thirty six

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Als ich am nächsten Morgen wach wurde, lag Tyler neben mir. Er starrte an die Decke und erst, als er bemerkte, dass ich wach war, rührte er sich.

"Hey", flüsterte ich. Er versuchte zu lächeln, was ihm aber nicht wirklich gelang. Ich dachte an den gestrigen Tag und sofort kamen mir wieder die Bilder in den Kopf, wie Tyler am Küchentisch saß und sein Arm voller Blut war.

Irgendetwas hat dies in mir wachgerüttelt. Ich wollte kein schlechter Einfluss für ihn sein.

"Wie wäre es, wenn wir heute Abend ausgehen?", fragte ich ihn plötzlich. Ich war selbst überrascht von dieser Frage. Ich war ewig nicht mehr nach draußen gegangen, zu groß war meine Angst. Aber ich wollte sie für Tyler überwinden.

Er sah mich an und musterte mich.

"Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist", antwortete er und ich richtete mich auf. Die Decke raschelte unter meiner Bewegung.

"Wieso nicht?", hakte ich nach.

"Glaubst du, das ist gut für dich?"

Ich lächelte ihn aufmunternd an.

"Ich kann diese vier Wände hier nicht mehr sehen. Ich möchte mit dir ausgehen, mich hübsch machen und einen tollen Abend verbringen", erklärte ich ihm und allmählich wirkte das Lächeln auf Tylers Lippen wirklich ehrlich.

"Das würde mich freuen", antwortete er und ich erwiderte sein Lächeln. Tatsächlich freute ich mich genau so darauf, endlich wieder einmal an die frische Luft zu kommen. Und der Gedanke, wieder unter fremden Menschen zu sein, verdrängte ich gekonnt.

Ich begann schon früh, durch meine Klamotten zu wühlen und fand mein schwarzes Oberteil und meinen Rock. Ich wusste nicht, wann ich zuletzt einen Rock getragen hatte, aber als mein Herz gegen meine Brust schlug, verspürte ich Aufregung. Ich lächelte und mein Blick fiel in den Spiegel. Meine Augenringe waren dunkel, aber heute war mir danach, dies endlich zu ändern. Ich griff nach all meinen Sachen und verschwand im Bad. Zunächst nahm ich eine lange Dusche, rasierte mich überall und wusch mich mit meinem Lieblingsduschgel.

Ich trat aus der Dusche, trocknete mich ab und zog meine schwarze Unterwäsche an, die ich erst einmal getragen hatte. Das schwarze figurbetonte Oberteil hatte einen recht tiefen Ausschnitt, der aber nicht zu viel von mir preisgab. Mein Rock ging mir bis zu den Knien und ich zog eine dünne Strumpfhose an, da es heute nicht sehr warm sein würde. Während ich mich schminkte, bemerkte ich wieder, wie viel Spaß ich immer daran gehabt hatte, ein elegantes Make-Up aufzulegen und als ich abschließend meine Wangenknochen mit Highlighter betonte, lächelte ich mich im Spiegel an. Ich fand mich kurzzeitig wirklich hübsch.

Nachdem ich meine Haare geföhnt und ein leichtes Parfüm aufgetragen hatte, trat ich aus dem Badezimmer. Tyler stand gerade im Flur und als ich die Tür öffnete, sah er zu mir auf. Sein Atem stockte und er musterte mich von oben bis unten.

"Wow", brachte er nur heraus und ich lächelte triumphierend. Diese Reaktion hatte ich erhofft. Im nächsten Augenblick sah Tyler an sich herunter und verschwand daraufhin im Schlafzimmer. Ich hörte die Kleiderschranktür und scheinbar wechselte er sein Outfit noch einmal.

Zwei Stunden später saßen wir in einem Restaurant, das nicht nobel, aber dafür umso gemütlicher war. Die Kellner waren in unserem Alter und sehr nett. Tyler hatte sich für ein dunkelblaues Hemd entschieden, das ihm wirklich gut stand und da ich keine Pumps mit zu Tyler genommen hatte, trug ich meine abgelaufenen Vans. Sie bildeten einen Kontrast zu meinem sonst so eleganten Outfit, aber ich kümmerte mich nicht weiter darum.

Wir bestellten uns Cocktails und eine Kleinigkeit zu essen.

"Geht es dir gut?", fragte Tyler, nachdem die Kellnerin unsere Bestellung aufgenommen hatte und wieder nach hinten verschwand.

Ich nickte entschlossen.

"Sehr gut sogar. Ich genieße es sehr", sagte ich und Tyler lächelte. Seine Augen glänzten in dem gedimmten Licht und er sah wunderschön aus.

Wir unterhielten uns die ganze Zeit, über sein Treffen mit Josh und die Konzerte, während ich von meinem Job und Isa sprach. Es dauerte nicht lange, bis unsere Cocktailsgläser leer waren und wir beide noch einen zweiten bestellten, da gerade Happy-Hour war. Die Cocktails waren günstig und gut. So gut, dass mir der Alkohol schnell in den Kopf stieg. Tyler wollte seine Hand auf meinen Arm legen, doch er stieß gegen sein Glas, sodass etwas der süßen klebrigen Flüssigkeit auf seine Hand schwappte. Er verzog das Gesicht und ich musste lachen.

"Lass uns zahlen und nach Hause", schlug er dann vor und ich nickte.

"Ich muss aber vorher noch einmal auf Toilette", sagte ich und Tyler erhob sich ebenfalls.

"Ich will wenigstens meine Hände waschen. Ich komme mit"

Ich grinste die ganze Zeit, während er vor ging. Er ging zum Tresen und zahlte unsere Rechnung. Anschließend folgte ich ihm zu der Wendeltreppe, die hinunter zu den Toiletten führte. Ich war nicht sicher, ob ich es noch schaffen würde, die Treppe hinunter zu gehen, ohne zu fallen, aber als ich Tylers glasigen Blick sah, wusste ich, dass es ihm sicherlich nicht leichter fallen würde. Wieder lachte ich und während er langsam hinunter ging, fasste ich ihm kurz an den Hintern. Er drehte sich zu mir um und grinste schief.

Endlich unten angekommen gingen wir zu den Toiletten. Es waren wie inzwischen in vielen anderen Restaurants Unisex-Toiletten, was uns aber nicht weiter störte. Lachend öffneten wir die Tür und während ich auf Toilette ging, wusch Tyler sich die Hände. Ich tat es ihm dann gleich, nachdem ich fertig war und sah im Spiegel, dass er mich beobachtete. Ich drehte mich zu ihm um und während ich meine Hände trocknete, fragte ich ihn: "Was denn?"

Er schüttelte nur lächelnd den Kopf.

"Du siehst verdammt gut aus", bemerkte er und ich schnaubte.

"Du bist ein guter Lügner, Tyler Joseph"

Ich ging langsam auf ihn zu.

"In dieser Hinsicht lüge ich nicht, Riley Harkness", gab er zurück. Mit einer Bewegung zog er mich am Handgelenk zu sich und drückte mich sanft gegen die kalten Fliesen. Er war mir plötzlich so nahe, dass mir der Atem stockte. Nur eine handbreite trennte unsere Lippen voneinander. Tyler sah mir tief in die Augen, bevor er mich küsste. Seine Hand wanderte in meinen Nacken, während wir unsere Lippen in einem gleichmäßigen Rhythmus bewegten. Er verinnerlichte den Kuss umgehend und seine Zunge berührte meine, sodass mir ein Keuchen entwich. Ich legte ein Bein um seine Hüften und zog ihn damit näher an mich. Mein Rock rutschte dabei hoch, doch ich kümmerte mich in diesem Moment nicht weiter darum. Ich drückte seine Mitte gegen meine und konnte sofort seine Reaktion darauf spüren. Er legte seine andere Hand an meinen Oberschenkel und hielt damit mein Bein fest. Unser Kuss war inzwischen überhaupt nicht mehr unschuldig, wie er noch zu Beginn war. Ehe ich die Kontrolle komplett verlieren konnte, ließ ich von ihm ab. Atemlos sahen wir uns an.

"Lass uns nach Hause", keuchte ich und Tyler nickte.

Øur brains are sick // twenty one pilots Fanfiction // germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt