Kapitel 2

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In den nächsten Stunden passierte nichts spannendes. Ich habe weder jemanden kennengelernt noch mit irgendwem gesprochen. Das scheint eine sehr soziale Schule zu sein. Zum Glück ist dies mein letztes Jahr und dann bin ich frei und kann die Welt bereisen. Ich habe nämlich beschlossen, dass ich nicht weiter auf's College gehen will. Ich habe weder Lust noch den Ansporn.

Ich verlasse gerade das Schulgebäude und sehe wieder meinen Kumpel aus dem Kunstkurs. Er steht in einer Gruppe von Jungs und Mädchen. Diese Gruppe scheint hier das Sagen zu haben, was mir ziemlich lächerlich erscheint. Ich fühle mich hier wie in einem Teeniefilm.

Ich schlendere zu meinem Auto und packe meine Sachen hinten in den Kofferraum. Kurz bevor ich einsteige fällt mein Blick wieder auf den gutaussehenden Jungen und dieses mal beobachtet er auch mich. Ich versuche so cool wie möglich einzusteigen wobei ich mir aber gekonnt den Kopf stoße. Mit rotem Gesicht steige ich schnell ein und düse davon, aber nicht bevor ich nochmal sein erfreutes Lachen sehe und ihm meinen schönen Mittelfinger zeige. Ich spüre, dass das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ist.

Zu Hause angekommen sehe ich einen Zettel in der Küche liegen.

'Luca,

Wir mussten kurzfristig weg. Keine Angst wir sind noch nicht in Australien. Wir werden in 3 Tagen wiederkommen und uns von dir verabschieden. Wir hoffen dein erster Schultag war erfolgreich. Wir sind stolz auf dich und haben dich lieb.

Mom und Dad'

Schnaubend zerknülle ich das Blatt Papier und begebe mich ungerührt in mein Zimmer. Sollen sie doch weggehen. Ich bin ihnen eh egal.
Gerade als ich den Fernseher anschalten will höre ich von unten die Klingel, also begebe ich mich nach unten und öffne die Tür. Mein Onkel Phil kommt ohne ein Wort herein und begibt sich ins Wohnzimmer. Ich folge ihm und sage: “Dir auch einen wunderschönen Guten Tag.“
Er verdreht die Augen, “Dein Vater möchte, dass ich nach dem Rechten schaue.“
“Schön“, sage ich “Dann kannst du jetzt auch wieder gehen.“
“Lila möchte dich kennenlernen.“
“Wer ist Lila?“, frage ich genervt.
“Die Göre von meiner Frau. Die ist in deiner Stufe.“
“Gratulation, dann soll sie mich in der Schule ansprechen“, entgegne ich.
“Ich werde dann mal wieder gehen. Meine Pflicht ist ja nun getan.“
Ohne ein Tschüss verlässt er das Haus und ich bin wieder allein. Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass ich jetzt eigentlich einen Termin bei meiner neuen Psychologin hätte, aber da mir nichts fehlt, werde ich nicht hingehen. Meine Mom hat vor 4 Monaten meine Narben an meinen Oberschenkeln entdeckt, ist in Panik geraten und hat mich sofort zum besten Psychologen der Stadt geschickt. Typisch meine Mutter. Ja, mir ging es schlecht. Ja, ich habe mich selbst verletzt. Aber ich habe durch meinen damaligen Freund, Luke, damit aufgehört.

Da ich nicht weiß was ich machen soll, beschließe ich in den Park zu gehen.
Ich gehe nach draußen und sehe schon in weiterer Entfernung den Park. Mein Gang wird schneller und nach ca. 10 Minuten bin ich da. Gerade will ich mich in das kühle Gras setzen als ich ein Kind schluchzen höre. Ich drehe mich um und sehe dort ein kleines Mädchen.
“Hey, was ist denn los?“, spreche ich sie vorsichtig an. Sie zuckt zusammen und sagt: “Ich kann meinen Bruder nicht finden.“
“Wie heißt denn dein Bruder?“
“Justin.“
“Und weißt du wo er sein könnte?“
Das Mädchen schüttelt kaum merklich den Kopf.
“Kennst du denn deine Adresse?“, frage ich hoffnungsvoll.
Sie nickt und schüttelt dann den Kopf “Ich weiß nur den Namen der Straße.“
“Na dann gehen wir da hin und dann suchen wir euer Haus“, sage ich aufmunternd und reiche ihr meine Hand. Die Kleine ergreift meine Hand und nennt mir dann die Straße. Nach einer Weile frage ich sie wie sie heißt. Ihr Name ist Jazmyn Bieber. Ich verrate ihr meinen Namen und sie fängt an zu kichern.
“Was ist daran so lustig?“, frage ich schmunzelnd.
“Das ist doch ein Name für Jungs“, erklärt Jazzy mir ernst. Ich lächle sie an und will gerade antworten, als sie aufgeregt auf ein Haus zeigt.
“Das ist mein Haus.“ Und schon geht sie schneller und zieht mich hinter sich her. Dort angekommen wird uns auch schon die Tür geöffnet. Jazzy lässt mich los und läuft einer Frau in die Arme.
“Mami!“.
“Wo ist denn Justin?“, fragt die Frau.
“Der war plötzlich weg und dann war ich alleine, aber Luca hat mir dann geholfen“, erklärt sie und zeigt dann aufgeregt auf mich.
“Justin wird noch Ärger kriegen. Und bei dir möchte ich mich bedanken. Möchtest du kurz reinkommen?“
Da ich nichts vorhabe stimmer ich zu.
Im Haus unterhalten wir uns ein bisschen und die Frau stellt sich als Erin vor. Jazzy erzählt mir, dass sie noch einen kleinen Bruder Namens Jaxon hat. Erin bietet mir sogar einen Job als Babysitterin an und ich sage, dass ich mich freuen würde mich um Jazzy und Jaxon zu kümmern. Ich schreibe ihr noch meine Nummer auf und verabschiede mich dann.
Als ich die Tür hinter mir schließe stoße ich in Jemanden hinein. Die Person fängt mich auf und ich sehe den Typen aus der Schule. Das muss dann wohl Justin sein.
“Du?“, sagt er.
“Ja ich“, erwidere ich und haue dann ohne ein weiteres Wort ab.

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(880 Wörter)
-überarbeitet

Strangers (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt