Strangers (pausiert)

Kapitel 23

Justin's pov:

"Jazmyn du hattest nur einen Albtraum. Da sind keine bösen Katzen unter deinem Bett. Ich habe jetzt schon zweimal drunter geguckt. Wenn irgendwas sein sollte dann ruf' mich einfach wieder. Aber jetzt versuche bitte zu schlafen", flehe ich meine kleine Schwester an. Die mich seit einer Stunde davon abhält zu schafen. Jazmyn nickt ängstlich und zieht sich die Decke bis zur Stirn.

"Gute Nacht", flüstere ich schmunzelnd und gehe wieder in mein Zimmer. Es ist schon 2: 00 Uhr, aber zum Glück haben wir Ferien. Ich setze mich auf mein Bett und inspiziere mein neues Handy welches ich von meinen Eltern zu Weihnachten gekriegt habe. Plötzlich nehme ich ein leises Pochen wahr. Ich setze mich aufrecht hin um dem Geräusch weiter zu lauschen. Es ist bestimmt wieder Jazmyn. Mit einem genervten Stöhnen begebe ich mich in den Flur. Wieder ist da dieses Pochen, doch es kommt von der Haustür und nicht aus Jazzy's Zimmer. Wer kommt um diese Uhrzeit, denn hier her? Und das an den Weihnachtsfeiertagen. Es ist bestimmt wieder Marie. Erst gucke ich durch die Fensterscheibe, aber es ist Niemand zu sehen. Wenn das irgendein blöder Klingelstreich ist dann werde ich diese Kinder höchstpersönlich bei der Polizei abliefern. Etwas gereizt reiße ich die Tür auf, doch was ich sehe ist viel schlimmer.

"Luca", flüstere ich. Sie sitzt zusammengekauert vor unserer Haustür. Sie bewegt sich nicht einmal. Bei meinem Wort hat sie sich nichtmal erschreckt. Ihre Haltung ist viel zu gekrümmt als dass es ihr gut gehen könnte. Luca atmet zitternd aus. Irgendetwas stimmt nicht.

"Hilf mir", krächzt sie kaum hörbar. Sie klingt kaputt. Besorgt umkreise ich sie mit schnellen Schritten und komme vor ihr zum Stehen. Auf ihrer Stirn haben sich Schweißperlen gebildet, sie ist krankhaft blass, ihre Augen sind rot unterlaufen, als hätte sie wochenlang kein Auge mehr zugemacht. Das ist nicht Luca wie ich sie kenne. Lucas Atem geht immer noch zitternd und schwerfällig. Ich spüre wie Wut in mir aufsteigt "Was zur Hölle ist passiert?" Doch Luca ignoriert meine Frage, oder sie hat sie vielleicht wirklich nicht gehört. Es sieht so aus als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. "Ich bin müde. Bitte hilf mir", fleht sie mich abermals an. Ihre Augen rollen leicht nach hinten und sie kippt zur Seite. Sofort halte ich sie fest und greife unter ihre Arme und Knie um sie hoch zu heben. Sofort öffnet sie wieder ihre Augen und wölbt den Rücken. "Nicht", versucht sie sich zu wehren. Diesesmal weiß ich nicht ob sie es abwehrt vor Schmerzen oder, weil sie einfach wieder Angst vor Berührungen hat. "Es geht nicht anders Luca."

Zur Antwort nickt sie nur noch schwach und schließt dann wieder ihre Augen. Was ist dir bloß widerfahren Luca? Ich kenne sie nicht so. Sie würde niemals wegen einer Kleinigkeit zu mir kommen. Dafür kenne ich sie zu gut. Es muss etwas schlimmes passiert sein, denn Luca würde niemals Hilfe aufsuchen wenn es nicht anders ginge.

Behutsam lege ich sie auf mein Bett. Sie bittet mich sie umzudrehen. Irgendetwas muss mit ihrem Rücken sein. Behutsam drehe ich sie auf den Bauch und decke sie dann. Sie braucht Ruhe. Noch nie sah sie so fertig und k.o. aus.

Wer auch immer ihr das angetan hat, wird zur Rechenschaft gezogen. Diese Person wird es mit mir zutun bekommen. Niemand darf dieses kaputte Mädchen noch kaputter machen. Luca ist stark aber gleichzeitig so schwach. Ich muss sie beschützen. Vor sich und vor ihrem Vater. Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass ihr Vater an ihrem jetzigen Zustand Schuld trägt. Wie kann der eigene Vater zu soetwas imstande sein? Wie ist es möglich, dass er ihr etwas antut, dass sie halbbewusstlos bei mir vor der Haustür kauert.

Lucas Atmen geht zitternd und unregelmäßig aber sie scheint sofort eingeschlafen zu sein. Ob ich den Notruf betätigen sollte? Ich kann sie doch nicht hier so liegen lassen. Oder ich frage erst einmal Mom. Aber Luca würde beides mit Sicherheit nicht wollen. Noch dazu muss ich die Polizei verständigen ich kann nicht zulassen, dass sie weiterhin Kontakt zu ihrem Vater hat, doch noch weiß ich nicht 100%-ig ob es wirklich ihr Vater war. Vielleicht sollte ich erstmal für ein paar Stunden auf sie aufpassen und dann entscheiden wie es weitergeht. In mir ist gerade sowieso zu viel Adrenalin und Wut als dass ich schlafen könnte.