Nachdem ich bei Frau Humboldt für Ordnung gesorgt hatte (wer hätte gedacht, dass eine alleinstehende alte Dame in wenigen Tagen so viel Chaos verbreiten konnte?), machte ich mich auf den Weg zu Aiden. In der Wohnung von Emmas Nachbarin war mir nämlich eine Idee gekommen, die mich einfach nicht mehr losließ. Ich wusste, dass ich Aiden diesen wahnsinnigen Vorschlag machen konnte. Er als Mannschaftskapitän war ohnehin Ansprechpartner Nummer eins. Mit Trainer Herbert und Rektor Kowalski könnten wir danach alles absprechen. Eine SMS wäre eindeutig zu lang geworden. Ironischerweise war es das Fußballteam und seine Spieler, die ich zugleich hassen und lieben gelernt hatte, die mich überhaupt erst auf meinen (in meinen Augen) fabelhaften Gedanken gebracht hatte.
Normalerweise fing die Fußballsaison Mitte Januar an und ging bis Ende Oktober. Danach hatten sich die Spieler eine Pause redlich verdient. Im Januar gab es noch keine Spiele, sondern das sogenannte Warm-Up in der hiesigen Sporthalle. Von Trainer Herbert wurden die Jungs dreimal in der Woche von einer Ecke in die andere gescheucht, um Schnelligkeit, Ausdauer und Kraft für die kommenden Spiele zu stärken. Das absolute Highlight des Trainings war jedoch der allwöchentliche Lauf durch die Stadt und den Wald. Der Lauf wurde in Etappen aufgeteilt. In der ersten Woche fing es mit zwei Kilometern durch die Stadt an. In der zweiten Woche wurde die Strecke dann auf vier Kilometer verlängert. So wurde die Strecke jede Woche, bis sie schließlich bei zehn Kilometern angelangt waren. Der Lauf, oder besser gesagt Pauls miese Laune, weil bereits jetzt abzusehen war, dass er bis Januar nicht so fit sein würde, um zwei oder gar zehn Kilometer am Stück zu laufen, hatte mich auf eine grandiose Idee gebracht.
Irgendwann, noch bevor ich geboren war, wurde in unserer Stadt eine Spendenaktion ins Leben gerufen, die im Verlauf der Jahre jedoch in Vergessenheit geraten war. In meiner Grundschulzeit war es das Event des Jahres gewesen, doch bereits wenige Jahre später, als ich in der weiterführenden Schule war, hatte ich nichts mehr darüber gehört und auch nicht mehr daran gedacht. Jeder, der wollte, konnte damals mitmachen und das gesammelte Geld wurde an gemeinnützige Organisationen, wie die Tafel oder Kinderhilfswerke verteilt. Das Prinzip war kinderleicht. Jeder, der mitmachen wollte, holte sich einen Spendenschein und eine Stempelkarte im Bürgerzentrum. Dann musste man Sponsoren sammeln, die für jeden gelaufenen Kilometer eine gewisse Summe spendeten. Das konnten Nachbarn, Bekannte oder Verwandte sein. Wie viel sie pro gelaufenen Kilometer spenden wollten, konnte man selbst entscheiden. Ob wenige Cents oder größere Beträge, war egal, denn letztendlich zählte wirklich jeder Cent. Auf der Stempelkarte wurde dann jeder Kilometer an unterschiedlichen Stationen abgestempelt. Am Ende musste jeder Läufer und jede Läuferin nur noch zu den Sponsoren und das Geld einsammeln. Über die Jahre waren so schon bis zu 80.000 Euro zusammengekommen und an einen guten Zweck gespendet worden. Bei dem letzten Lauf, an den ich mich erinnern konnte, ging das Geld an ein Kinderheim hier in der Nähe, das kurz davor war, bankrott zu gehen. Mit dem Geld konnte das Haus saniert werden. Neue Betten und Spielzeug für die Kinder wurden organisiert. Die heimischen Firmen, die über die Probleme des Kinderheims Bescheid wussten, legten meist noch einen großen Rabatt auf das, was benötigt wurde, sodass letztendlich sogar noch Geld übrig war, um den alten Spielplatz auf dem Gelände zu erneuern. Das Strahlen in den Gesichtern der Kinder hatte Bände gesprochen.
Wenn wir diesen Spendenlauf neu aufleben lassen würden, könnte der Erlös dieses Jahr vielleicht an eine Organisation gespendet werden, die Kindern, Schülern und Studenten zu Stipendien verhalf, so dachte ich. Der Gedanke war mir beim Staubsaugen gekommen, als ich darüber nachgrübelte, wie ich Emma, abgesehen vom Notizen schreiben und Putzen, beistehen konnte. Der Lauf würde Emma zwar nicht direkt weiterhelfen, aber schließlich gab es Menschen, denen es ähnlich ging und die die Hilfe sicher ebenfalls dringend brauchten. Sollte Aiden hinter mir stehen, würde es sicherlich nicht lange dauern, bis sich der Rest der Schule hinter ihn stellte. Und dann kam es nur noch auf die richtige Werbung an.
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Katara - Bound To Trust (2)
Teen FictionTräume können wahr werden, wenn man nur fest genug an sie glaubt. Das ist eine Lüge, denkt Katara. Nach dem Verrat an ihr und ihrem Bruder glaubt sie nicht im Entferntesten daran, dass sie Aiden jemals wieder verzeihen kann. Das Vertrauen ist gebroc...