Ich stand mindestens schon zehn Minuten unter Tylers Dusche. Ich wollte alles von mir abwaschen. Doch ich wurde dieses Gefühl nicht los.
Ich stellte das Wasser ab, stieg aus der Dusche und betrachtete mich emotionslos im Spiegel. Ich presste die Lippen aufeinander und zog mir die Sachen an, die Tyler mir herausgelegt hatte. Ich ging zurück zu ihm ins Wohnzimmer. Er saß auf dem Sofa und hatte den Fernseher eingeschaltet. Als er mich bemerkte, sah er auf.
"Hey", sagte er leise, doch ich reagierte nicht. Ich ging zu ihm und setzte mich wortlos neben ihn. In der Hand hielt ich die Verpackung der Pille danach.
"Sag mir bitte, dass das alles hier nur ein Albtraum ist und wenn ich morgen aufwache, ist alles wieder gut", flüsterte ich, ohne den Blick von der Verpackung abzuwenden.
"Es tut mir Leid", sagte er und ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht, dass es ihm Leid tat. Er konnte am allerwenigsten etwas dafür. Ich war ihm so dankbar, dass er für mich da war, dass er mir zuhörte, dass er all das über sich ergehen ließ. Doch ich fand nicht die richtigen Worte dafür, um das auszudrücken, weshalb ich schwieg.
Langsam öffnete ich die Packung und überflog kurz den Beipackzettel. Es sah komisch aus, dass nur eine einzelne Tablette in der Verpackung war.
"Riley?", sagte Tyler und ich hob den Kopf.
"Ich möchte, dass du weißt, dass du unglaublich stark bist"
Ich schnaubte und schüttelte sofort den Kopf.
"Nein", gab ich von mir und eine einzelne Träne lief über meine Wange.
"Doch. Ich werde immer für dich da sein. Auch, wenn du einmal nicht so stark sein kannst"
Weitere Tränen brannten in meinen Augen, aber ich ließ keine davon heraus. Stattdessen formte ich mit meinen Lippen ein lautloses "Danke" und drückte letztlich die Pille aus der Packung heraus. Ohne weiter zu zögern, schluckte ich sie herunter.
Ich nahm mir die Decke und bedeckte meine Beine damit. Tyler lehnte sich zurück. Wir saßen so auf dem Sofa, dass wir uns nicht berührten.
Tyler schien zu bemerken, dass ich nicht weiter reden wollte, weshalb er seine Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher schenkte. Ich sah mir ebenfalls die Sendung an, doch schon bald lullten mich die Stimmen und das flackernde Licht ein.
_____
Als ich wach wurde, sah ich an eine weiße Decke. Die Sonne warf durch die Vorhänge hindurch Schatten an die Wände. Es dauerte einen Moment, bis all meine Erinnerungen wieder da waren. Sofort wurde ich panisch. Das Bett, in dem ich lag, kannte ich nicht.
Erst als Ich Tylers Stimme durch die geschlossene Tür hörte, sank ich zurück in das Kissen und beruhigte mich etwas. Er schien zu telefonieren.
Ich wusste nicht, wie spät es war oder wo mein Handy lag.
Widerwillig stand ich deshalb auf und ging in das Wohnzimmer.
Tyler stand vor dem Fenster und sah hinaus, während er telefonierte. Ich ging zum Sofa und ließ mich hinauf fallen. In diesem Moment bemerkte Tyler mich und drehte sich um.
"Ich melde mich später bei dir", sagte er in sein Handy und legte kurz darauf auf.
"Wer war das?", fragte ich.
"Josh", antwortete er.
Ich nickte abwesend.
"Wie geht es dir?", fragte Tyler nach und setzte sich neben mich auf das Sofa. Er legte seine Ellbogen auf seine Knie.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Wie lange habe ich geschlafen?", fragte ich stattdessen und ging nicht weiter auf seine Frage ein.
Tyler sah auf sein Handy und überlegte kurz.
"14 Stunden"
Ich starrte ihn an.
"Wirklich?", fragte ich erschrocken nach.
Tyler nickte und lehnte sich zurück.
"Du bist vor dem Fernseher eingeschlafen und ich wollte dich nicht wecken. Ich habe dich in mein Bett getragen, damit du dich ausruhen und wieder zu Kräften kommen kannst. Ich habe dafür auf dem Sofa geschlafen"
Betrübt sah ich ihn an. Sofort meldete sich mein schlechtes Gewissen. Ich quartierte mich in seiner Wohnung ein und jetzt konnte er nicht einmal mehr in seinem Bett schlafen.
"Es tut mir Leid", murmelte ich.
"Hör auf, dich immer zu entschuldigen. Du musst gerade durch die Hölle gehen und ich will dich nicht damit alleine lassen. Ich habe dich gern, Riley"
Ich spürte, dass ich etwas rot wurde. Am liebsten hätte ich mich erneut entschuldigt, doch ich biss mir stattdessen auf die Zunge.
In meinem Kopf machte sich ein pochender Schmerz bemerkbar, den ich zu ignorieren versuchte.
"Sollen wir heute ein paar Klamotten aus deiner Wohnung holen?", fragte Tyler, "Es wäre sicherlich besser, wenn du erst einmal nicht zurück in deine Wohnung gehst. Du kannst gerne so lange hier bleiben, wie du möchtest"
Tyler war zu gut für diese Welt. Er war so zuvorkommend, einfühlsam und stellte seine eigenen Bedürfnisse ganz hinten an. Ich hatte es absolut nicht verdient, so behandelt zu werden.
Eine Stunde später fuhren wir zu meiner Wohnung. Ich versteifte mich, als ich vor meiner Wohnungstür stand.
Tyler bemerkte dies sofort.
"Soll ich reingehen und du wartest hier?", fragte er vorsichtig nach, doch ich schüttelte den Kopf. Ich würde mich nicht unterkriegen lassen. Ich würde das schaffen.
Mit zitternden Fingern schloss ich die Wohnungstür auf und trat herein.
Ich ging drei Schritte und warf einen Blick in die Küche.
Auf dem Tisch stand die Vase mit dem Blumenstrauß von Matt. Mir stockte der Atem. Die Rosen waren bereits verwelkt und ihre Köpfe hingen leblos herab. Ich wandte den Blick ab und ging etwas weiter. Über meinem Sofa im Schlafzimmer hing mein Oberteil. Sofort überfluteten mich Szenen in meinem Kopf, die ich vergessen hatte.
"Jetzt halt schon still, sonst reiße ich es dir vom Körper. Und das wäre doch schade oder?"
Seine Hände wanderten grob über meine Brüste und er griff mein Shirt am Saum, um es mir über den Kopf zu ziehen. Meine Haare hingen in meinem Gesicht, doch meine Arme waren zu schwer, um sie wieder zurecht zu legen.
"So gefällt es mir schon besser"
Sein Atem zwischen meinen Brüsten fühlte sich unangenehm heiß an. Ich wollte etwas sagen, doch meine Zunge war wie gelähmt.
Ich machte auf dem Absatz kehrt, zwängte mich an Tyler vorbei und verließ meine Wohnung sofort. Im Hausflur blieb ich stehen und klammerte meine Arme um meinen Körper. Tränen standen in meinen Augen.
Tyler kam auf mich zu und strich über meinen Arm.
"Möchtest du im Auto warten? Ich packe einige Sachen von dir ein"
Ich nickte und nachdem Tyler mir die Autoschlüssel gegeben hatte, rannte ich nach unten und schloss mich im Wagen ein. Ich war sicher, dass ich nie wieder in meine Wohnung zurückkehren könnte.
DU LIEST GERADE
Øur brains are sick // twenty one pilots Fanfiction // german
FanfictionRiley hat eher unfreiwillig eine Wette mit ihrer besten Freundin abgeschlossen. Wenn sie diese verliert, muss sie ihre Sozialphobie überwinden und beim twenty one pilots Konzert zusammen mit Tyler auf der Bühne stehen. Doch letztlich kommt alles gan...