Kapitel 8

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06.01.2015 - Abends
[Marios Sicht]

Die Stille zieht sich ins unendliche. Ich habe schon zwei mal kontrolliert, ob er vielleicht schon aufgelegt hat, doch fehlanzeige. Er ist immer noch am Ende der Leitung. Ich habe das Gefühl mein Kopf explodiert und ich kann fühlen, wie heiß meine Wangen vom weinen sind. Vielleicht war ihm das zu viel. Vielleicht hätte ich mich zusammenreißen und nicht weinen sollen. Ich hab bestimmt geklungen wie ein Mädchen.
Ich höre ein  räuspern und dann, nach einer halben Ewigkeit, bricht Marco das Schweigen. 
»Meinst du das ernst«? fragt er mit rauher Stimme und ich höre, dass er lächelt.
Oder grinst er? Lacht er etwa über mich? Ich schlucke schwer.
»Natürlich meine ich das ernst. Ich hänge hier gefühlte 10 Stunden am Telefon um dir zu erklären was ich für dich empfinde und weine dabei wie ein Baby. Ernster gehts wohl nicht« sage ich verletzt. 
»Mario«.
»Was«? erwidere ich zickig. Ich höre wie er lacht und auch ich kann mir, so sehr ich mich dagegen wehre, ein grinsen nicht verkneifen. 
»Du weißt dass das nich so gemeint war«.
Ich nicke, ehe ich realisiere das er mich gar nicht sehen kann und hauche ein »ja« ins Telefon. 
Wieder herrscht für einige Minuten Stille, doch dieses mal ist sie angenehm. Ich höre Marcos leises ein und ausatmen, was mich schon immer beruhigt hat. Mein Gesicht hat mittlerweile wohl auch wieder seine normale Farbe zurück. 
»Mario«?
»Ja«?
»Ich liebe dich«. 
Ich kann nicht fassen, dass er das gerade wirklich gesagt hat. Hat er das überhaupt gesagt, oder war das Einbildung? Bevor ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen kann, fügt er hinzu »Ich bin verliebt in dich, seit ich dich das erste mal bei der Nationalmannschaft getroffen hab. Du hat auf der Ersatzbank gesessen und auf ner Banane rumgekaut und mit deinen großen Rehaugen direkt in meine Richtung gesehen. Wahrscheinlich gar nich mit Absicht, aber das war auch nich wichtig. Du warst letzendlich der Grund, wieso ich zum BVB gekommen bin. Ich wäre wahrscheinlich in jeden Verein gewechselt, wenn du da gewesen wärst. Und dann beim BVB, haben wir so viel Zeit miteinander verbracht. Und ich hab jede Sekunde genossen. Du bist zu meinem besten Freund geworden, obwohl du zu dem Zeitpunkt eigentlich schon viel mehr für mich warst. Und dann bist du aus dem nichts heraus zum Fc Bayern gewechselt. Und der Kontakt ist trotzdem nicht abgebrochen. Ich weiß nich, ich hatte immer das Gefühl ein unsichtbares Band würde uns verbinden«.
Ich sitze einfach nur da. Auf dem harten Holzboden meines Wohnzimmers, angelehnt an mein Sofa und grinse vor mich hin wie der größte Depp. 
»Wir haben so viel gemeinsam, dass ich sogar schon an Seelenverwandtschaft dachte« lacht er. 
Ich weiß nicht, was ich antworten soll. Ich bin sprachlos. Wieso habe ich nie gemerkt, dass es ihm genauso geht wie mir? Ich fühle mich so gut wie nie zuvor. Ein warmes kribbeln durchströmt meinen ganzen Körper und ich habe so das Gefühl, dass ich diese Nacht kein Auge zumachen werde.
»Ich würde dich jetzt so gerne sehen« jammere ich.
»Komm doch mal am Wochenende vorbei« schlägt er vor. »Dann könnten wir auch das von der Silvesternacht wiederholen«. Ich sehe sein breites grinsen förmlich vor mir und laufe knallrot an. 
Ehe ich antworten kann höre ich leise Schritte auf dem Flur. Ann-Kathrin streckt ihren Kopf ins Zimmer und lächelt mich an. Ich hätte fast mein Handy fallen lassen. 




[Götzeus] Sunny & Woody - Es ist Liebe.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt