Zwischen zwei Welten. - Teil 8

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Ich verlasse die Buchhandlung meiner Großeltern und drücke den Beiden noch einen Kuss auf die Wange ''Bis Morgen ihr Beiden. Macht nicht mehr zu lange!''
Großmutter lächelt und sieht mich besorgt an:''Können wir dich wirklich alleine lassen?''
''Na klar.'' Ich öffne die Glastür und eiskalte Luft schlägt mir ins Gesicht, Gänsehaut bildet sich auf meinem Arm und ich zucke leicht zusammen. ''Man sieht sich!''

Ich will mir nicht anmerken lassen, dass ich tatsächlich Angst habe bei dieser Dunkelheit alleine – als Mädchen – herumzuirren. Natürlich musste Matthias Vater ihn genau heute mit zum Geschäftsessen mit zerren, aber ich wusste wie das war – Gott sei Dank, hatten wir Papas Geschäftsessen schon hinter uns. Es war die reinste Katastrophe, aber das war nicht anders zu erwarten – bei meinem Bruder, der versucht eine Erbse auf seiner Nase zu balancieren. Am liebsten wäre ich in dem Moment im Erdboden versunken.

Ich krame meinen iPod heraus und versuche gerade, dass Gewirr dass meine Tasche aus meinen Kopfhörern angestellt hat, zu entknoten. Da höre ich die dunklen und tiefen Stimmen hinter mir sagen ''Du siehst aber interessant aus.''

Entsetzt und ängstlich zugleich reiße ich die Augen auf, meine Beine bewegen sich automatisch schneller, bis ich anfange zu rennen. Um mein Leben, wie mir scheint. Ich höre mehrere verschiedene Leute lachen.

''Warum hast du es denn so eilig Süße?'' Jemand greift nach meiner Hand und hält mich fest. ''Hast du nicht Lust mit uns zu kommen? Es wird dir bestimmt gefallen.''

Ich fange einfach an um Hilfe zu schreien, die Tränen fließen meine glühenden Wangen herunter und ich kneife die Augen zusammen – niemand in der Umgebung reagiert. Tränen der Verzweiflung, Angst und des Ekels. Aber er hält meinen Mund fest und grinst mich an ''Ganz frech, das Ding.''

''Lass mich los!'', möchte ich schreien, aber es kommt bloß ein seltsames Gekrächze aus meinem Mund, ich möchte ihm in die Hand beißen, ihm zwischen die Beine treten, aber ich bin zu nichts imstande. Bis ich plötzlich spüre wie der Griff des Typen sich lockert und mich schließlich ganz loslässt, ich reiße die Augen auf um zu sehen was passiert ist. Alle liegen stöhnend auf dem Boden – mein Unterkiefer klappt auf: Habe ich übermenschliche Kräfte bekommen von denen ich nichts weiß? Dann aber legt jemand den Arm um meine Taille, ich sehe erschrocken auf.

Ein Junge grinst höhnisch, seine goldenen Augen blitzen auf, während er sich durch die Haare geht ''Auf solche Schwächlinge wie euch, stehen Mädchen ganz bestimmt nicht!''

Ich klappe zusammen, starre diesen wunderschönen Jungen an und erkenne ihn sofort wieder – es ist der Junge, den ich aus der Buchhandlung meiner Großeltern geworfen habe, weil er und seine Freunde einfach zu laut waren. Ich würde seine Augen nie vergessen können, auch wenn er jetzt seine Kapuze tief in die Stirn gezogen hat, vor allem nicht in dieser Dunkelheit, wenn sie nur von einer Straßenlaterne beleuchtet werden.
''Alles okay?'', er hält mir die Hand hin damit ich aufstehen kann. Aber er scheint nicht ganz clean zu sein, vielleicht hat er ein wenig getrunken und dazu gekifft? Ich fühle mich leicht unwohl.
Noch etwas benebelt von den Ereignissen nicke ich heftig ''Ja. Ja vielen Dank! Wie kann ich mich bei dir revanchieren?''
Er grinst:''Du willst dich bei mir revanchieren?''

''Ja!'' ich nicke erneut, werde rot und lächele, ich habe Angst ihn zu verärgern – ich habe an sich Angst vor solchen Leuten und dann noch in solch einem Zustand, ''Ich schenke dir diesen Kalender, den du..''

Plötzlich greift er meine Arme und zieht mich an sich, dann spüre ich seine Lippen auf meinen und seine gierige Zunge drückt sich durch meine Lippen. Ich versuche ihn wegzudrücken – ich bin überfordert, einfach nur noch überfordert.

Unwillkürlich schnappe ich nach Luft, ich habe Sauerstoffmangel ''Loslassen!'', bringe ich irgendwie hervor. Abrupt lässt er von mir ab und grinst wieder so selbstsicher ''Du weißt echt nicht wie man beim Küssen atmet?'', er lacht, ''Wie naiv und unschuldig!''

Mein Kopf tut höllisch weh, er hat mich geküsst und es war kein normaler Kuss – es war ein Zungenkuss und dazu mein erster Kuss überhaupt!

''Hör mal, ich würde echt gerne noch weiter mit dir reden und so..'', er lacht, es klingt schrill – hört man sich so an, wenn man auf Droge ist? Bestimmt,''..aber dafür hast du mir zu wenig Busen und Po. Werd erst mal erwachsener und reifer, Küken.''
Ich starre ihn an: Was hat er da gesagt? Zu wenig Busen und Po? Er hat mir meinen ersten Kuss gestohlen!

Dann dreht er sich einfach um und geht.

''Hey, warte!'', schreie ich, ''Was sollte das?''

Die Tränen kündigen sich an und ich breche zusammen. Das war ein perverses und abartiges Arschloch. Ich würde es ihm nie verzeihen. Er hat mir meinen ersten Kuss geraubt.

Zwischen zwei Welten.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt