Zwischen zwei Welten. - Teil 22

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''Ich sagte doch wir brauchen einen Wagen!'', lache ich. Er schneidet irgendeine völlig verblödete Grimasse, über die ich noch mehr lachen muss und versucht nicht das Gleichgewicht zu verlieren, als ich ihm fünf weitere Packungen Mehl auf die Arme legte.

''Traust du mir nicht zu, dass ich alles im Griff habe?''

''Wenn ich ehrlich bin, nein.'', ich grinse,''So, nur noch Opas Pistazien und dann sind wir fertig.''

Irgendjemand rempelt Philipp leicht an, der dann schwankt und beinahe alles fallen lässt. Ich halte ihn fest - im letzten Moment kann er sich noch festhalten, wir atmen auf und er lächelt mich triumphierend an.

''Siehst du? Alles im Griff.'' Ich lache ''Ja. Natürlich.''

Nachdem ich nun auch die Pistazien geholt habe, gehen wir zur Kasse. Philipp legt alles auf das Band und stöhnt, streckt sich und verschwindet dann. Ich fühle mich alleine gelassen und blicke mich verwirrt um. Lässt er mich jetzt hier alleine nach Hause gehen? Naja ursprünglich wollte ich ja auch alleine gehen - ich hole mein Handy heraus und möchte ihn anrufen, da fällt mir ein, dass ich seine Nummer gar nicht habe. Also gehe ich mit meinem Handy auf Facebook suche Philipp und adde ihn - leider kann ich nicht viel von den Fotos sehen und beschließe mir diese zu Hause am Laptop in Ruhe an zu sehen. Welches Mädchen guckt sich nicht gerne Fotos von hübschen Jungs an? Ich möchte ihm gerade eine Nachricht schreiben, da sehe ich seinen dunkelbraunen Haarschopf - er quetscht sich durch die Leute, die hinter mir stehen und ergattert böse Blicke und Worte, die er nicht weiter beachtet. Dann hebt er die Hände und legt die Flaschen auf das Band, natürlich mit deutlichem Abstand zu meinen Sachen. Ich sehe auf die Aufschriften - Wodka, Whiskey, Bier und eine Cola Flasche. Dann greift er nach zwei Zigarettenpackungen und legt sie dazu - dann sieht er auf sein Handy ''Du heißt mit zweitem Namen Lavinia?''

''Woher..?'' Er zeigt mir sein Handy - dreizehn neue Freundschaftsanfragen auf Facebook und alles nur Mädchen. Plötzlich steigt unerklärliche Wut in mir auf ''Ja, mach dich nur lustig.''

''Nein, Martina, ich find beide Namen wunderschön. Und beide passen zu dir.''

Er soll verdammt noch einmal aufhören mich Martina zu nennen! Das bin ich nicht gewohnt, nicht von ihm.

''Am besten du nimmst mich nicht an. Das war blöd von mir.''

''Du widersprichst dir.''

''Was?''

''Du hast vorhin im Auto gesagt, dass wir Freunde werden können .. und jetzt?''

''Tut mir leid.'', beschämt senke ich den Kopf. Philipp legt den Arm um mich und zieht mich an sich heran, dann drückt er mir einen Kuss auf den Scheitel ''Meinst du das wird mehr als Freundschaft zwischen uns, Küken?'' Ich drücke ihn weg ''Vergiss es!''

''Ich weiß doch, dass du auf mich stehst.''

''Jetzt bist du wieder der Alte! Ganz das Arschloch.'' Er grinst und legt den Arm um meine Hüfte, dann drückt er mich an sich ''Das wolltest du doch.''

''Ein bisschen.'', ich lächle. Seine Berührung brennt auf meiner Haut, aber es ist nicht unangenehm, sondern schön. Deshalb drücke ich mich noch mehr an ihn.

''Du bist mir noch etwas schuldig.'', sage ich, als wir die Einkäufe im Kofferraum verstauen. Philipp grinst, beugt sich zu mir herunter und hält mein Gesicht fest ''Ach, und was?''

''Nicht das, was du denkst.'', ich strecke die Zunge raus und schneide eine dumme Grimasse. Philipp lässt mein Gesicht wieder los und schmollt ''Schade. Was dann?''

''Eine Schneeballschlacht und zwar diesmal fair. Eins gegen eins.''

''Jetzt?'', er macht den Kofferraum zu und wir setzten uns ins Auto. Nachdem ich die Tür geschlossen habe, sehe ich ihn an ''Nein, ich hab keine Handschuhe und den ganzen Mist mit.''

''Okay, soll ich dich dann jetzt nach Hause fahren?''

''Eigentlich zu der Buchhandlung meiner Großeltern.''

''Du meinst die Buchhandlung, wo wir uns das erste mal gesehen haben?'' Ich grinse, öffne die Cola Dose in meiner Hand und trinke ''Genau der. Da wo du dir den Kalender mit den nackten Frauen angesehen hast.''

''Mies, dass du das gesehen hast.''

''Ich hab nichts anderes von dir erwartet.''

Er grinst:''Hey, ich bin auch nur ein Junge. Viel lieber hätte ich noch einen Nacktkalender von dir.''

Plötzlich verschlucke ich mich an der Cola und huste wild, Philipp schlägt mir auf den Rücken. Ich huste und mir steigen leichte Tränen in die Augen.

''Alles okay?''

''War das ernst gemeint?'', will ich wissen, ohne seine Frage zu beantworten. Er zuckt mit den Schultern und sieht mich unschuldig an ''In meinen Augen bist du hübscher, als diese abgemagerten Models auf den Postern, die ich zu Hause habe.''

''Oh, äh, danke.'', ich werde rot und sehe weg. Was für ein Perversling!

''Ich wider dich an, oder?''

''Nein. Nein tust du nicht.''

Aber so mehr ich darüber nachdenke, im Grunde ist jeder Junge wie er und was ich an Philipp wirklich schätze ist, dass er nicht einen auf lieb und sensibel macht. Er sagt was er will, was er denkt und meint es ernst, mit ihm kann man lachen, aber wenn es darauf ankommt hilft er mir. Wenn ich so zurück denke, hat er mir schon ein paarmal aus der Klemme geholfen, während ich ihn nur beleidige und sonst was.

''Ich hab ein wenig Zeit gespart, dadurch dass du mir geholfen hast. Wahrscheinlich erwarten mich meine Großeltern nicht vor zehn Uhr - also haben wir noch über eine Stunde.''

''Okay und was willst du machen?''

''Etwas mit dir. Vielleicht auf den Weihnachtsmarkt?''

Er sieht mich verblüfft an ''Mit mir? Wieso?''

''Keine Ahnung, ich will mehr Seiten von dir kennenlernen - außerdem machst du gute Laune.''

Ich lache, er grinst ''Na dann, ich werde meinen Freunden absagen.''

''Nein, wenn es dir nicht passt ist auch okay.'', ich halte seine Hand mit dem Handy fest,''Ich möchte nicht, dass du irgendwelche wichtigen Termine wegen mir absagst.''

''Die Termine sind mir nicht wichtig.'', sagt er leise, lächelt unglaublich süß und streicht mir eine Strähne hinter die Ohren,''Du bist mir wichtig.''

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