Zwischen zwei Welten. - Teil 11

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''Hallo? Smarti, ich hab dich etwas gefragt!''
Ich sehe auf und lächele entschuldigend, aber es braucht ziemlich viel Überwindung ''Tut mir leid, ich war bei den Gedanken woanders.''
Emilia seufzt und nimmt mich in den Arm ''Hey Süße.. Er ist es nicht wert, was er nach dem Kuss gesagt hat, ist echt nicht nett gewesen, vergiss ihn.''


Nicht nett? Ich spinne wohl, es ist.. es ist.. demütigend, zum Heulen. Aber ich bleib stark, ich war nie die Person, die weinte oder sich geschlagen gab. Also hebe ich den Kopf und sage mir ''Ich hab heute Spaß!''

''Genau!'', Emilia lächelt mir aufmunternd zu,''Also.. Das schwarze Kleid oder ein enges, weißes Top mit schwarzem Minirock?''
''Es ist scheiß kalt!'', rufe ich entsetzt - wie kann sie nur daran denken so etwas Knappes zu tragen? Wir haben Dezember (okay, heute ist Silvester, also haben wir im Prinzip schon fast Januar).

''Passt schon.'', sie lacht,''Außerdem weiß ich, dass die anderen Mädchen auch alle so knappes Zeug tragen. Und wir sind doch eh bei Umberto Zuhause, die werden wohl eine Heizung haben.''
Ich schlucke - bei Umberto Zuhause? Nicht nur, dass meine Eltern mir den Kopf abreißen würden, wenn sie wüssten, dass ich bei einem Jungen Zuhause Silvester feiern würde, der ausschließlich Kiffer eingeladen hat, bis auf Emilia und mich natürlich. Dazu kommt noch dass ich diesen Umberto gar nicht kenne.

Ich zucke mit den Schultern ''Wenn du meinst, also ich werde mir das nicht antun.''
Ohne zu sehen was ich da eigentlich herausziehe, stehe ich nun vor dem Spiegel und betrachte mich ''Geht das?''
''Wow!'', Emilias Augen weiten sich. Ich trage eine graue Leggins, darüber einen langen weißen Wollpulli von Hollister und graue Vans mit weißen Stulpen - die Accessoires suche ich passend zum Outfit aus, schließlich will ich nicht aussehen wie ein bunter Vogel. Es ist eigentlich unmöglich bei mir auszusehen wie ein bunter Vogel, da ich knallige Farben an Kleidung hasse und eigentlich meine Hauptfarben im Schrank beige, schwarz, braun, weiß und grau sind. Ab und zu leuchtet auch was rotes auf, aber eigentlich war es dann auch schon mit den Farben.
Emilia grinst breit und plappert drauf los, als hätte sie gerade eine Weltreise hinter sich und müsse mir jedes Detail erzählen. Sie redet immer gerne viel, aber so ergänzen wir uns am besten, denn das heißt ich muss ihr nur zuhören und brauche ich zu reden.

Als wir gegen 19.30Uhr aufbrechen, halte ich Emilia noch einmal an den Schultern fest, während wir auf den Bus warten:''Versprich mir eins.''
''Was denn?''
''Dass wir aller spätestens um zwei Uhr morgens Nachhause fahren.''
''Chris wird uns bestimmt fahren.'', sagt sie schwärmerisch und reißt plötzlich die Augen auf, als hätte sie die Welt neu entdeckt,''Oh mein Gott! Endlich sehe ich Chris wieder!''
''Chris?'', frage ich verwirrt, als wir dem Busfahrer unsere Tickets zeigen und uns nach ganz hinten setzen. Plötzlich ist Emilia völlig aufgedreht ''Ja! Er ist mein Freund. Habe ich dir noch nicht von ihm erzählt?''

''Dein Freund?'', ich versuchen nicht allzu verblüfft zu klingen,''Nein. Nein, hast du nicht - ich glaub es ja wohl!''
Emilia lächelt entschuldigend ''Tut mir leid, das hab ich total vergessen.. aber als er mich geküsst hat und gefragt hat, ob wir zusammen sein wollen - da war ich im siebten Himmel! Ich.. Oh Gott, Smarti, Chris ist so nett und unglaublich heiß!''

''Aha.'', sage ich und möchte ihr nicht zeigen, wie enttäuscht ich bin. Sie soll vergessen haben ihr aller aller allerbesten Freundin zu erzählen, dass sie einen Freund hat? Wer glaubt das denn bitte? So etwas vergisst man doch nicht, außer man ist die ganze Zeit zugedröhnt.

''Keine Sorge! Chris hat einen Bruder, er heißt Philipp und ist sechzehn.. glaube ich. Also er sieht definitiv aus wie achtzehn, aber ich glaube er hatte mir erzählt sechzehn zu sein.. ist ja auch egal! Der ist genauso heiß, wenn nicht noch heißer! Ich werde euch verkuppeln, okay?''
Ich sehe sie entsetzt an:''Untersteh dich! Ich will nichts von einem Kiffer, mir egal wie heiß der ist. Von mir aus kann er auch heißer als die Sonne sein!''

Und damit ist für mich das Thema beendet, denn der Bus kommt gerade und ich hole mein Ticket heraus und springe grüßend herein. Dann setze ich mich nach ganz hinten und um nicht mehr mit Emilia reden zu müssen, ziehe ich meinen iPod heraus, stecke mir die Kopfhörer ins Ohr und stelle auf die lauteste Stufe die geht, in der Hoffnung meine Ohren fangen an zu bluten. Vielleicht kann ich mich doch noch irgendwie vor der Party drücken?

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