''Ich muss los!''
''Hast du alle Hausaufgaben erledigt, Schatz?''
''Ja Mama!'', ich ziehe mir meine Mütze und Handschuhe an und renne schnell aus dem Haus. Vor der Haustür schaue ich noch einmal nach, ob ich auch alles eingepackt habe: Handy, Schlüssel und mein Portemonnaie. Völlig zufrieden ziehe ich die Haustür hinter mir zu uns trete hinaus. Hinaus in die Eiseskälte.
Während ich durch unseren Vorgarten rase, schaue ich auf mein Handy und muss feststellen, dass ich spät dran bin. Anscheinend liegt heute irgendein verdammter Fluch auf mir, der einfach nicht von mir lassen will.Hoffentlich sind mir Großmutter und Großvater nicht sauer, wenn ich zu spät kommen sollte. Eigentlich wäre ich nun mit dem Fahrrad gefahren, doch bei dem Schnee kann ich mich unmöglich auf dem Rad halten ohne umzufallen.
Fast wäre ich gegen Matthias gelaufen, hätte er nicht rechtzeitig gebremst. Ich bin viel zu sehr in meine Gedanken vertieft, vielleicht sollte ich mir mal aufhören so viel durch den Kopf gehen zu lassen, während ich auf offener Straße laufe. Als er mich erkennt, erscheint ein Lächeln auf seinen Lippen und er macht die Maschine seines pechschwarzen Motorrads aus. Ein Gefühl von Wärme breitet sich in mir aus, immer wenn ich ihn sehe "Guten Tag.''
''Hey, dich hab ich schon lange nicht mehr gesehen, Piccola.'', er wuschelt mir durch die Haare. Wie ich es liebe, wenn er mir durch die Haare wuschelt – was sage ich da? Ich liebe jede Geste die er macht, alle sind so liebevoll und herzlich. Alles an ihm ist so freundlich und offen – einfach perfekt. Ich laufe rot an und starre auf meine Stiefelspitzen, "Ich hab im Moment so viel zu tun. Schule, Freunde und dann noch mein Nebenjob.'
Er lächelt mich immer noch mit diesem umwerfenden Lächeln an ''An deiner Stelle würde ich den Nebenjob schmeißen, raubt dir doch bloß deine Freizeit. Dein Vater verdient doch genug.''
''Ja schon.'', presse ich hervor, das waren die selben Worte wie die von Mama und Papa!,''Aber ich möchte jetzt schon lernen auf eigenen Beinen zu stehen. Das ist mir wirklich, wirklich sehr wichtig.''Er nickt verständnisvoll.
Matthias geht sich durch seine blonden Haare und zeigt dann auf den Platz hinter ihm auf seinem Motorrad ''Steig auf, ich fahr dich.''''Nein, ich will dir nicht unnötig zur Last fallen!'', sage ich abwehrend und lache nervös, während ich ein paar Schritte nach hinten gehe. Er greift nach meiner Hand und setzt mir den Helm auf.
''Ich möchte dich aber fahren.''Seine Stimme klingt bestimmt und liebevoll zugleich. Und somit gebe ich mich geschlagen, verzweifelt versuche ich den Helm zu schließen, aber das verdammte Teil will einfach nicht zu gehen.
''Verflucht..''Matthias lacht, dieses warme und herzliche Lachen.
Wie von selbst fallen meine Hände schlaff zur Seite. Er greift nach dem Helm, klick, und zu ist er. Peinlich berührt, steige ich hinter ihm auf das Motorrad und halte mich ganz fest an ihn, wie ein Klammeraffe. Die Arme lege ich um seinen muskulösen Bauch und presse mein Gesicht an seinen schönen Rücken.
''Bereit?''
Ich nicke, bis ich merke, dass er mich nicht sieht und rufe dann ''Ja.''Dann rast er auch schon mit voller Geschwindigkeit los. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und denke nach. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich zu viel nachdenke. Aber bin ich da wirklich alleine?
Matthias ist drei Jahre älter als ich – achtzehn, und ich kenne ihn seit ich klein bin. Er war schon immer wie ein großer Bruder für mich. Wir wohnen seit wir klein waren nebeneinander. Unsere Nachbarschaft besteht nur aus reichen Leuten, Matthias Vater ist Chefchirurg.
Wir leben zwar in einer kleinen Stadt in der Lombardei Italien, aber es fehlt uns an nichts. Ich liebe die Stadt und ihre Einwohner.
Mein Blick fällt wieder auf die Person, um die ich gerade die Arme schlinge. Matthias ist ein wirklicher Traumjunge. Groß, schlank, muskulös, total nett, unglaublich schlau und ich liebe ihn. Ich liebe ihn, wie einen großen Bruder, den ich nie hatte. Heute trägt er einen Kapuzenpullover und eine Jeans, eine Mütze sitzt weiter hinten auf seinem Kopf, sodass seine blonden Haare, die er hochgegelt hat, vorne heraus gucken. Zwei silberne Ketten hat er um den Hals und ich lächele, als ich eine von ihnen erkenne. Es ist die, die ich ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt habe. Ein Tigerauge.
Er hält an und nimmt seinen Helm ab. Ich bin noch am Kämpfen mit meinem, da legt er seine Hände auf meine und hilft mir aus dem Helm. Sein Grinsen ist warm und breit, während mein Herz rast. Es verschlägt mir immer wieder die Sprache – wie kann ein Mensch so vollkommen sein? Es ist als ob er irgendeinen Makel hat, den ich noch finden muss.
Er streicht mit seinem Handrücken über meine Wange ''Ich hoffe mal wir sehen uns jetzt wieder öfter, schließlich wohnen wir nebenan.''
Ich lache und nicke.
''Das hoffe ich auch! Achja, und danke Matthias. Mama sagte, du sollst uns endlich mal wieder besuchen.'', ich gehe näher an ihn und zwinkere, ''Soweit es dein voller Terminkalender erlaubt.''
Er lacht, wuschelt mir wieder durch die Haare und küsst mich auf den Scheitel ''Ich komme gerne, sag deiner Mutter sie soll wieder ihre berühmt berüchtigte Lasagne machen.''Er lächelt und streicht sich theatralisch über den Bauch. Ich lächele ''Ich werde es ihr ausrichten. Bis bald!''
"Ciao Piccola.''Ich höre wie der Motor seines Motorrads aufheult und er dann davon düst. Lange schaue ich ihm nach, auch als er schon längst weg ist. Irgendwann hole ich mich ins hier und jetzt zurück und laufe zur Buchhandlung. Kurz vor der dem Laden, sehe ich noch einmal nach oben. Citta' del Sole – steht in großen und fetten Buchstaben über der Buchhandlung meiner Großeltern. Alles wie immer, wieso ist es denn dann plötzlich so voll hier? Ich gehe vorsichtig in den Laden hinein, warme Luft kommt mir entgegen und ich atme tief ein, als ich den Eingang der gemütlich eingerichteten Buchhandlung meiner Großeltern betrete, während mir so viele Menschen entgegen kommen. Es ist ein wenig ungewohnt auf so viele herumirrende Leute zu treffen, wobei es sonst ziemlich leer ist und das für eine Buchhandlung, dazu noch die einzige in ganz Cremona.
DU LIEST GERADE
Zwischen zwei Welten.
Fanfiction''Bitte. Ich flehe dich an, nimm es.'' Sie zögert. Doch dann löst sie meine Hände sanft von dem Buch und nimmt es an sich. Ich sehe ihren neugierigen Blick, diese Frage die ihr auf der Zunge liegt, die sie aber nicht stellt - aus Angst. Ich lächle t...