Kapitel 35

2.3K 120 4
                                    

04.04.2015 - Abends
[Marcos Sicht]

Ich bin unglaublich aufgeregt und immer wieder fährt ein kribbeln durch meinen Körper. Nicht nur weil Mario ein paar Meter von mir entfernt steht und sich mit seinen Kollegen unterhält, den ich natürlich unglaublich vermisst habe, sondern auch einfach, weil es um etwas geht. Spiele gegen Bayern sind immer wieder etwas besonders und man merkt schon jetzt, dass die Luft brennt. Die Fans sind auf krawall gebürstet und lassen das einander auch deutlich spüren. Immer wieder hüpfe ich leicht auf und ab und atme ein paar mal tief durch, ehe es Zeit wird aufs Feld zu laufen. Ich werfe noch einen letzen Blick nach rechts zu Mario, der heute erstmal auf der Bank bleiben muss und dann geht's los.  

Nachdem die erste Halbzeit geschafft ist, laufe ich verschwitzt zurück in Richtung Kabine und spritze mir immer wieder Wasser aus meiner Flasche in Gesicht und Haare. Ich versuche mir meine Enttäuschung nicht zu sehr anmerken zu lassen und sie zu unterdrücken um mir selbst die Hoffnung zu lassen das es in der zweiten Halbzeit besser laufen wird, doch so ganz gelingt mir das nicht. 
Als ich sehe das Lewy zu mir kommen will, werden meine Schritte immer schneller und ich verschwinde schnell in der Kabine. Du bist nun wirklich der letzte Mensch auf diesem Planeten mit dem ich gerade reden will denke ich. 
Als Kloppo seine Rede gehalten hat die eine Mischung aus Lob und Einlauf war, strömen wir alle wieder aus dem stickigen Raum in den Tunnel. 
Plötzlich packt mich jemand am Arm und zieht mich ein paar Schritte zurück. Als ich mich mit genervtem Gesicht umdrehe und erwarte Lewy vor mir stehen zu sehen, sieht mir ein breit grinsender Mario direkt in die Augen. 
Das "Hey" bleibt mir im Hals stecken und dem genervten Gesichtsausdruck weicht ein liebevolles lächeln. Schnell ziehe ich ihn in meine Arme und drücke ihn schnell, damit es nicht auffällig wird. 
Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrt auf einen Fleck irgendwo auf meiner Wange. Ich sehe ihm mit gerunzelter Stirn dabei zu, wie er konzentriert in meinem Gesicht herumwischt. 
»Ich kenne niemanden der es schafft noch innerhalb der ersten Halbzeit so viel Gras und Erde in Gesicht zu haben wie du« murmelt er und als er auch den letzten Halm entfernt hat grinst er mich wieder an.
Ich grinse zurück. 
»Ist alles ok«? fragt er dann. 
»Wenn ich Lewandowski erstmal geköpft hab is alles super« grummel ich.
»Er macht einfach nur seinen Job« erwidert Mario und sieht mich mitleidig an. 

04.04.2015 - Abends
[Marios Sicht]

Wir haben gewonnen. Ich freue mich, aber nicht so, wie ich es wahrscheinlich sollte. Es ist immer wieder ein merkwürdiges Gefühl im Signal Iduna Park zu sein. Ich kann nicht so richtig einordnen was ich fühle, aber ich habe so die Befürchtung, dass es Heimweh ist. Nein, ich weiß das es Heimweh ist. Ich vermisse das alles hier unheimlich. Und ich weiß das selbst wenn ich es wollen würde, nie wieder hierher zurück könnte. Heute haben mir die BVB Fans wieder einmal bewusst gemacht, dass ich absolut nicht mehr Willkommen bin.
Ich schnappe mir mein Handtuch und trockne mich ab, laufe zu meinem Spint und ziehe mich um, um dann so schnell wie möglich zur BVB Kabine zu laufen. 
Ich klopfe laut an die Tür um meine ehemaligen Kollegen vorzuwarnen und betrete dann den Raum, aus dem laut Musik dröhnt. 
»Maaaaaaario«! kommt es aus allen Ecken und es wird mir ein paar Mal auf die Schulter geklopft und in den Haaren gewuschelt. 
Am anderen Ende des Raumes steht Marco, und er sieht nicht besonders glücklich aus. 
Langsam laufe ich zu ihm.
»Hey« sage ich leise und berühre ihn an der Schulter. 
Er wendet sich mir zu und erwidert die Begrüßung. »Glückwunsch zum Sieg«.
Ich nicke nur, den Blick zum Boden gewendet. »Ihr ward das bessere Team«.
»Das hat uns nur leider auch nichts gebracht«. Er zieht sich sein Shirt über den Kopf.
»Es wird wieder aufwärts gehen. Ich glaub an euch«.
»Ich weiß« sagt er und endlich erscheint ein kleines lächeln auf seinem Gesicht.
»Komm gleich zu dem kleinen Abstellraum im Erdgeschoss, ja«? frage ich leise.
Sein lächeln wird zu einem grinsen und er nickt.
Ich rede noch kurz mit Kevin und Ilkay, werde von Kehli in den Arm genommen und verabschiede mich dann von allen. Es ist immer wieder schön, sie zu sehen. 

Seit 10 Minuten stehe ich nun im dunklen Flur vor dem Raum in dem ich mich mit Marco treffen will. Wahrscheinlich hängt er wieder vorm Spiegel fest weil seine Haare seiner Meinung nach nicht so wollen wie er, obwohl ich noch nie erlebt habe das seine Haare mal nicht perfekt sitzen. 
Endlich vernehme ich Schritte die leise von den Wänden widerhallen und sehe dann auch Marco, der lässig auf mich zugelaufen kommt. 
»Wieso hat das denn so lange gedauert« zische ich leise, mache die Tür auf und ziehe ihn in die dunkle Kammer. 
»Ich hatte noch ne kleine Diskussion mit Auba« flüstert er. 
Ich lehne mich mit dem Rücken an die Tür die ich mittlerweile wieder geschlossen habe, grabe meine Finger in den kalten Stoff seines Shirts und ziehe ihn so dicht zu mir heran das sich unsere Körper berühren wenn wir einatmen. 
»Ist Auba wichtiger als ich«? frage ich genervt und Marco verdreht die Augen. Gerade will ich noch etwas hinzufügen, als er auch schon fordernd seine Lippen auf meine presst. Sofort ist alles andere egal, nur er zählt. Ich kralle mich noch fester in den Stoff und ein leises raunen entweicht meiner Kehle. Marco grinst gegen meine Lippen und fährt mit der Hand unter mein Shirt. 
Ich löse mich erst wieder von ihm als ich das Gefühl habe, gleich zu ersticken. Meine Lippen brennen und fühlen sich an, als wären sie geschwollen. 

»Ich muss dir noch was erzählen« sage ich etwas außer atem und lege meine Hand auf seine Brust. Sein Herz hämmert heftig gegen den Brustkorb. 
»Ausgerechnet jetzt«? jammert er.
»Wir werden noch ein bisschen mehr Zeit für... das hier haben als du vielleicht denkst, kein Grund zickig zu werden« erwidere ich amüsiert.
»Wie meinst du das«?
»Ich bleibe über Ostern in Dortmund«. 
Ungläubig sieht er mich an. »Ist das dein ernst«?
»Natürlich ist das mein ernst«.
Marco legt seine Hände um mein Gesicht und drückt mir einen schnellen Kuss auf die Stirn. »Wie kommt das denn«?

04.04.2015 - Abends
[Marcos Sicht]

»Naja... Ann-Kathrin...-« fängt er an, doch verstummt sofort als er mein Gesicht sieht. Ich fühle mich, als hätte ich gerade den Boden unter den Füßen verloren. Das kann doch nicht sein ernst sein?

[Götzeus] Sunny & Woody - Es ist Liebe.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt