sixteen

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Geschockt sah ich an einen Punkt an der mir gegenüberliegenden Wand.

Ich hatte bisher noch keine Sekunde daran gedacht, dass ich schwanger werden könnte.

Mein Mund war trocken und ich dachte darüber nach.

"Wann war Ihr letzter Geschlechtsverkehr?", fragte mich Frau McLean erneut und ich überlegte. Es war schon etwas her. Zuletzt hatte ich mit einem Typen aus dem Club am Ende der Straße geschlafen. Doch wie lange war es her?

"Vor... ich glaube, das müsste 5 oder 6 Wochen her sein", antwortete ich und die Ärztin schrieb es sich sofort auf.

"Und Ihre letzte Periode?", fragte sie nun.

"Die war vor zwei Wochen", sagte ich. Dies konnte ich mir immer recht gut merken.

"Nehmen Sie die Antibabypille oder nutzen ein anderes Verhütungsmittel?"

Ich schüttelte den Kopf. Die Pille habe ich nie wirklich vertragen und die anderen Möglichkeiten waren mir zu teuer, dafür, dass ich ohnehin keinen festen Freund hatte. All meine Entscheidungen bereute ich an diesem Tag.

"In Ordnung. Eine Schwangerschaft ist bei Ihnen nicht ausgeschlossen, deshalb gebe ich Ihnen die Pille danach, wenn Sie das möchten"

Ich sah zu Tyler herüber und er musterte mich schweigend. Eigentlich hatte ich nicht lange überlegen müssen.

Nickend stimmte ich der Aussage zu und sofort stand Frau McLean auf. Sie ging hinüber zu ihrem Schrank und nach einem kurzen Augenblick stellte sie eine Packung vor mich.

Sie klärte mich darüber auf, dass eine Schwangerschaft trotz der Pille danach nicht ausgeschlossen sei und die Nebenwirkungen sehr stark sein können. All das hier machte mir so viel Angst. Ich fühlte mich, als wenn ich heute ein ganz anderer Mensch wäre, als ich es gestern noch war. Ich war wie eine leere Hülle. Und sicherlich würde ich niemals wieder so sein wie früher.

Ein Klopfen an der Tür unterbrach meine Gedanken.

"Ja bitte?", sagte Frau McLean. Ich presste die Lippen zusammen, drehte mich aber nicht um.

"Ah, Officer. Warten Sie noch einen Augenblick, ich bin sofort fertig", sagte die Ärztin. Erst jetzt blickte ich auf und drehte mich um. Im Türrahmen standen zwei Polizistinnen, die mit einem Nicken den Raum wieder verließen.

Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, wandte Frau McLean sich wieder an mich.

"Die Polizei würde nun gerne Ihre Aussage aufnehmen", teilte sie mir mit und müde blickte ich sie an.

"Muss das wirklich jetzt sein?", meldete sich plötzlich Tyler zu Wort, der schon eine lange Zeit geschwiegen hatte. Ich drehte meinen Kopf zu ihm.

"Schauen Sie sie sich doch mal an. Sie hatte einen langen Tag und jetzt muss sie auch noch eine Aussage machen?"

Tyler hob seine Hand, ließ sie in der Luft aber stehen und senkte sie wieder.

Meine Zunge fühlte sich an, als wenn sie geschwollen wäre. Die Krankenhausluft tat mir nicht gut.

"Ist schon okay, Tyler", krächzte ich und besorgt wanderte sein Blick über mein Gesicht. Er glaubte mir nicht.

"Es ist wirklich nur zu Ihrem Besten. Wenn Sie das hinter sich haben, können Sie nach Hause gehen. Ich werde Sie krank schreiben, damit Sie sich erholen können. Und unsere psychologische Hilfe steht Ihnen jederzeit zur Verfügung", klärte Frau McLean uns auf. Ich nickte nur, weil ich wirklich so schnell wie möglich hier weg wollte.

"In vier Wochen sollten Sie erneut zur Untersuchung kommen", sagte sie noch und kurz darauf erhob sie sich, sodass ich es ihr gleichtat.

Tyler und ich folgten ihr nach draußen und die beiden Polizistinnen gingen mit mir in einen separaten Raum am Ende des Flures.

"Kann er mitkommen?", fragte ich die Polizistinnen und sie sahen sich gegenseitig an.

"Eigentlich nicht", erwiderte die Frau mit den langen braunen Haaren, die sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte.

Abfällig musterte sie Tyler und am liebsten hätte ich sie dafür geohrfeigt. Doch da ich heute nicht noch im Gefängnis enden wollte, hielt ich mich zurück.

"Ist schon okay, ich warte direkt hier vor der Tür", sagte Tyler leise zu mir und strich mir über den Arm. Ich zog ihn nicht zurück, sondern ließ seine Berührung zu. Ich brauchte noch eine ganze Weile, bis ich schließlich doch zustimmte.

Die Polizistinnen stellten mit einige Fragen. Vieles davon hatte ich der Ärztin bereits gesagt. Kurzzeitig habe ich wirklich gehofft, dass Matt mir die K.O.-Tropfen nicht gegeben hätte. So hätte ich wenigstens besser auf ihre Fragen antworten können.

"Sie kannten also den Täter?", wurde ich gefragt und wieder sahen die beiden sich gegenseitig an, als ich nickte.

"Er war... ich dachte, ich könnte ihm vertrauen", sprach ich aus und merkte, dass ich das wirklich geglaubt habe. Ich dachte, aus Matt und mir könnte etwas werden. Doch er hat mich nur benutzt. Ich fühlte mich ekelhaft, wie noch nie in meinem Leben.

"Können Sie uns seine Adresse mitteilen?"

Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wo er wohnte. Vielleicht kannte ich ihn doch nicht so gut, wie ich glaubte.

"Aber ich weiß, wo er arbeitet", erklärte ich.

Die Polizistinnen erklärten mir, dass sein Verhalten relativ ungewöhnlich war. Normalerweise suchen sich "solche Leute", um es mit ihren Worten auszudrücken, Opfer aus, die sie nicht kennen, um unerkannt zu bleiben.

"Sie haben großes Glück, dass Sie noch hier sind. Eigentlich enden Vergewaltigungen, bei denen der Täter das Opfer kennt, weitaus schlimmer", sagte die Polizistin mit den kurzen blonden Haaren. Mit diesen Worten entließen sie mich.

Egal, wie nett, zuvorkommend und freundlich Frau McLean gewesen war: diese beiden Polizistinnen waren das glatte Gegenteil. Sie waren so unsensibel, dass mir kurzzeitig der Atem wegblieb, als ich herausging.

Sofort sah ich Tyler, der mich fest in eine Umarmung schloss.

"Du hast es geschafft", flüsterte er. Ich legte meinen Kopf an seine Brust und hätte ohne Probleme sofort einschlafen können.

Wir fuhren zurück und die ganze Fahrt über starrte ich nach draußen. Ich nestelte mit der Verpackung der Pille danach herum und als Tyler vor meinem Haus hielt, breitete sich in meinem Bauch ein flaues Gefühl aus.

Ich rührte mich nicht.

"Ich kann nicht wieder darein", wisperte ich.

Tyler sah zu mir herüber.

Wie sollte ich jemals wieder in meinem Bett schlafen können, in dem ich vergewaltigt wurde?

"Vielleicht fahren wir erst einmal zu mir", schlug er vor. Ich stimmte Tyler nicht zu. Ich widersprach ihm aber auch nicht, weshalb Tyler wieder auf das Gaspedal trat und wir die Straße hinunter zu seiner Wohnung fuhren.

Øur brains are sick // twenty one pilots Fanfiction // germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt