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Ich blickte starr geradeaus, während Tyler mit mir ins Krankenhaus fuhr. Er parkte seinen Wagen auf dem Parkplatz und stieg aus. Ich blieb reglos sitzen und erst als er meine Tür öffnete und mich am Arm berührte, bewegte ich mich aus dem Wagen heraus.

Jede Bewegung schmerzte, doch ich schwieg.

Wir gingen in den gesonderten Eingang der Notaufnahme und Tyler hielt mich den gesamten Weg dorthin fest. Am Empfang saß eine Dame mittleren Alters.

"Ich will das nicht", murmelte ich, doch Tyler hörte mich nicht.

"Was kann ich für Sie tun?", fragte sie. Tyler übernahm für mich das sprechen. Er lehnte sich weit über den Tresen, sodass niemand sonst verstehen konnte, was er sagte.

"Sie wurde...", Tyler verstummte und sah kurz zu mir herüber, "vergewaltigt"

Er sprach das letzte Wort so leise aus, dass selbst ich es kaum noch verstand.

Die Frau sah mich mitleidig an.

"Wir werden Sie so schnell wie möglich mit viel Diskretion behandeln. Wie haben geschultes Personal", sagte sie zu mir, aber ich reagierte nicht darauf. Tyler nickte an meiner Stelle zustimmend.

"Bitte nehmen Sie noch einen Moment Platz", sagte sie und ich fragte mich, wie oft sie diesen Satz am Tag sagen musste.

Einen Moment Platz nehmen.

Wie lange dauerte ein Moment?

Eine Minute? Oder zehn?

In diesem Fall war es mehr als eine Stunde. Ich wollte nur noch nach Hause. Tyler bemerkte meine Anspannung und fragte bei der Frau nach, wie lange es noch dauern würde.

"Du kommst jeden Moment dran", sagte er mir und am liebsten hätte ich laut aufgelacht. Jeden Moment, ja?

"Miss Harkness?", rief eine junge Frau.

"Möchtest du, dass ich mitkomme?", fragte Tyler mich und ich nickte.

Alleine würde ich das nicht durchstehen.

Zusammen folgten wir der Frau in ein Behandlungszimmer. Ich erblickte den Gynäkologenstuhl und wollte direkt wieder umdrehen.

Tyler hielt mich sanft am Arm fest, sodass ich blieb.

Die Assistentin bat uns am Tisch im rechten Teil des Raumes Platz zu nehmen. Kurz darauf kam eine Ärztin herein und sah mich mitfühlend an.

Würde das nun so weitergehen? Würde mir jeder diesen Blick zuwerfen?

"Miss Harkness...", begann sie, nachdem sie uns gegenüber Platz genommen hatte. "Ich bin Dr. McLean und werde Sie untersuchen. Dazu brauche ich Ihre Zustimmung"

Sie erklärte mir die Vorteile der Untersuchung und dass die Polizei mit hinzugezogen wird. Ich nickte und musste ein Formular unterschreiben, welches das von ihr erklärte noch einmal auflistete.

Tyler musterte mich schweigend.

"Erzählen Sie mir, was passiert ist", sagte die Ärztin.

Ich kniff die Augen zusammen. Wieso passierte mir das? Wieso musste ich hier sitzen und das erzählen? Ich begann zu zittern.

"Lassen Sie sich ruhig Zeit", sagte sie.

Tyler legte eine Hand auf meine Schulter. Ich drehte mich leicht weg. Ich wollte ihn nicht wegstoßen, doch ich konnte diese Nähe gerade nicht ertragen.

Tyler entschuldigte sich leise.

"Ich habe mich gestern mit einem Freund getroffen", begann ich mit leiser Stimme zu erzählen, "wir haben zwei oder drei Gläser Wein getrunken"

Sie begann, sich Notizen zu machen.

"Entschuldigung, ich... mehr weiß ich nicht", murmelte ich.

"Was meinen Sie damit?"

"Ich bin am nächsten Tag in meinem Bett wach geworden", sagte ich.

"Sie haben von dem Vorfall also nichts mitbekommen?", hakte Frau McLean nach.

Ich schüttelte den Kopf.

"Glauben Sie, dass er Ihnen Drogen verabreicht hat?", fragte sie nach.

Ich nickte.

Sie notierte sich wieder etwas.

"In Ordnung, Miss Harkness. Das bedeutet, Sie kannten den Täter, ist das richtig?"

Wieder nickte ich.

"Haben Sie Verletzungen am Körper, die auf den Übergriff zurückzuführen sind?"

"Ich... ich habe viele blaue Flecken. An meinem Handgelenk, meinen Oberschenkeln. Ich habe auch geblutet, also...", ich bewegte meine Hand in der Luft über meinem Schritt, "...untenrum"

Die Ärztin schrieb alles eilig mit, während ich redete.

"Haben Sie sich seit dem Vorfall gewaschen oder Ihre Kleidung gewechselt?"

"Ich habe andere Kleidung angezogen. Schließlich war ich nackt, als ich aufwachte. Gewaschen habe ich mich nicht, nein"

Ich bemerkte, dass Tyler auf den Boden starrte. Ich wunderte mich, ob ihm das hier unangenehm war und er lieber doch draußen gewartet hätte. Es tat mir so Leid, dass ich ihn in all das hier mit rein zog.

Nachdem sie mir Blut abgenommen hatte, musste ich noch eine Urinprobe abgeben. Ich war erschöpft und die Schmerzen wurden stärker. Ich wollte nur noch nach Hause und schlafen. Wann war diese Prozedur vorbei?

Nach unzähligen weiteren Fragen kam es zu dem Punkt, vor dem ich am meisten Angst gehabt hatte.

"Ich würde Sie nun gynäkologisch untersuchen und weitere Proben nehmen", erklärte sie.

"Soll ich rausgehen?", fragte Tyler und ich hatte seine Anwesenheit schon fast vergessen, weil er kein Wort mehr gesagt hatte, nachdem ich seine Hand abgewiesen hatte.

"Bitte bleib bei mir", sagte ich und war von mir selbst überrascht. Aber vermutlich brauchte ich gerade nur jemanden bei mir, den ich kannte.

"Ist das Ihr Freund?", fragte mich die Ärztin freundlich, nachdem wir aufgestanden waren und sie mir den kleinen Raum zeigte, in dem ich mich ausziehen sollte. Sie wollte mich vermutlich nur auf andere Gedanken bringen, aber damit würde sie keinen Erfolg haben.

"Nein", antwortete ich und blickte Tyler an. Ich glaubte, dass er etwas rot wurde. Er lächelte mich aufmunternd an, "Er ist ein guter Freund und ich bin froh, dass er hier ist."

Als ich das sagte, wandte ich meinen Blick nicht ab und versuchte wirklich, sein Lächeln zu erwidern, dies scheiterte aber kläglich.

Während der Untersuchung hatte die Ärztin ein Tuch über meine Beine gelegt. Ich wollte Tyler bei mir haben, aber nicht, dass er mich so sieht. Er hatte sich zusätzlich mit dem Rücken zu meinen Beinen gesetzt, sodass er mich ansehen konnte. Ich nahm seine Hand und ließ sie die gesamte Zeit nicht los. Wären die Umstände anders und wären wir ganz woanders, könnte es fast romantisch sein. Wir sahen uns an und lösten den Blick erst voneinander, als die Ärztin mich noch etwas fragte:

"Wann war Ihre letzte Monatsblutung und wann hatten Sie zuletzt Geschlechtsverkehr?"

Ich sah sie an.

"Wieso?"

"Wir müssen abwägen, ob die Möglichkeit einer Schwangerschaft besteht"

Øur brains are sick // twenty one pilots Fanfiction // germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt