Kapitel 15

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"Was möchtest du?", frage ich ihn, "Ich weiß wirklich nicht wovon du redest?"

Justin schaut mir immer noch in die Augen "Das gerade mit dem Zopfgummi." Ich schmeiße das Gummi hinter meinem Rücken weg und halte meine Hände vor sein Gesicht "Ich weiß wirklich nicht was du meinst", stelle ich mich dumm und mir tut Justin beinahe Leid, so wie ich ihn hier anlüge.

"Du hast doch eben noch...Ach egal", murmelt er verwirrt, "Warum bist du hier draußen?"

Ich zucke mit den Schultern "Weil Marie blöd ist."

"Sie hat sich doch nur über euer Date informiert", keift er.

"Erstens war es kein Date, Justin, und zweitens hat sie es so dargestellt als hätten Harry und ich Sex gehabt", schnaube ich genervt. Justin lacht einmal bitter auf "Natürlich war das ein Date, Harry führt nie Mädchen aus vor allem nicht ins Blue Bird und das ist doch logisch, dass du ihm irgendeine Gegenleistung entgegenbringen musst."

Ich schaue Justin entsetzt an. Das kann doch nicht sein ernst sein? Denkt er wirklich ich wäre so eine Schlampe?

"Wow, ich dachte du kennst mich gut genug", murmle ich.

"Anscheinend ja nicht. Ich hätte niemals gedacht, dass du dich so schlampig verhältst." Überrumpelt von seinen Worten taumle ich einige Schritte nach hinten.

"Du weißt ganz genau wie schwer es mir fällt mich von irgendwem anfassen zu lassen. Du bist der erste der mich berühren durfte", flüstere ich mit heiserer Stimme. Ich fühle mich verletzlich und als eine Träne mein Auge verlässt wird Justins Miene wieder etwas weicher. Er will etwas sagen, doch ich schüttle nur den Kopf und verlasse schnell das Schulgelände. Ich halte es nicht mehr in seiner Nähe aus. Es tut weh zu wissen wie er von mir denkt. Ich habe echt gedacht Justin wäre anders als die anderen, jemand der mich kennenlernen, verstehen will. Doch Justin ist nicht anders. Er ist kein tiefgründig denkender und rücksichtsvoller Typ, dem ich vertrauen kann. Er ist das genaue Gegenteil. Ich schüttle den Kopf und stürme auf mein Auto zu. Die Tränen verschleiern meine Sicht als ich losfahre. Mit verschwommener Sicht fahre ich nach Hause. Weg von Justin. Weg von dem Jungen der mich so verwirrt, der mich traurig, verzweifelt und gleichzeitig so glücklich macht.

Zu Hause angekommen gehe ich direkt in den Garten. Ich muss mich irgendwie ablenken, also schnappe ich mir aus dem Schuppen eine Harke und fange an das unbepflanzte Stück Erde ebenmäßig zu harken. Danach hole ich mir ein paar Samen und andere Sachen und pflanze diese ein. Nachdem auch das geschafft ist gieße ich alles und lasse mich dann auf eine Liege unter dem Sonnenschirm fallen um mich etwas auszuruhen.

Irgendwann reißt mich das Geräusch der Klingel aus meinem Halbschlaf. Ich habe keine Ahnung wie viel Zeit vergangen ist. Es scheinen aber ein paar Stunden zu sein, da der Himmel und die Wolken schon in ein rötliches und lilanes Licht getunkt sind. Ich taumle langsam auf die Tür zu und vor mir steht Justin.

"Was willst du hier?", frage ich ihn leicht gereizt. Justin schaut mich unschuldig an. "Es ist Donnerstag?"

Nun bin ich diejenige die verwirrt ist. "Und morgen ist Freitag, na und?" Justin grinst mich an, weshalb ich die Augen verdrehen muss. Hat er vergessen wie er in der Schule zu mir war?

"Wir wollten Tears in Heaven üben", hilft er mir auf die Sprünge. Ich haue mir leicht gegen die Stirn und lasse ihn dann widerwillig hinein. Ohne ein Wort begebe ich mich durch das Wohnzimmer in den Raum mit dem Klavier. Justin bleibt im Türrahmen stehen und es sieht aus als wäre ihm etwas unbehaglich zumute.

"Wenn du da stehen bleibst, können wir nicht üben. Also mach' etwas schneller. Ich will es hinter mich bringen", seufze ich. Justin setzt sich wortlos an das Klavier und macht auf dem Hocker Platz für mich. Doch das ist mir zu nah, also nehme ich mir einen Stuhl und stelle ihn auf die andere Seite des Flügels. Ich weiß, es ist etwas kindisch, doch was er heute abgezogen hat war auch kindisch. Wenn er es nicht anders verstehen will muss ich mich wohl auf sein Niveau herablassen und mich genauso benehmen. Justin schüttelt verzweifelt den Kopf und fängt dann an zu spielen.

Strangers (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt