Zwischen zwei Welten. - Teil 15

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Ich laufe neben Emilia die Treppen hinunter und betrete wieder den warmen Raum, wo schon an der Seite einige sitzen und sich Heroin oder Sonstiges spritzen. Keine Ahnung warum, aber als ich Philipp nicht unter ihnen sehe, bin ich mehr als erleichtert. Also spritzt er sich nichts, warum interessiert mich das überhaupt?

Ich frage ''Kommst du mit was trinken?''

''Gerne.''

Ich drehe mich verwirrt um, als anstatt meine kleine süße Emilia, eine tiefe Stimme antwortet. Umberto lächelt mich verführerisch an – ich kann nicht anders, als dass mein Herz schneller schlägt ''Wo ist Lia?''

''Sie ist wieder bei Chris.'', er nickt in Richtung, heftig küssendes Paar in der Ecke des Raumes. Ich seufze ''Das gefällt mir nicht.''
''Wieso nicht?''

''Weil er ein Kiffer ist. Und ein Schläger. Sie sollte sich nicht mit solchen Typen abgeben.''

''Aber er ist hübsch.'', sagt Umberto. Wieso gehen eigentlich immer alle nach dem Aussehen? Ja okay, diese Vialli-Brüder sehen unglaublich gut aus, dafür scheinen sie echte Mistkerle zu sein.

''Na und?''

Er lächelt, seine Augen blitzen auf ''Ich mag dich, Martina. Du bist anders, wirklich toll.''

''Danke. Wo sind die Getränke?'', ich wende mich suchend ab, damit er nicht sieht wie ich rot anlaufe. Dann fällt mir Philipp ins Auge, er tanzt und neben ihm zwei Mädchen – natürlich. Bin ich mal weg, hat er sofort zwei Andere auf Lager, irgendwie enttäuscht mich das. Ich wende mich auch ihm ab und sehe wieder Umberto ins Gesicht. Aber irgendwie ist meine Laune nun endgültig im Keller und das macht mich sauer.

''Alles okay?''

''Alles okay!'', sage ich und ziehe ihn aus dem Raum,''Kann man hier irgendwo alleine sein?''

''Ähm, Marti'?'', er sieht mich verblüfft an, aber irgendwie leuchtet auch Erregung in ihm auf. Schnell korrigiere ich mich ''Ich.. wollte nur reden! Außerdem habe ich keine Lust auf diesen Philipp.''

Sein Blick ändert sich, wird etwas enttäuschter, aber er hat sich bald wieder und nickt mit einem wissenden Blick zu Philipp.
''Oh. Natürlich.'', er geht nach oben und betritt einen hellen Raum. Viel steht hier nicht. Ein Bett, ein Schrank, ein Fernseher, eine XBOX und ein Laptop. Das ist sein Zimmer. Das muss Umbertos Zimmer sein.

''Er ist ein echtes Arschloch.'', sage ich schnaubend.
''Nein. Er benimmt sich nur wie eins.'' Er legt den Laptop auf den Boden und macht mir das Bett frei. Ich lege mich neben ihn hin und muss unwillkürlich grinsen.

''Du nimmst ihn in Schutz? Ich dachte du hasst ihn.''

''Ich hasse niemanden.''

''Als ob! Irgendjemanden muss es doch geben.''

''Nein, ich meine es Ernst. Ich finde Hass schrecklich, wir sind alle Menschen..''

''..und sitzen im selben Boot?''

''Woher..?''

''Mein Großvater plappert jeden Tag das Gleiche.'' Wir Beide müssen lachen. Es ist schön einen Jungen zu kennen hier, der nicht nur auf das Eine aus ist, sondern auch hier mit mir auf dem Bett liegt und nur redet. Nicht mehr. Plötzlich klopft es. Ein Mädchen kommt rein und lächelt schüchtern ''Umberto? Die suchen dich alle da unten.''

Er springt auf ''Mist. Martina, ich muss gehen. Die Pflicht ruft.''
''Natürlich, Mr Gastgeber.''

Er lächelt und verschwindet dann sofort. Ich weiß es ist unhöflich, aber ich bleibe noch ein paar Minuten so sitzen. Es klopft erneut, das Mädchen von gerade kommt rein und deutet dann auf den Platz neben mir, ich nicke. Sie hat blond gefärbte Haare und braune Augen, sie ist echt hübsch.

Sie sagt ''Philipp hat nach dir gefragt.''

''Ach?''

''Ja, ich weiß auch nicht was er von dir will.'', zischt sie.
''Wie bitte?'', ich starre sie an und bin mir nicht mehr so sicher, ob sie das gerade wirklich gesagt hat oder ich mir das eingebildet habe. Irgendwie klang ihre Stimme gerade ziemlich beißend.

''Kannst du mir einen Gefallen tun?''

Verblüfft setzte ich mich auf und dann in den Schneidersitz ''Welchen?''

Plötzlich dreht sie den Kopf zu mir und ihre Miene hat sich von jetzt auf gleich so verändert – sie sieht mich mit verengten, kalten Augen an, ihre Gesichtszüge sind angespannt:''Lass. Die. Finger. Von. Umberto. Und. Erst. Recht. Von. Phil!''

''Was?''

''Hast du was an den Ohren? Du sollst die Finger von Umberto und Phil lassen!'', kreischt sie. Ich reiße die Augen auf, so lasse ich nicht mit mir reden! Gerade noch spielt sie das liebe, schüchterne Engelchen und jetzt kreischt sie mich an? Die hat doch einen Dachschaden, wenn die meint ich lasse so etwas auf mir sitzen!

''Sagt wer?'', ich springe auf und stemme die Hände in die Hüften,''Ein verrückter Stalker?''

''Ich bin kein Stalker!'', sie ist so kurz davor mir an die Gurgel zu springen, ich sehe es in ihren Augen. Stattdessen springt sie auf.
''Deswegen bist du uns gefolgt und hast ihm so eine bescheuerte Lüge erzählt, damit du ihn von mir weglockst?''

Sie hat ihn bestimmt nur angelogen, damit er nach unten zu den anderen Leuten geht und sie mich hier alleine trifft um mir zu drohen.

''Hab ich nicht! Weißt du, ich könnte dich..'', sie rennt auf mich zu und ich denke, dass sie mich gleich erwürgen wird oder zusammenschlagen. Diesen Kiffern ist alles zu zu trauen.
''Fass sie nicht an!''

Ich sehe auf und muss entsetzt feststellen, dass Philipp sich vor mich gestellt hat und ihre zitternden Hände umschließt.
Ich luge hinter seinen breiten Schultern hervor und murmele ''Ich sag es doch. Alles Irre hier.''
Sie gibt einen seltsamen Laut von sich und brüllt ''Philipp, lass mich los!''

''Michelle, beruhige dich mal.'', sagt er sanft,''Umberto ist unten, kümmere dich lieber um ihn, als um sie. Martina ist harmlos.''
''Wie bitte?'', frage ich. Ich bin alles andere als harmlos, wenn mir jemand Unrecht tut.

''Halt den Mund!'', giftet Michelle mich an, dann nickt sie Philipp zu und dreht sich um,''Danke Phil. Und du, Mädchen, ich hoffe dich wird man bis aufs Blut quälen.''

Dann knallt sie die Tür zu.

''Autsch.'', murmelt Philipp und grinst wie ein kleiner Junge, der gerade gelernt hat auf zwei Rädern zu fahren und irgendwie muss auch ich lachen.

''Bis aufs Blut quälen. Das tu ich schon seit ungefähr vier Stunden.''

''So schlimm?'', fragt er und reibt sich über die Augen, was irgendwie aus irgendeinem seltsamen Grund extrem süß aussieht. Ich schaue beschämt weg ''Ja.''

Er sagt mit ernster Miene ''Ich kann dir den Abend verschönern.''
''Willst du einen zweiten Korb kassieren?'', ich schaue auf und starre ihn an. Muss er, wo wir nur zu zweit sind, immernoch den Player spielen? Das ist wohl das allerletzte.

''Kommt drauf an, vor oder nachdem wir miteinander rumgemacht haben?''

''Philipp, du bist echt unmöglich!'', fauche ich.
''Gib mir doch eine Chance.''

''Du willst doch bloß mit mir pennen und verpisst dich dann wieder.''

''Das stimmt schon. Ich binde mich nicht gerne, aber ich bin ziemlich gut im Bett.'', sagt er lachend. Ich schüttele grinsend den Kopf: pervers und eingebildet. Ich sage ''Siehst du und ich will so etwas nicht.''

Er sagt völlig zusammenhangslos ''Du bist noch Jungfrau.''
Ich laufe rot an. Was für ein Dreckskerl!

''Ich warte auf den Richtigen.''

''Der Richtige steht vor dir und du lässt ihn gehen.'', er geht langsam und theatralisch zur Tür, ich muss lachen, weil er dabei so eine blöde Grimasse zieht.

''Hör auf!'', sage ich lachend.

''Komm – einmal tanzen, okay?''

''Ich und du, wir leben in zwei verschiedenen Vierteln, unter verschiedenen Umständen. Uns trennen zwei Welten!'', sage ich moralisch. Philipp grinst mich frech an und seine goldenen Augen blitzen mich belustigt an ''Man, Kücken! Ich hab gesagt, ich will mit dir tanzen, nicht dich heiraten.''

Zwischen zwei Welten.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt