Zwischen zwei Welten. - Teil 5

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''Ciao?''
''Hey, ich bin es. Martina.''
"Martina, was kann ich für dich tun?''
Ich räuspere mich und sehe meine Großeltern drohend an, sie sollen mich nicht so angespannt ansehen und bei dem Telefonat zuhören ''Es ist schon ziemlich spät, ich wollte dich fragen, ob du mich abholen könntest, dann könntest du auch bei uns zu Abend essen. Mama macht bestimmt ihre geliebte Lasagne, wenn sie hört, dass du kommst.''

Matthias lachte leise am anderen Ende ''Klar, ich bin noch eben bei einem Freund. In zehn Minuten vor der Buchhandlung?''
''Ja.'', sagte ich leise. ''Bis gleich.''

Ich ziehe Schal, Mütze, Jacke und Handschuhe wieder an und frage meine Großmutter, ob ich mir das Buch mitnehmen darf ''Das Geld bekommt ihr später zurück, versprochen!''
Großmutter lächelt und drückt mir einen Kuss auf die Stirn ''Natürlich. Viel Spaß mein Schatz.''

Ich laufe rot an und renne schnell raus, als ich schon den Motor höre. Matthias sieht aus wie ein heißer Rocker, ein paar Mädchen bleiben mitten auf der Straße stehen und starren ihn an, während sie kichern und flüstern. Ich laufe auf ihn zu ''Mein Retter in Not!''

Er lächelt und hilft mir wieder den Helm anzuziehen, dann setze ich mich auf und klammere mich fest an ihn. Er dreht den Kopf zu mir:''Hey Piccola, hast du was dagegen, wenn ich dich ab nun an immer abhole?''

''Nein, natürlich nicht. Aber wieso?''

Er nickt in Richtung Gasse, die neben unserer Buchhandlung ist – da stehen ein paar Jungs. Rauchen, trinken und kiffen wahrscheinlich auch noch, ein paar Mädchen sind bei ihnen – ich fröstele plötzlich, als ich einen von ihnen erkenne. Seine goldenen Augen treffen mich plötzlich, als ich ihn etwas länger ansehe. Eins der Mädchen packt ihn am Arm ''Philipp! Wo ist das Zeug?''

Er rüttelt sie ab und sie schwankt, ich ekele mich automatisch vor ihr und klammere mich fester an Matthias.
Dann wendet er seinen Blick von mir ab ''Frag doch Chris!''
''Kennst du diese Typen?''

''Die waren gerade in der Buchhandlung und haben sich Kalender mit halbnackten Frauen angesehen.'', flüstere ich – aus Angst, dass sie uns hören. ''Nein, ich kenne sie nicht.''
''Du solltest nachts nicht alleine durch die Gassen laufen, ich hol dich dann jeden Abend gegen 20Uhr ab, okay?''

''Ja gerne. Danke Matthias, du bist der Beste!'', sage ich, küsse ihn auf die Wange und laufe daraufhin sofort rot an. Er lacht und ich halte mich ganz gut an ihm fest, als er losfährt. Wir fahren an der Gruppe vorbei und ich spüre die goldenen Augen von ihm – Philipp, wenn ich richtig verstanden habe, sie bohren sich in meinen Hinterkopf.

Der Wind weht durch meine langen, dunkelbraunen Haare und schmerzt fast im Gesicht, es ist eiskalt. Ich vergrabe mein Gesicht in Matthias kuschelige Jacke und schließe die Augen, dabei stelle ich mir vor, wie wir Beide später verheiratet sind und zwei Kinder haben. Einen Jungen und ein Mädchen, er ganz nach dem Vater und sie wie ich. Ich würde sie gerne Chiara nennen, so wie meine Großmutter heißt, ich liebe diesen Namen. Oder doch lieber Francesca, so hieß Mama. Wieso hatten sie alle so wunderschöne Namen und dann gab mir meine Mutter diesen ekelhaften Namen? Egal wie oft alle sagten, wie sehr ihnen mein Name gefiel, ich hasste ihn!

Luca oder Ben waren Namen für unseren gemeinsamen Sohn passend und dann fehlte noch der Hund – ein kleiner Mops vielleicht, oh ja die waren unglaublich süß! Aber Matthias durfte nicht so viel arbeiten, wie es Papa immer tut, das würde ich meinen Kindern nie antun, schlimm genug, dass ich ohne Vater aufwachsen musste. Ich weiß wie schrecklich so ein Leben ist, nicht dass ich meine Mutter nicht liebe, aber irgendwas fehlt immer. Die Fahrt vergeht im Fluge, als ich mir meine märchenhaften Zukunftspläne vorstellte. Aber leider bleiben Märchen, immer Märchen.

Zwischen zwei Welten.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt