5| Das mit dem Traum

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Ich entschuldigte mich mindestens noch hunderte Male bei Lucy, die meine Entschuldigungen irgendwann mit einer einfachen Handbewegung abtat.

„Lass einfach gut sein, Tara.", wiederholte sie bestimmt genauso oft (wenn nicht sogar noch öfter) als ich meine Entschuldigungen. Das hielt mich natürlich nicht davon ab mich erneut zu entschuldigen.

„Aber es tut mir leid, was ich da gesagt habe. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe."

Das war wenigstens die halbe Wahrheit. Ich wusste ganz genau, was ich gesagt hatte und warum ich es gesagt hatte. Es war mir peinlich es laut auszusprechen. Lucy schlau genug selbst drauf zu kommen.

„Du bist verletzt worden. Kein Wunder, dass du so reagiert hast. Das nehm ich dir nicht übel.", sagte sie beschwichtigend und legte eine Hand auf meine Schulter.

Aber allem Anschein nach, nahm sie es mir sehr wohl übel. Ihre Abschiedsumarmung fiel nicht so herzlich aus, wie ich es von ihr gewohnt war. Und als ich mich am Abend erneut bei ihr meldete, um ihr zu sagen, dass mein schlechtes Gewissen übersprudelte und mich an den Rand des Wahnsinns trieb und ich gar nicht wüsste, wie ich das jemals wieder gut machen sollte, antwortete sie überhaupt nicht.

Lucy war nicht der Typ, jemandem lange die kalte Schulter zu zeigen. Das wusste ich spätestens seitdem sie mir eine Woche nach meinem achten Geburtstag verübelt hatte, nicht auf meine Geburtstagsfeier eingeladen worden zu sein. In Wahrheit hatte ich damals nur mit meiner Mom und Paul gefeiert. Ich hatte mich noch nie für große Geburtstagsfeiern begeistern können. Vor Lucy hatte ich mit der Beschreibung meiner atemberaubenden und einmaligen Party mächtig auf den Putz gehauen, was ich natürlich sofort bitter bereute. Erst eine Woche später hatte sie wieder normal mit mir geredet, als sei nichts gewesen. Wenn man bedachte, dass wir uns fast ausschließlich sonntags bei den Fußballspielen unserer Brüder sahen, hatte ihre Schweigephase nicht sonderlich lange angehalten. Und ich war froh deswegen. Wir waren seit einer Ewigkeit befreundet. Doch das nagende Gefühl blieb. Sie an meiner Stelle hätte nicht einmal im Traum daran gedacht, diese Beschuldigungen in den Raum zu stellen.

Aus diesem Grund schlief ich die Nacht auf Montag sehr schlecht. Ich wälzte mich von einer auf die andere Seite und wenn ich aufwachte, brauchte ich Ewigkeiten, bis ich wieder einschlief. Als ich dachte endlich in meine Tiefschlafphase gefunden zu haben, klingelte mich mein blöder Wecker aus dem Bett. Ich war so überrascht, dass ich mit einer halbe Rolle unsanft auf dem Boden aufkam. Der Sturz führte dazu, dass ich prompt hellwach war, doch die Müdigkeit kehrte schnell zurück. Als ich in der Schule ankam, fühlte ich mich wie ein wandelnder Zombie. Es war ein Wunder, dass ich noch nicht angefangen hatte zu röcheln, meine Mitmenschen zu verfolgen und zu versuchen ihnen das Gehirn auszusaugen. Sofern sie denn eines besaßen. Wenn ich mir so manchen Klassenkamerad besah, war es fraglich, ob sie in den letzten zwölf Jahren ihrer Schulzeit auch nur irgendetwas dazu gelernt hatten. Und sei es nur das ABC oder das kleine Einmaleins.

Allerdings musste ich zugeben, dass sich auch in meinem Kopf an diesem Morgen nur ein großer Haufen Zuckerwatte befand. Jeder klare Gedanke verklebte, sobald er mir durch den Kopf schoss und hinterließ einen träumerischen Schleier. Ich wusste nicht, wie ich es in dem Zustand unbeschadet in mein Klassenzimmer schaffte.

Noch bevor die erste Stunde begann, legte ich den Kopf erschöpft auf den Tisch und schloss die Augen. Nur kurz die Augen schließen und ausruhen. Nur eine Minute...

Ich war wieder beim Sportplatz. Genauer gesagt auf der Tribüne. Neben mir saß Lucy und beobachtete das laufende Spiel gespannt. In ihrer Hand hielt sie eine Packung Gummibärchen, die sie allerdings außer Acht ließ. In diesem Moment schoss jemand auf dem Fußballfeld ein Tor und Lucy sprang auf die Beine. Um uns herum jubelte die Menge. Sie alle trugen die weißen Trikots unserer Mannschaft.

Katara - Bound To Trust (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt