Ich greife zögerlich nach seiner Hand und verharre so. Justin wirkt leicht überrascht aber bleibt ruhig und lässt es geschehen. Ich führe seine Hand mit meiner in Richtung meines Gesichts. Wieder zögere ich. Will ich das? Ich weiß es nicht um ehrlich zu sein. Aber er kann mir nichts tun, denn in diesem Moment habe ich die Macht. Seine Hand liegt in meiner. Ich halte seine Hand, also kann er mir nichts tun, ich könnte ihn nämlich daran hindern mich zu schlagen. Außerdem vertraue ich ihm. Ich weiß nicht warum aber ich spüre etwas. Es ist wie eine mentale Verbindung. Ich will ihm Vertrauen. Will ihm zeigen, dass ich ihm vertraue. Ich will meine Augen zukneifen, doch ich hindere mich daran. Ich lege seine Hand auf meine nasse Wange und beiße mir auf die Lippe, sodass ich das Blut schmecke. Mein Atem geht schnell und zittrig. Mein Herz rast und zur gleichen Zeit fühlt es sich so an als hätte es aufgehört Blut durch meine Adern zu pumpem, denn ich fühle mich schwach aber gleichzeitig so stark. Ich schaffe das. Meine Hand drückt Justins Hand fest. Ich muss ihm zeigen, dass er mir nichts antun darf, dass das ein großer Schritt für mich ist. Auch Justins Atem geht zittrig, er scheint zu merken wie schwer das für mich ist. Ich will meine Hand von seiner nehmen, aber dann hätte er zu viel Macht über mich. Ich spüre wie Justin langsam seinen Daumen bewegt und meine Tränen wegwischt. Ich zucke zusammen und zittere am ganzen Körper. Er stoppt in seiner Bewegung bis ich mich wieder etwas beruhige und dann fährt er mit seiner seichten Bewegung fort. Ich schließe die Augen und lasse es geschehen. Er wird mir nicht wehtun. Ich lockere meinen Griff minimal aber ich werde ihn nicht loslassen. Justin zieht seine Hand langsam zurück. Er hinterlässt eine kribbelnde Stelle auf meiner Wange, sie fühlt sich kalt an, als würde etwas fehlen. Als würde ich seine Berührung vermissen aber auf der anderen Seite bin ich erleichtert, wenn nicht sogar schockiert, dass ich ihm so viel Macht über mich gegeben habe. Aber er hat diese Macht nicht ausgenutzt. Es hat mir gezeigt, dass ich ihm vertrauen kann.
"Du hast es nicht ausgenutzt", stelle ich fest und bin überrascht als ich das sage, als hätte ich meine Gedanken erst durch diesen ausgesprochenen Satz bestätigt.
"Nein, das habe ich nicht", bestätigt er und betrachtet jeden einzelnen Millimeter meines Gesichts. Genauso tue ich es mit seinem. Seine perfekten, rosafarbenen Lippen, diese Nase ohne einen einzigen Markel und diese Augen mit diesem unbeschreiblich tollen und geheimnisvollen bräunlichen Augen. Er lächelt leicht, "Du bist so nah und trotzdem so unnahbar."
"Du bist doch genauso", verteidige ich mich. Justin schaut mich verwirrt an, als verstehe er nicht was ich sagen will.
"Du bist ein Arschloch, nutzt Marie und andere Weiber aus, du bist arrogant und hast eine große Fresse. Vor deinen Freunden benimmst du dich so anders. Aber dann, manchmal, wenn ich einen guten Moment erwische bist du..bist du rücksichtsvoll, vertsändnisvoll, du hörst mir zu, du bringst mich dazu dir vertrauen zu wollen, dir alles zu erzählen was mir am Herzen liegt und dann bist wieder plötzlich ein Idiot und ich bereue alles, was ich dir erzählt habe." Ich klinge krankhaft verzweifelt als ich ihm das erkläre. Justin nickt als würde er mich verstehen, wirkt sogar beschämt. Ich schaue ihn überrascht an. Mit einer Zustimmung habe ich nicht gerechnet.
"Du hast recht. Ich bin aber nunmal so wie ich bin."
"Ich weiß, du bist nur manchmal so schwierig." Justin gibt mir einen amüsierten Blick und ich verdrehe die Augen "Na gut, wir beide sind manchmal schwierig." Er nickt, "Es ist richtig kompliziert zu sein. Wären wir ein offenes Buch für alle würden wir nicht sein wer wir sind. Wir wären weder geheimnisvoll noch interessant wir wären langweilig. Es ist sogar richtig, dass jeder ein Päckchen mit seinen Lasten mit sich trägt deswegen ist er umso wichtiger sich jemanden auch mal anzuvertrauen. Es ist nicht falsch zu vertrauen Luca und weißt du was ich glaube?" Er schaut mich fragend an. Ich zucke mit den Schultern. "Ich glaube, dass dein Päckchen viel zu groß ist, dass du es viel zu lange mit dir rumgetragen hast. Es ist in Ordnung diese Last zu teilen. Ich kann noch genug mit mir tragen. Du musst nur loslassen und anfangen deinen Mitmenschen Vertrauen zu schenken. Mir Vertrauen zu schenken. Du kannst nur Vertrauen bekommen wenn du selbst vertraust. Deswegen habe ich dir von meiner Mama erzählt, ich möchte, dass du weißt, dass du mir vertrauen kannst."
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Strangers (pausiert)
FanfictionSie zieht um, bringt ihre Geheimnisse mit sich und er ist da um diese aufzudecken.