twenty øne

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Die nächsten acht Tage verliefen ruhig. Ich war noch immer bei Tyler und obwohl ich darauf bestand, dass ich auf seinem Sofa schlafen könne, damit er wieder in sein Bett konnte, blieb er im Wohnzimmer, um dort zu schlafen.

Bei Isa hatte ich mich bisher noch nicht gemeldet und auch mein Handy blieb ausgeschaltet. Ich wollte keinen Kontakt zu irgendjemand sonst haben. Tyler war der einzige, der mir gut tat.

Es war zwar erst nachmittags, doch ich hatte bereits zwei Gläser Wein getrunken. Alkohol gehörte bei mir inzwischen zu dem täglichen Begleiter. Nur durch Alkohol kamen nicht noch mehr Erinnerungen an Matt zurück. Tyler störte es nicht. Meistens trank er mit mir mit. So war es für uns beide erträglicher, durch diese Phase zu gehen.

Ich hatte mich heute erstmals wieder in den Supermarkt um die Ecke getraut. Vermutlich nur, weil ich Alkohol intus hatte, sonst hätte ich es niemals alleine geschafft. Ich brachte Wodka, Saft, Zigaretten und Rasierklingen mit. Ich hatte mich in den letzten Tagen mehrmals geschnitten, aber eher oberflächlich. Zudem wusste ich, dass Tyler es auch getan hatte, weshalb ich kein schlechtes Gewissen hatte. Wir sprachen nicht darüber, dennoch wussten wir beide voneinander, dass wir es taten.

"Ich schulde dir noch neue", sagte ich Tyler und gab ihm die Packung mit den neuen Rasierklingen. Wir behandelten es wie ein Thema, das völlig alltäglich war.

"Außerdem habe ich noch etwas anderes mitgebracht"

Ich hob die Flasche Wodka und er grinste schief.

"Du kannst es nicht lassen, Riley", bemerkte er.

"Ich will es auch nicht", antwortete ich mit ernstem Ton. Ich wollte es wirklich nicht. Ich wollte den ganzen Scheiß der letzten Zeit vergessen.

Wenige Stunden später hatten wir beide bereits zwei Gläser getrunken und ich schaute verträumt an die Decke. Alles drehte sich und meine Zunge fühlte sich geschwollen an. Ich griff nach der Packung Zigaretten, die ich nachmittags gekauft hatte, doch Tyler packte mich am Handgelenk.

"Lass das", sagte er nur und ich sah ihn fragend an.

Es war das erste Mal, dass Tyler mir etwas verbot.

"Ich möchte das nicht", fügte er noch hinzu und aus einem mir unerklärlichen Grund steckte ich die Zigarette tatsächlich wieder zurück in ihre Packung.

Ich schenkte uns das inzwischen dritte Glas ein und stieß mit Tyler an.

"Wie kommst du zu deiner Sozialphobie?", fragte Tyler mich geradeheraus und ich ahnte, dass der Alkohol bei ihm mindestens genau so wirkte, wie bei mir, sonst hätte er mich niemals so direkt gefragt. Ich überlegte lange, bis ich ihm eine Antwort geben konnte.

"Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht genau. Ich denke, eine richtige Ursache gibt es dafür auch nicht, es hat sich über die Jahre so entwickelt. Als Kind war ich zwar schüchtern, aber es war nicht so extrem wie es jetzt ist. In meiner Jugend habe ich viele schlechte Erfahrungen gemacht. Meine Eltern hatten niemals Zeit für mich und haben mir niemals beigebracht, eigenständig zu sein. Ich denke, dass das ein entscheidender Faktor ist... Aber ich weiß es nicht genau"

Tyler nickte verständnisvoll und leerte sein Glas in einem Zug.

Ich tat es ihm gleich und stellte das Glas auf den Tisch. Die Hälfte der Flasche war leer und ich wusste nicht, ob ich noch mehr vertragen würde. Auf der anderen Seite wollte ich einfach nur vergessen und nie wieder an diesen Arsch Matt denken.

"Ich will nicht weiter darüber reden", sagte ich Tyler, der direkt neben mir saß, sodass ich einen Moment brauchte, um ihn mit meinen Augen zu fixieren.

"Ich verstehe. Entschuldige", erwiderte er.

"Du entschuldigst dich auch immer so oft", bemerkte ich und machte damit auf seine Aussage aufmerksam, dass ich mich zu oft entschuldigen würde. Tyler war rot und ich wusste nicht, ob es an meiner Aussage oder dem Alkohol lag.

"Entschuldige", sagte er und wir mussten sofort anfangen zu lachen.

Kurz darauf schwiegen wir und sahen uns an. Wir taten das oft: dasitzen und uns ansehen. Doch diesmal beeinflusste der Alkohol mein Handeln mehr als er sollte. Ich erhob mich und setzte mich rittlings auf Tylers Schoß.

Sein Atem stockte und er sah mich mit großen Augen an.

"W-was tust du da?"

Ich lächelte triumphierend. Jetzt hatte ich die Kontrolle. Ich konnte entscheiden. Ich hatte die Macht.

Langsam legte ich meine Stirn an seine und ich konnte Tylers Atem auf meiner Haut spüren. Ich nahm seine linke Hand und legte sie an meine Taille.

"Riley...", murmelte Tyler, doch er hielt inne, als ich mit meinen Lippen seine strich. Seine Lippen fühlten sich so weich an, dass ich ihn am liebsten sofort geküsst hätte, doch ich wollte ihn noch etwas zappeln lassen.

Ich sah in seine braunen Augen, die nun so viel dunkler wirkten.

Ich strich mit meinen Lippen über Tylers Hals und ihm entwich dabei ein leises Keuchen. Seine linke Hand hatte inzwischen meine Hüfte gepackt, doch sonst rührte er sich nicht. Das war gut. Ich hatte die Kontrolle. Niemand sonst.

Meine Lippen lösten sich von seinem Hals und ich sah ihm noch einmal in die Augen. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe, ehe ich meine Hand in seinen Nacken legte und meine Lippen auf seine legte. Langsam, aber in einem stetigen Rhythmus bewegten sich unsere Lippen, als wenn es nicht das erste Mal wäre, dass sie aufeinander trafen. Ich spürte Tylers Herzschlag an meiner Hand, der deutlich erhöht war. Nur für den Bruchteil einer Sekunde berührten sich unsere Zungen und mich durchfuhr ein Schauer. Tyler schmeckte so viel besser, als ich gedacht hätte und das machte mir Angst.

Ich löste mich langsam von ihm und er sah mich atemlos an. In seinen Augen sah ich etwas, das mir vertraut vorkam.

"Was wird das, Riley?", fragte er kaum hörbar.

Ich drückte mein Becken fester in seinen Schoß, ehe ich antwortete:

"Ablenkung"

Øur brains are sick // twenty one pilots Fanfiction // germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt