Obwohl ich die Schlafzimmertür geschlossen hatte, konnte ich Tyler und Josh reden hören.
Ich hasste es.
Ich hasste die gesamte Situation und dass ich es hasste, hasste ich noch mehr.
Wie konnte Tyler so tun, als sei alles in Ordnung, als sei er glücklich, als ginge es mir gut, während es mir alles andere als gut ging und ich litt?
Das schlimmste war, wenn er und Josh lachten. Wieso lachten sie? Manchmal war ich sicher, dass sie über mich lachten.
Josh würde Tyler einreden, dass ich nicht gut genug für ihn war und dass er mich verlassen sollte. Wie sollte ich Tyler vernünftig erklären können, dass Josh kein echter Freund war?
Da es mich jedes Mal, wenn ich ihr Lachen hören konnte, wütender machte, beschloss ich, ein Trinkspiel daraus zu machen. Ein Trinkspiel alleine? Wieso nicht.
Immer, wenn ich ein Lachen hörte, trank ich einen Schluck Wein. Das war ein guter Plan und würde die gesamte Situation für mich erträglicher machen.
Doch leider wurde es nicht erträglicher, im Gegenteil. Denn als ich merkte, wie schnell ich betrunken wurde, weil ich so viel trank, wurde ich umso wütender.
Irgendwann hielt ich mir die Ohren zu und wollte all den Geräuschen der Welt entkommen, doch selbst das Rauschen meines Blutes, das ich so hörte, machte mich wahnsinnig. Ich musste hier raus.
Ich sprang auf und brauchte einen Moment, bis meine Füße festen Halt gefunden hatten.
Der Alkohol rauschte durch meinen Körper und ließ meine Gedanken umso lauter sein.
Ich stolperte zur Tür, fest entschlossen, aus diesen vier Wänden endlich raus zu müssen. Als ich die Tür aufriss, standen Tyler und Josh im Flur. Josh war gerade dabei, seine Schuhe anzuziehen und die beiden sahen mich überrascht an.
In meinem Kopf drehte sich alles und ich versuchte, einen von beiden zu fixieren, was mir aber einfach nicht gelang. Mir wurde schlecht von der sich drehenden Welt.
Da ich nichts sagte, löste Josh den Blick von mir und wandte sich an Tyler: "Dann bis bald"
Die beiden umarmten sich und ich verdrehte die Augen, was sie aber nicht sehen konnten.
Josh ging an mir vorbei.
"Bye, Riley", sagte er und verließ die Wohnung, ohne dass ich ihm ein Wort zur Verabschiedung gesagt hatte.
Tyler sagte nichts, sondern drehte sich auf der Stelle um und ging in die Küche.
Wortlos nahm er die leere Weinflasche wahr und ließ sich auf einen der Stühle fallen. Seufzend senkte er den Blick, während ich ihm gefolgt war und im Türrahmen stehen blieb.
Lange schwiegen wir und ich musterte ihn. Ich verfolgte mit meinen Augen sein Profil, seine geschwungene Nase und die wohlgeformten Lippen. Zu mehr war mein benebeltes Hirn gerade nicht imstande.
"Er tut dir nicht gut", sagte ich schließlich mit rauer Stimme.
Tyler rührte sich nicht, weshalb ich nicht sicher war, ob er mich überhaupt gehört hatte. Als ich meinen Satz wiederholen wollte, sprach Tyler schließlich doch: "Wie kommst du bitte darauf?"
"Du ignorierst mich, wenn er hier ist. Ich bin wie Luft für dich. Denkst du, ich würde das nicht merken? Ihr redet, ihr lacht, aber wie es mir dabei geht, das ist dir wohl egal. Er tut dir nicht gut", wiederholte ich.
"Manchmal glaube ich, dass-", begann Tyler, doch er hielt inne und schluckte, als sei ihm bewusst geworden, dass er seinen Satz nicht zu Ende sprechen sollte.
"Dass was?", fragte ich nach.
Tyler ließ den Blick senken und schüttelte den Kopf.
"Dass was, Tyler?", rief ich und ging mehrere Schritte auf ihn zu.
Der Stuhl schrammte über den Boden, als Tyler plötzlich aufstand. Er sah zu mir hinab und seine Augen waren dunkel.
"Nichts", sagte er mit brüchiger Stimme.
"Lüg mich nicht an", knurrte ich und spürte, wie die Wut in mir brodelte.
Tyler schwieg. Er machte mich wahnsinnig. Wie konnte er es wagen, mich anzuschweigen?
"Sag es mir!", forderte ich. Tyler zuckte zusammen und schüttelte den Kopf.
Ich hob beide Hände und schlug gegen seine Brust, sodass er leicht nach hinten taumelte und mit seinem Fuß gegen den Stuhl stieß.
"Manchmal glaubst du, dass-? Was glaubst du?", schrie ich ihn an.
Tyler Unterkiefer zitterte.
"M-manchmal glaube ich, dass... Dass du mir nicht gut tust", sagte Tyler schließlich. Seine Stimme senkte sich am Ende des Satzes, sodass ich ihn kaum noch verstand.
Als mir die Bedeutung seiner Worte klar wurde, konnte ich mich nicht mehr kontrollieren.
Meine Hand schnellte nach oben und ich traf seine Wange mit der flachen Hand. Ein lauter Knall hallte durch die Küche.
Danach war es still.
Nur in meinen Ohren schrillte ein furchtbarer Ton.
Sofort färbte sich Tylers Wange kirschrot. Ich hatte so fest zugeschlagen, dass man den Abdruck meiner einzelnen Finger sehen konnte.
Wie erstarrt sah ich ihn an. Tyler blinzelte mehrmals, während er zu Boden sah.
Die Sekunden fühlten sich wie Stunden an. Keiner von uns sagte etwas.
Plötzlich löste Tyler sich aus seiner Starre und eilte an mir vorbei. Er verschwand in den Flur und ich sah ihm hinterher, folgte ihm aber nicht. Ich war noch zu geschockt von dem, was ich gerade getan hatte.
Das hatte ich nicht gewollt.
Ich hatte ihn nicht schlagen wollen.
Aber seine Worte hatten mich so sehr verletzt, das sich mich nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Es dauerte nur einen Moment, bis ich hörte, wie die Wohnungstür sich öffnete und kurz darauf mit einem lauten Knall zugeworfen wurde.
Ich schreckte bei dem Geräusch zusammen.
Wie in Trance ging ich zum Küchenfenster und sah hinaus. Tyler lief die Straße hinauf. Ich sah nur seinen Rücken, doch mir wurde bewusst, dass ich ihn verletzt hatte. Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.
Mein Kopf sagte mir, dass ich ihm hinterher sollte, um mich zu entschuldigen, doch meine Füße fühlten sich an wie Blei. Mein Körper war nicht fähig, sich aus dieser Wohnung zu bewegen.
Ich fühlte mich schwach und nutzlos.
Langsam ging ich in das Badezimmer und zog mich komplett aus. Ich schaltete die Dusche an und drehte das Wasser auf die kälteste Stufe.
Ich hatte keine warme Dusche verdient.
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Øur brains are sick // twenty one pilots Fanfiction // german
फैनफिक्शनRiley hat eher unfreiwillig eine Wette mit ihrer besten Freundin abgeschlossen. Wenn sie diese verliert, muss sie ihre Sozialphobie überwinden und beim twenty one pilots Konzert zusammen mit Tyler auf der Bühne stehen. Doch letztlich kommt alles gan...