Kapitel 3

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Als ich am Park vorbeikomme überlege ich ob ich dort bleiben soll, oder ob ich nach Haus gehe. Ich entscheide mich für den zweiten Punkt, da es langsam dunkel und kalt wird. Also gehe ich entspannt nach Hause. Dort angekommen bereite ich mir mein Abendbrot zu und setze mich alleine vor den Fernseher. Es war und ist scheiße ohne Eltern. Es ist richtig scheiße. Andere sitzen jetzt zusammen und spielen, unterhalten sich, schauen fern oder streiten sich. Ja, selbst das fehlt mir. Ich kann mich nicht mal mit meinen Eltern streiten, da sie so gut wie nie da sind. Aber ich sollte aufhören melancholisch zu werden, das ändert nämlich nichts an meiner einsamen Kindheit. Andere machten ihr Hausaufgaben mit ihren Eltern und ich machte diese mit billigen Aushilfskräften aus Europa denen ich meine Hausaufgaben erst einmal erklären musste. Okay, Schluss damit. Ich bin fertig mit dem Essen und begebe mich nach oben in mein Lesezimmer. Ich greife nach dem Buch, welches ich gerade lese, und begebe mich auf meinen rundum Balkon. Die Lichter da draußen gehen durch den Bewegungsmelder automatisch an. Da ich neu hier bin, muss ich mich erst nach meinem Lieblingsplatz hier oben umgucken.

Als ich ihn gefunden habe, lasse ich mich auf dem Boden nieder. Dort wo ich sitze kann ich auf unseren Vorgarten und gleichzeitig auf die Straße gucken. Ich habe gerne den Überblick und bekomme gerne viel mit, deswegen der Blick auf die Straße. Naja, ich bin halt ein sehr neugieriger Mensch; das liegt in meiner Natur. Dafür kann ich nichts.

Langsam wird es mir draußen zu frisch und ich gehe in mein Zimmer. Ich ziehe mir noch schnell meinen Schlafanzug an und stelle meinen Wecker auf 6:00 Uhr, damit ich morgens noch in Ruhe duschen kann. Danach lege ich mich ins Bett und falle in einen angenehmen Schlaf.

Mein Wecker reißt mich aus meinen Träumen und ich erhebe mich ruckartig. Gähnend begebe ich mich unter die Dusche und wasche mich dort ausgiebig. Danach föhne ich meine Haare und mache mich fertig für die Schule. Ich ziehe mir trotz der Hitze eine lange schwarze Röhrenjeans an, wegen meiner Narben, und ein schwarzes Top. Um das alles nicht allzu dunkel wirken zu lassen, werfe ich mir noch eine leichte weiße Bluse über.

Unten schnappe ich mir noch einen Apfel und dann düse ich auch schon zu meinem Auto, mit dem ich direkt zur Schule fahre. Da es mir draußen doch zu warm ist binde ich mir meine braunen Haare zu einem Dutt. Danach steige ich aus und gehe zu meinem nächsten Kurs, und zwar Philosophie. Ich setze mich auf einen leeren Platz und starre gelangweilt nach vorne. Neben mir lässt sich eine Person nieder.
“Hey, du musst Luca sein. Ich bin Lila.“ höre ich ihre Stimme. Neugierig schaue ich sie an. Nun was soll ich sagen sie hat ihren Namen zu ihrem Motto gemacht. Lila hatte lilane Haare und trägt auch ein lilanes Oberteil. Sie ist mir sofort sympathisch. Ich lächle sie an “Hey, Phil hat mir schon gesagt, dass die Göre seiner Frau mich kennen lernen will.“

Als Erwiderung darauf verdreht Lila die Augen “Dein Onkel mag mich nicht, aber das beruht auf Gegenseitigkeit.“

Ich muss lachen. Sie wird mir immer sympathischer. “Da haben wir ja schon eine Gemeinsamkeit“, sage ich. Gerade als sie etwas antworten will kommt ein gutaussehender junger Mann herein. Unser Lehrer.

“Guten Morgen. Wie ich sehe haben wir eine neue Schülerin. Stell dich doch mal bitte vor.“

Ich schüttle unauffällig meinen Kopf, doch er lächelt mir aufmunternd zu. Ich atme einmal tief durch und fange an: “Ja also ich bin Luca, 19 Jahre alt und komme aus Miami.“

“Erzähl uns mehr. Von deiner Familie, deinen Hobbies etc.“

“Zu meiner Familie gibt es nichts zu sagen und sonst lese und zeichne ich sehr gerne und ich spiele Volleyball“, berichte ich. Ich hasse es von mir und meinem Leben zu erzählen.

“Okay, ich denke ihr habt jetzt alle einen Eindruck von Luca. Ich bin Mr Woods.“ er macht eine kurze Pause “Also unser heutiges Thema ist die Angst. Wer von euch kann Angst definieren? Was ist Angst?“

Er nimmt ein paar Leute dran und alle nennen Wörter wie Panik, Zittern, Nervosität und so weiter. Dann fällt der Name Justin und eine mir bekannte Stimme ist zu hören “Angst ist ein nicht definierbarer Begriff“, sagt er gelangweilt. Ich schaue nach hinten und beobachte ihn. Justin schaut mich genervt an und ich schaue gereizt zurück. Dann drehe ich mich wieder um.

“Genau darauf wollte ich hinaus und deswegen schreibt jeder von euch einen Text über seine größte Angst und was er dabei empfindet“, sagt Mr Woods euphorisch. Ein Stöhnen geht durch die Klasse.

“Da es ein sehr privates Thema ist werdet ihr es jeweils einem Klassenkameraden vorlesen. Ihr kennt euch ja alle.“

Kurz darauf fange ich an zu schreiben. Ich habe Angst vor Berührungen. Ich weiß das klingt komisch, aber ich hasse berührt zu werden, vor allem an den Oberarmen und Oberschenkeln berührt zu werden. Schon wenn Jemand neben mir sitzt und mich zu lange mit dem Knie oder so berührt fühle ich mich eingeengt und würde am liebsten losweinen. All das und noch meine ganzen Gefühle und Empfindungen schreibe ich auf. Nach 30 Minuten sollen wir uns zusammenfinden. Lila hat sich leider schon zu einem anderen Mädchen gesetzt, weshalb ich orientierungslos durch die Klasse blicke. Es finden sich immer mehr Paare und wer bleibt übrig? Richtig Justin. Total Klischeehaft. Genervt setze ich mich zu ihm.

“Du kannst anfangen“, sage ich, da ich nicht vorhabe meinen Text vorzulesen. Das ging ihn nichts an.

“Nö, du kannst genauso gut anfangen“, erwidert er.

“Ich werde meins nicht vorlesen.“

Justin reißt mir frech meinen Zettel aus der Hand. Blitzschnell stehe ich auf um mir meinen Zettel zurückzuholen, was mir auch gelingt. Erleichtert lasse ich mich auf den Stuhl zurück fallen. Justin fängt an zu lachen “Das muss ja etwas sehr peinliches sein. Hast du vielleicht Angst, dass du nie deine Jungfräulichkeit verlieren wirst?“

“Du bist so eklig“, antworte ich gereizt. Justin zuckt nur mit den Schultern. Den Rest der Stunde sitzen wir beide nur da und schweigen uns stur an. Dann kommt endlich das erlösende Geräusch der Klingel und ich stehe auf. Dort wartet Lila schon auf mich.

“Was hast du jetzt?“, fragt sie mich.

“Sport, und du?“

“Ich auch“, antwortet sie begeistert und wir gehen freudig in die Turnhalle und wie es der Zufall wollte ist gerade Volleyball das Thema. Ich ziehe mir eine lange Jogginghose und ein T-Shirt an. Wir werden in 4 Gruppen eingeteilt und immer zwei spielen gegeneinander. Die ersten 2 Spiele gewinnt meine Gruppe und dann spielen wir gegen die Gruppe in der Justin ist.

“Du wirst verlieren Luca“, ruft er siegessicher.

Nun ja was soll ich sagen wir haben gewonnen und Justin verloren. Justin geht bockig an mir vorbei und geht zu seinen Freunden.

Die Sportstunde ist zu Ende und die letzten beiden Stunden fallen heute aus. Also fahre ich direkt nach Hause. Kaum bin ich drinnen klingelt auch schon mein Handy.

“Ja?“, nehme ich ab.

“Hallo Luca hier ist Erin“, ertönt ihre Stimme.

“Oh Hey. Was gibt's?“

“Ich wollte fragen, da morgen ja Freitag ist, ob du auf meine Kleinen aufpassen kannst. Eigentlich haben Jeremy und ich nichts vor, aber Jazzy hat uns regelrecht gezwungen zu gehen, damit du aufpassen kannst.“

Ich lache “Klar, morgen habe ich Zeit. Wann?“.

“Geht es 18 Uhr?“

“Geht klar. Ich freue mich schon“, antworte ich.

Wir verabschieden uns und somit ist das Ganze beschlossene Sache. Ich hoffe bloß, dass ich meinen Buddy Justin nicht antreffen werde.

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(1260 Wörter)
-überarbeitet

Strangers (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt