legt die Decke um mich und schaut mich an.
''Du siehst schlimm aus'', murmelt sie. Ich schaue sie an, ihr Blick lässt mich einfach nicht los. Sie blickt mich mitfühlend an. Sie hat so schöne Augen, so so schön. Ihre Augen sind genauso wie seine, denke ich.
''Michelle'', flüstere ich. In meinem Kopf immer wieder ihr Name, wie ein Echo – es klingt klagend und wehleidig Michelle, Michelle, Michelle.
''Bist du okay?'', fragt sie besorgt und nimmt meine Hand in ihre, um über meinen Handrücken zu streichen. Sie sieht das Blut nicht, denke ich. Ich habe mir ein Tuch um meinen Kopf gewickelt, damit man das Blut nicht sieht. Es war nicht meine Absicht, wirklich nicht.
''Völlig okay'', sage ich leise. ''Aber ich muss dir etwas geben.''
''Was?''
''Etwas sehr sehr Wichtiges.''
Ich packe unter meinen Pullover, in das kleine Rechteckige Fach und hole das Büchlein heraus. Aber ich gebe es ihr nicht, stattdessen lasse ich es auf meiner Hand und streiche mit den Fingerkuppen über den wunderschönen Umschlag. Den Umschlag, der mich damals so verzaubern ließ. Dieses beige. Diese Muster. Ich schließe die Augen und eine Träne landet auf dem Umschlag. Sie legt die Hand auf meine ''Martina..''
''Nimm es'', flüstere ich kaum hörbar. Aber sie starrt mich fassungslos an und schüttelt dann den Kopf ''Wie kann ich, wenn ich sehe, wie viel dir das bedeutet?''
''Du musst'', sage ich. ''Nimm es.''
''Aber..''
''Bitte. Ich flehe dich an, nimm es.''
Sie zögert. Doch dann löst sie meine Hände sanft von dem Buch und nimmt es an sich. Ich sehe ihren neugierigen Blick, diese Frage die ihr auf der Zunge liegt, die sie aber nicht stellt - aus Angst. Ich lächle traurig ''Du willst wissen was drinnen steht, oder?''
''Ja.. schon, aber..''
''Nichts aber'', sage ich lächelnd und streiche ihr durch die wunderschönen goldblonden Haare. ''Es steht alles drinnen. Alles.''
Ihre Augen werden noch größer, als sie es schon sind ''Was alles?''
''Alles über uns. Alles was zwischen uns passiert ist. Der Teil meines Lebens, der lebenswert war. Es geht nur um uns. Philipp und mich.''
Dann fange ich an zu weinen.

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