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Eva war diejenige gewesen, die gesagt hatte, es würde sich nicht mehr lohnen ins Café zu gehen. Später überlegte ich, ob ich nur dadurch die Wahrheit erfahren hatte. Wäre ich vielleicht eine Stunde später gekommen, wäre alles normal gewesen und der bloße Gedanke, dass dort etwas nicht stimmen konnte, wäre so abwegig gewesen wie Schnee im Sommer. Ich überlegte auch, ob ich schuld daran war, wie die Dinge gelaufen waren. Mom meinte, niemand hätte es ahnen können und ich sollte mir kein schlechtes Gewissen einreden. Großmutter Adelaide, die unerlaubterweise aus dem Wohnzimmer gelauscht hatte, sagte einen ihrer „Als ich in deinem Alter war"- Sätze, den ich allerdings bereits vergessen hatte, kaum, dass er ihren Mund verlassen hatte.
Leider tat ich genau das, wovon Mom mit abgeraten hatte. Das schlechte Gewissen machte sich so schmerzhaft in mir breit, dass ich am folgenden Montag mit dem Gedanken spielte wegen Magenkrämpfen zuhause zu bleiben. Das würde es natürlich nicht besser machen. Die Szene lief in Dauerschleife in meinem Kopf ab, wie ein endlos laufender Albtraum, aus dem man sich nicht befreien konnte, auch wenn man wusste, dass es sich nur um einen Traum handelte. Ein böser Traum, der nicht der Wirklichkeit entsprach. Dabei war es leider die traurige Wahrheit.
Ich wusste erst seit kurzem, wo sie wohnte. Geschuldet war dieser Umstand einem besonders regnerischen Nachmittag. Emma hatte ihren Regenschirm vergessen und ich hatte ihr angeboten, sie zu begleiten. Bis wir bei ihr zuhause ankamen, war alles gut gewesen, so dachte ich. Doch dann hatte sich eine schwere Hand über uns gelegt und selbst die unheilverkündenden Regenwolken rückten noch ein Stück näher zusammen. Ich hatte mir nicht vorstellen können, dass Emma in dieser Gegend aufgewachsen war. Man hörte nichts Gutes aus diesem Stadtteil, der oft als Schandfleck bezeichnet wurde. Der ansässige Nachtklub war mit einer hässlichen violetten Fassade das schäbigste Gebäude, das unsere Stadt zu bieten hatte und markierte den Eingang des unbeliebten Stadtteils. Als Paul und ich noch klein gewesen waren, aber alt genug, um für Mom kleinere Besorgungen in der Stadt zu erledigen, hatte sie uns eingebläut einen großen Bogen um dieses Viertel zu machen. Vielleicht hatte ich Emma deswegen erst in der fünften Klasse kennengelernt.
Ihre Füße trugen sie wie selbstverständlich zu dem Wohnkomplex, während ich am liebsten auf dem Absatz umgedreht und davongerannt wäre. Hier wollte man nicht leben. Und erst recht nicht wollte man abends im Dunkeln bei Regen durch die Straßen laufen, wenn hinter jeder Ecke jemand stehen könnte, um einen zu überfallen. Die Betonwände ragten bedrohlich über uns auf. Teilweise waren die Fenster mit Gittern verhangen. Fehlte nur noch ein Stacheldrahtzaun, der das Ganze umgab, und heulende Sirenen. Dann wäre der Bau problemlos als Gefängnis durchgegangen. Ich verwarf den Gedanken schnell wieder, auch wenn ich insgeheim der festen Überzeugung war, dass ich damit doch richtig lag. Bestimmt wurde das Gebäude irgendwann saniert, doch seine besten Zeiten lagen definitiv hinter ihm. Die hell gestrichenen Wände konnten das beengende Gefühl, das von den Stahltüren ausging, nicht verdrängen.
„Ich weiß, es ist nicht besonders schön hier. Aber für meine Eltern und mich reicht es. Wir brauchen nicht viel Platz.", hatte Emma verlegen von sich gegeben und ich hatte ihr geglaubt. Warum hätte ich ihre Worte auch anzweifeln sollen? Möglicherweise trog der Schein ja, und es lebte sich doch schön hier. Trotz Gefängnis-Atmosphäre. So naiv, wie ich war, hatte ich keine Sekunde lang einen Gedanken an die Möglichkeit verschwendet, dass ihre Familie Geldprobleme hatte und dass sie sich keine andere Wohnung in einer schöneren Gegend leisten konnten.
Emma hatte fröhlich gewirkt, als sie die Treppe hinauf zu ihrer Wohnung gegangen war und ich war wieder hinaus in den Regen gestapft. Auf meinem Rückweg war ich so schnell gelaufen, dass mir anschließend die Waden weh taten. Auch zwei Tage später spürte ich meine Beine noch schmerzlich und schwor mir daraufhin, mehr Sport zu machen. Dieser gute Vorsatz hatte aber noch Zeit bis zum nächsten Jahr. Ich hatte mich beobachtet gefühlt und auch wenn ich das dazugehörige Gesicht nicht hatte ausmachen können (oder vielleicht auch gerade deswegen) hatte ich in jeder Hecke und jedem Baum plötzlich Gesichter gesehen, die mich mit ihren leeren Augen verfolgten.
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Katara - Bound To Trust (2)
Teen FictionTräume können wahr werden, wenn man nur fest genug an sie glaubt. Das ist eine Lüge, denkt Katara. Nach dem Verrat an ihr und ihrem Bruder glaubt sie nicht im Entferntesten daran, dass sie Aiden jemals wieder verzeihen kann. Das Vertrauen ist gebroc...