thirty twø

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An diesem Abend passierte nichts mehr zwischen uns. Meine Angst war doch zu groß geworden und ich hatte mich nicht getraut, weiterzumachen. Tyler hatte mir versichert, dass es kein Problem war, aber ein schlechtes Gewissen hatte ich trotzdem.

Zwei Tage später nahm ich mein Handy, das ich wieder aufgeladen hatte und blockierte Matts Nummer. Außerdem löschte ich all seine Nachrichten und meine Anruferliste. Nichts sollte mich mehr an ihn erinnern.

Ich erschrak, als mein Handy plötzlich vibrierte. Es war die Nummer meines Frauenarztes und ich war irritiert. Direkt bekam ich es mit der Angst zu tun, als ich den grünen Knopf drückte.

"Harkness?"

"Guten Tag, Miss Harkness", schallte es mir entgegen, "der Arzt möchte gern noch die Blut- und Urinergebnisse mit Ihnen besprechen"

"W-wieso?", fragte ich völlig verunsichert nach.

"Das ist reine Routine", versicherte mir die Dame am Telefon.

"Muss ich dafür vorbei kommen?"

Ich stellte dumme Fragen, das wusste ich, aber meine Unsicherheit ließ mich keinen klaren Gedanken fassen.

"Das müssen Sie, ja. Passt es Ihnen morgen um 3 Uhr?"

Ich schluckte und hielt einen Moment inne. Ich hatte ohnehin derzeit nichts zu tun, ich wusste also, dass ich Zeit hatte.

"Ja", antwortete ich knapp.

"Schön. Bis morgen, Miss Harkness", sagte sie und legte auf, bevor ich antworten konnte.

"Wer war das?", fragte Tyler, der ins Wohnzimmer kam und von seinem Toast abbiss.

"Ich muss morgen zum Arzt wegen meiner Ergebnisse"

Tyler blieb stehen und musterte mich.

"Wieso?", fragte er nach.

"Angeblich sei es Routine. Ich habe Angst, dass irgendetwas schlimmes ist"

Tyler setzte sich neben mich und musterte mich.

"Es wird nichts schlimmes sein", versicherte er mir.

"Das weißt du nicht", erwiderte ich.

Darauf sagte Tyler nichts mehr.

"Kannst du mitkommen?", fragte ich ihn und er zögerte.

"Ich...", begann er und nestelte mit einer Hand an einer Haarsträhne, "ich muss morgen zu meinen Eltern"

Ich presste die Lippen aufeinander. Wenn ich an die Begegnung mit seiner Mutter dachte, drehte sich mir der Magen um.

"Wieso?"

"Mum hat angerufen und möchte, dass ich vorbei komme", antwortete Tyler.

Ich schluckte.

"Wieso fährst du hin, wenn du das eigentlich nicht willst?", fragte ich ihn schroff.

Er sah auf den Boden.

"Du weißt ja, wie sie ist", sagte er nur knapp, doch diese Antwort genügte mir nicht.

Ich griff nach seinem Toast und biss ebenfalls davon ab.

"Warum machst du alles, was sie sagt?", fragte ich ihn mit vollem Mund. Ich war wieder sauer, dass Tyler sofort gehorchte, wenn seine Mutter etwas von ihm verlangte. Er war erwachsen und konnte selbst entscheiden.

Tyler schwieg und hatte seinen Blick noch immer starr auf den Boden gerichtet.

"Erklär es mir", bat ich ihn ungeduldig.

Er zögerte noch einen Moment, begann dann aber zu erzählen:

"Es war nie leicht zwischen uns. Ich bin das mittlere Kind und war niemals so handwerklich begabt wie Zack oder so gebildet wie Jay. Ich war immer derjenige, auf den alles zurückfiel. Wenn Jay etwas kaputt gemacht hat, war es meine Schuld und wenn Zack die Schule geschwänzt hat, war es auch meine Schuld"

"Was kannst du dazu, dass er die Schule schwänzt?", fragte ich nach.

"Gar nichts. Aber sie wollten irgendjemandem die Schuld geben und das war dann wohl ich"

"Das ist unfair"

"Sie wollte immer, dass ich professionell Basketball spiele. Da hat sie wohl das einzige Talent in mir gesehen. Aber als ich ihr letztes Jahr gesagt habe, dass ich mich nur noch der Musik widmen werde..."

Tyler stockte.

Ich flüsterte seinen Namen, doch er schüttelte nur mit dem Kopf.

"Sie behandelt mich seitdem noch schlimmer als zuvor"

"Was ist mit deinem Vater?", fragte ich ihn.

"Er steht immer auf ihrer Seite. Ich bin für beide eine totale Enttäuschung"

"Sag das nicht", bat ich ihn.

"Es ist aber so", erwiderte er.

Ich sagte nichts, weil mir die Worte fehlten.

"Wenn du nicht alleine zum Arzt möchtest, sag ich meinen Eltern ab", schlug Tyler letztlich vor, doch ich schüttelte sofort den Kopf.

"Ich möchte nicht, dass du wegen mir noch mehr Ärger mit deinen Eltern hast. Deine Mutter scheint mich ohnehin absolut nicht zu mögen"

"Es tut mir Leid, dass ich ihr nie widersprochen habe, als sie so über dich geredet hat. Ich hätte es tun sollen, aber-"

"Es ist okay", unterbrach ich ihn. Er musste sich nicht entschuldigen. So wie Tyler über seine Mutter sprach, bekam ich einen Eindruck von ihr, weshalb ich seine Reaktion absolut nachvollziehen konnte.

"Wirklich?", fragte er unsicher nach und ich nickte.

"Danke, dass du es verstehst. Es war nie leicht mit ihr und ich bin froh, dass ich inzwischen ausgezogen bin"

Ich lehnte mich an seine Schulter und schloss die Augen.

"Wenn irgendetwas sein sollte, kannst du mich anrufen okay?", versicherte Tyler mir und ich nickte erneut.

Ich hatte Angst, alleine zu gehen. Aber ich wollte nicht, dass Tyler wieder mit seiner Mutter aneinander gerät, weshalb ich meine Angst herunterzuschlucken versuchte.

Øur brains are sick // twenty one pilots Fanfiction // germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt