twenty twø

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Tyler hielt inne und schob mich sofort von sich herunter. Verwirrt sah ich ihn an. Er stand auf, presste seine Lippen zusammen und hielt eine Hand an seine Stirn.

"Du bist betrunken", bemerkte er nur und ich griff nach seinem Handgelenk.

"Du doch auch"

Er schüttelte meine Hand ab und in seinem Blick stand Verzweiflung.

"Darum geht es nicht. Was sollte das werden?", fragte Tyler mich und seine Stimme bebte.

Ich zuckte mit den Schultern.

"Ich wollte auf andere Gedanken kommen. Ablenkung halt", antwortete ich ihm ehrlich.

Tyler holte Luft und schüttelte den Kopf.

"Und du benutzt mich dafür?", sagte er laut und ich zuckte zusammen.

"Ich will einfach nur vergessen, was passiert ist, Tyler! Ich will glücklich sein und Spaß haben und -"

"Spaß haben? Spaß haben? Ich bin niemand, mit dem man Sex hat und den man dann einfach fallen lässt, Riley", unterbrach Tyler mich. Er war wirklich wütend, doch ich war es auch. Wieso verstand er nicht, dass wenigstens das eine Ablenkung für mich gewesen wäre?

"Das habe ich auch gemerkt. Für Spaß bist du wirklich nicht zu haben. Ehrlich gesagt war das wohl ein Fehler. Gut, dass es nicht weitergekommen ist, als bis zu diesem Kuss. So gut war es eh nicht", warf ich ihm an den Kopf. Es war eine Lüge. Doch gerade war ich nicht in der Lage, rational zu denken. Tyler verletzte mich, also warf ich mit verletzenden Worten um mich. Das war meine Art von Schutzmechanismus. Ich war wütend und betrunken. Keine gute Voraussetzung dafür, ein ruhiges Gespräch zu führen.

Tyler sagte nichts mehr, sondern sah mich nur fassungslos an. Erneut schüttelte er den Kopf.

"Du bist unmöglich", sagte er und verließ den Raum. Ich hörte, wie etwas raschelte, ein dumpfes Geräusch und anschließend knallte er die Tür zu. Damit war es still.

Ich stand auf und ging in den Flur. Dort fand ich meine Bettdecke auf dem Boden vor dem Schlafzimmer liegen. Das war scheinbar das Zeichen dafür, dass ich auf dem Sofa schlafen sollte, während er in seinem Bett lag. Ich war so wütend und so unfassbar geladen, dass ich am liebsten gegen seine Tür getreten hätte. Doch ich hielt mich zurück und biss die Zähne zusammen. Ich schnappte die Decke, ging ins Wohnzimmer und warf sie auf das Sofa. Unruhig lief ich auf und ab, bis ich letztlich nach der Flasche Wodka griff und einen Schluck daraus nahm. Ich kniff die Augen zusammen, es war keine gute Idee gewesen. Purer Wodka schmeckte grausam. Ich stellte die Flasche wieder ab.

Ich fixierte einen Punkt an der mir gegenüber liegenden Wand und versuchte, ruhig zu atmen. Tyler war sauer auf mich und ich konnte es absolut nicht nachvollziehen.

Wenn nicht einmal mehr Tyler mich verstand, wer sollte es dann noch tun?

Ich ging herüber zum Tisch, griff mit einer Handbewegung nach der Packung Rasierklingen, die ich eigentlich für ihn mitgebracht hatte und nahm mir eine neue heraus. Jetzt war doch ohnehin alles egal.

Ich ging ins Bad und schloss die Tür hinter mir ab.

Mir genügte nur ein Schnitt am Oberschenkel. Nur einer, damit ich den Druck ablassen konnte. 

Aber meine Wut gepaart mit dem Alkohol führte dazu, dass der Schnitt deutlich tiefer wurde, als ich es geplant hatte.

"Fuck", murmelte ich und meine Hände zitterten. Die Wunde klaffte und ich griff nach einem Handtuch, das ich darauf presste. Ich setzte mich gegen die Tür und lehnte mit geschlossenen Augen den Kopf daran, während ich das Handtuch fest auf mein Bein drückte.

Mit dem vielen Blut, das ich verlor, schien auch der Alkohol zu schwinden und langsam wurde mein Verstand wieder klarer. Ich wusste nicht, wie lange ich schon auf dem kalten Boden saß, doch das Handtuch war inzwischen zur Hälfte rotgefärbt.

Es verging noch einige Zeit, bis die Blutung langsam aufhörte und ich das Handtuch von meinem Bein löste. Es war lange her, dass ich zuletzt so tief geschnitten hatte und bei dem Anblick wurde mir schwummrig. Getrocknetes Blut klebte an meinem Bein. Ich stand langsam auf, nahm das Handtuch mit und ging vorsichtigen Schrittes in die Küche. Ich packte ein paar Pflaster aus der Packung aus und versucht mit ihnen die Wunde etwas zusammenzuziehen, damit die Narbe vielleicht nicht allzu groß werden würde. Vermutlich hätte man die Wunde nähen müssen, aber ich verwarf den Gedanken schnell wieder.

Ich fand noch einen Verband in derselben Schublade, welchen ich mir ebenfalls um mein Bein wickelte. Das sollte reichen.

Ich legte mich auf das Sofa und die Wunde an meinem Bein pochte. Erst nach einigen Stunden schlief ich endlich ein.

Øur brains are sick // twenty one pilots Fanfiction // germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt