3 | Das mit der Verbündeten

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Wütend stocherte ich in meinem Essen herum. Die Spaghetti Carbonara waren längst keine Spaghetti mehr, sondern eine einheitliche gelbe Pampe mit gelegentlichen Schinkenstückchen.

Seine Stimme schallte immer noch durch meinen Kopf und das wummernde Herzklopfen verwandelte sich in hämmernden Zorn. Wie konnte er Toms Kommentar nach allem was passiert war, einfach unkommentiert lassen? Daran zeigte sich wenigstens, wie viel ihm je an mir gelegen hatte. Nämlich absolut nichts. Von wegen ‚Du kannst mir vertrauen'. Pah! Dass ich nicht lache.

Ich hab direkt gewusst, dass nichts an all dem dran war. Sie wollte bestimmt ihr Image aufbessern. Sie ist eine totale Außenseiterin."

Zuerst dachte ich, sie würden über jemand anderen reden. Über ein Gerücht, das mir in den Herbstferien noch nicht zu Ohren gekommen war, weil ich nicht mit Lucy (die immer über alles und jeden bestens Bescheid wusste) reden konnte. Bei dem Wort „Außenseiterin" zuckte ich jedoch unwillkürlich zusammen. So hatte mich Aiden auch genannt. Eine Außenseiterin. Das Wort hinterließ einen fiesen Beigeschmack. Ehe ich schnell das Weite suchen konnte, drehte Tom sich bereits zu mir um, zog argwöhnisch eine Augenbraue in die Höhe und flüsterte so laut, dass es alle Umstehenden hören konnten.

Wenn man vom Teufel spricht. Hey Katara, mit wem bist du denn diese Woche zusammen?" Den letzten Teil rief er laut und deutlich, sodass sich gleich ein paar Köpfe mehr in die Höhe reckten. Dann lachte er selbst so laut über seinen Witz, als hätte er dafür den Comedy-Preis verdient. Mindestens.

In diesem Augenblick hätte ich ihn und all seine Freunde, die daraufhin sowohl leise als auch laut gelacht hatten, am liebsten eine gescheuert. Hunger hatte ich danach auch keinen mehr. Und Aiden hatte dagestanden, die Hände in den Taschen vergraben und starrte mit undurchdringlicher Miene zu mir herüber. Sein Gesicht zeigte keinerlei Reaktion auf die Worte, die sein bester Freund da gerade von sich gegeben hatte.

Emma und Eva tauschten einen besorgten Blick. Emma war neben Lucy meine beste Freundin, seit wir in der fünften Klasse zufällig nebeneinandergesetzt worden waren. Eva auf der anderen Seite war neu an der Schule. Emma hatte die Aufgabe erhalten, sie ein wenig herumzuführen, weil sich ihre Stundenpläne so gut wie deckten. Und so wie es aussah, passte sie perfekt in unsere kleine Runde. Ich mochte sie jetzt schon. In der Pause hatte ich sie flüchtig neben Emma gesehen. Beide waren in ein Buch vertieft gewesen und hatten denselben nachdenklichen Gesichtsausdruck gehabt. Der Anblick hatte mich zum Lächeln gebracht. Ich war jedoch ohne stehen zu bleiben, weiter auf die Mädchentoilette gehetzt, wo ich die beiden unbekannten Mädchen belauscht hatte.

Ich schüttelte mich. Aiden und Helena? Dieser Gedanke war so abwegig, dass er beinahe schon wieder Sinn ergab. Sie waren seit langer Zeit befreundet. Wer sagte, dass sich in der Zeit keine Gefühle entwickelt hatten? Von Helena jedenfalls hatte ich schon öfter gedacht, dass sie etwas für Aiden übrighatte. Aber ob das gleiche auch für Aiden galt? Ich sollte besser gar nicht mehr darüber nachdenken. In meinem Magen hatte sich ein Stein gebildet, der mittlerweile so groß war wie meine Faust. Je länger ich darüber nachdachte, desto größer wurde er und desto schwerer lag er mir im Magen. Aiden und Helena. Helena und Aiden... Das hinterließ einen noch fieseren Beigeschmack als Toms ‚Außenseiter'-Kommentar.

„Warum starren alle so zu euch rüber?", fragte Eva flüsternd, während ihre Augen verstohlen durch die Mensa huschten. Emma presste die Lippen zusammen und ich schob mir eine große Gabel Nudeln (oder was davon noch übrig war) in den Mund. Es schmeckte scheußlich, aber es war allemal besser als auf Evas Frage zu antworten.

„Ist... alles in Ordnung?", fragte Eva leise. Sie tippte nervös mit dem Fuß auf den Boden. Das Geräusch machte mich rasend.

Emma räusperte sich leise, wandte sich dann aber nur an Eva.

Katara - Bound To Trust (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt