'Du fährst ziemlich schnell.''
Er stöhnt und tretet einwenig auf die Bremse "Hast du noch irgendetwas zu bemängeln, Küken?''
''Was soll das denn heißen?''
''Das du dich aufführst wie sonst was. Nur am motzen!'', er grinst mich an, ich drehe mich eingeschnappt um. Weil ich keine Lust habe mit ihm zu reden, drehe ich das Radio lauter auf. Linkin Park. Ihm scheint es nichts auszumachen, dass ich mich die ganze Zeit so benehme, als ob das ganze hier mein Auto wäre. Lauter Bass und Schlagzeug dröhnt aus den Boxen und daraufhin die melodiöse Stimme des Sängers die immer mehr Gestalt annimmt und zum Nu-Metal Geschrei übergeht. Ich merke zum ersten mal, dass diese Art von Musik gar nicht so schrecklich ist wie ich immer gedacht habe. Philipp dreht die Musik leiser und sieht angestrengt auf die Fahrbahn.
''He!'', rufe ich,''Was soll das?''
''Ich will mich mit dir unterhalten.''
''Ach und worüber?'', frage ich giftig,''Darüber wie toll du bist?''
''Klar, das wäre ne Option.'', er lacht amüsiert,''Eigentlich wollte ich diesmal über dich sprechen, Dummbatz.''
''Du liebst es mir Spitznamen aufzudrücken, oder?'', zische ich und werfe ihm einen tödlichen Blick zu.
''Nein, ich liebe es wie du dich dabei aufregst.''
''Sollen dir doch alle Haare ausfallen!''
Sein einer Mundwinkel hebt sich ''Du musst mich wirklich lieben.''
''Oh ja, du glaubst gar nicht wie sehr ich dich..'', ich beiße die Zähne zusammen,''..liebe.''
''Erzähl mir mehr über dich.''
''Da gibt es nichts zu erzählen.''
''Das glaub ich dir nicht, du bist total interessant.''
''Doch. Ich bin langweilig.'', sage ich und mustere ihn scharf,''Und du machst dich nur lustig über mich!''
''Vielleicht.'', sagt er,''Einwenig.''
''Du bist scheiße!''
''Du bist süß.''
''Ich hasse dich!''
''Ich mag dich.''
Ich sehe ihn an und muss automatisch lachen, als ich sehe wie er breit grinst. Hab ich schon erwähnt, dass er erstens: ein Dreckskerl ist und zweitens: ich ihn zutiefst verabscheue?!
Aber ich weiß nicht, irgendwie finde ich es schön hier neben ihm zu sitzen und uns gegenseitig anzugreifen oder was das auch immer hier ist. Verwirrt schüttele ich den Kopf. Dieser Junge lebt in einer anderen Welt. Wir Beide leben in verschiedenen Welten.
''Was denkst du gerade?''
''Machst du jetzt einen auf Philosoph?'', ich grinse schelmisch.
Er lächelt "Ich mag Philosophie. War immer mein Lieblingsfach.''
''Ehrlich?'', ich sehe ihn verdattert an.
''Ja, ohne Scheiß.''
''Wieso gerade Philosophie?''
''Kein Plan. Ich steh irgendwie total auf dieses 'Was kam zuerst, das Huhn oder das Ei'-Zeug. Weißt du, egal was man in diesem Fach sagt, nichts ist falsch. Denn jeder Mensch hat eine andere Ansicht vom Leben.'', er zuckte mit den Schultern,''Blöd, oder?''
''Nein! Finde ich überhaupt nicht. Ehrlich nicht.'', ich lächele,''Ich finde es schön, dass du neben deiner beschissenen Seite noch eine menschliche hast.''
Er sieht mich an:''Was soll das denn heißen?''
''Keine Ahnung. Kannst ja herum philosophieren um es heraus zu finden.''
''Du machst dich lustig über mich!'', er klingt wie ein kleiner Junge, dem Unrecht getan wurde. Ich muss laut lachen ''Wohl möglich.''
''Du bist anders.''
''Das sagen alle Kerle. Denk dir was Besseres aus.''
''Okay, warte.'', er grinst,''Meinst du das wird was aus uns?''
''Es gibt kein uns. Nie.''
''Wehr dich doch nicht so gegen deine Gefühle. Ich weiß doch, dass du mich liebst.''
''Ja klar. So sehr liebe, damit ich mit dir ins Bett steige und du die Nächste abschleppst?''
''Genau.''
Das tut weh. Ich weiß nicht einmal wieso, eigentlich gebe ich ihm doch hier einen Korb nach dem Anderen. Und mögen tu ich ihn auch nicht.
''Arschloch!''
''Was hab ich jetzt falsch gemacht?''
''Du lebst.''
Er sieht mich an und grinst ''Der war gut. Eins zu null, für dich.''
Plötzlich wird mir warm ums Herz. Ich möchte aussteigen, dieses Gefühl gefällt mir noch weniger als Enttäuschung.
''Wer war der Typ, der am Anfang bei dir war? Ich dachte du wärst Single.''
''Würde dass einen Unterschied machen, wenn ich es nicht wäre?''
''Natürlich. Ich flirte nicht mit vergebenen Mädchen.''
''Hätte ich nicht von dir gedacht.''
''Du kennst mich nicht. Du kennst nur diese eine Seite von mir.''
''Welche Seite?''
Mich irritiert welch ernste Stimmung unser Gespräch genommen hat.
''Die, die total verrückt nach dir ist!'', er wuschelt mir mit einer Hand durch die Haare. Und schon wieder habe ich das Gefühl Philipp kann meine Gedanken lesen.
''Wann sind wir eigentlich da?''
Er lacht ''Schön, dass du mal fragst.''
''Sind wir hier nicht schon ein mal vorbeigefahren?''
''Um die zwanzig mal sollten es nun gewesen sein.''
''WAS?'', kreische ich. Philipp lacht amüsiert und schelmisch ''Tja, anscheinend hattest so viel Spaß mit mir, dass dir das nicht aufgefallen ist.''
''Du Lustmolch!'', ich befreie mich vom Gurt und reiße die Tür auf, halte Luft schlägt mir entgegen,''Ich hasse dich!''
Philipp steigt ebenfalls aus ''Warte, der Lustmolch will sich noch von seinem Küken verabschieden.''
Ich laufe gerade auf unsere pompöse Einfahrt zu und bin froh, dass er in der Dunkelheit nicht sieht wie ich vor mich hin grinse.
''Sag mal, hast du Facebook oder so etwas?'', ich drehe mich um und sehe ihn oder besser gesagt die dunklen Schatten an.
''Ja klar.'', brüllt er zu mir, weil er irgendwie mit dem Gurt am Auto zu kämpfen hat.
''Ich werde dich suchen.''
Langsam höre ich seine Schritte hinter mir ''Wow. Ich war noch nie im Bonzenviertel. Früher ein paar mal, hab die Häuser mit Eiern beworfen.''
''Warte mal, DU warst dieser kleine Idiot der das Haus beworfen hat, seinen Arsch gezeigt hat und dann brüllte 'Leckt meinen geilen Arsch, ihr scheiß Schnösel!'?''
Er lacht ''Und du warst das Mädchen, dass ich ausversehen mit den Eiern getroffen hatte?''
Ich schlage mir gegen die Stirn. Es war vor paar Jahren, da haben irgendwelche Jugendlichen unser Haus beworfen, eigentlich alle Häuser hier. Jedenfalls war ich dann so tapfer, bin hinaus gegangen und wollte ihm gerade sagen, er solle sich verpissen, da trafen mich drei Eier hintereinander im Gesicht und ich rannte heulend zu meiner Mutter.
''Daran erinnere ich mich zu gut. Dein Gesichtsausdruck war sensationell. Den hättest du sehen müssen.''
''Du warst früher schon so ein Lustmolch.''
''War mein Arsch wenigstens schön knackig?'', er grinst breit. Und wieder sehe ich den kleinen Jungen in ihm.
''Philipp!'', stöhne ich und schlage auf ihn ein, er lacht lauthals. Er ist echt ein Idiot!
''Ja, Küken?'', er nimmt mein Gesicht in seine Hände und lächelt mich verführerisch an. Ich kann nicht anders und schlucke. Komm bloß nicht näher, möchte ich sagen, sage es aber nicht.
''Philipp, du..''
''Darf ich dich jetzt küssen?''
Ich weiß nicht, was ich sagen oder machen soll – doch plötzlich klingelt sein Handy. Wir Beide zucken zusammen, Philipp flucht "Shit! Ich hab die Zeit ganz vergessen.''
Er zittert, als er auf die Entsperrtaste und die grüne Taste drückt ''Ciao?''
Stille.
''Ich bin noch, ähm, bei einer Freundin. Was ist los, Michelle?''
Erneut Stille. Diesmal unendlich lange Stille. Sodass ich schon den Wind pfeifen höre, als ob er mich auslachen würde.
''Piccola, beruhig dich! Hat er dich angefasst?'', seine Stimme zittert vor Wut. Er geht sich durch die dunkelbraunen Haare, zittert, greift nach einer Zigarette, zittert, sie fällt ihm aus den Händen. Dann beugt er sich hinunter und hebt sie auf, drückt mir das Feuerzeug in die Hände und hält die Zigarette hin. Er zittert nicht wegen der Kälte. Einer wie er hält schon einiges aus.
Sein Blick trifft mich so plötzlich, dass ich mich an meinem Speichel verschlucke und huste.
''Das ist niemand, Piccola, nur so ein komischer Penner.''
Ich weiß, dass ich eigentlich lachen sollte, aber seine besorgte Miene, beunruhigt mich. Das bin ich von ihm nicht gewohnt.
''Ich komme sofort! Und hey, Michelle, sperr dich im Badezimmer ein und öffne niemandem, außer mir. Ich schlag den Typen zusammen, wenn der dich wieder anfasst!'', dann legt er auf. Ich sehe die Wut in seinen Augen glühen, diese wunderschönen leeren und traurigen goldenen Augen sind plötzlich so kalt und blitzen auf.
''Ich darf nicht fragen, oder?''
''Nein.''
Natürlich, es geht mich nichts an.
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Zwischen zwei Welten.
Fanfiction''Bitte. Ich flehe dich an, nimm es.'' Sie zögert. Doch dann löst sie meine Hände sanft von dem Buch und nimmt es an sich. Ich sehe ihren neugierigen Blick, diese Frage die ihr auf der Zunge liegt, die sie aber nicht stellt - aus Angst. Ich lächle t...