Kapitel 47

1.7K 85 1
                                    

17.06.2015 - Mittags
[Marcos Sicht]
Marcel kommt grinsend auf uns zu gelaufen, in der in die Luft gestreckten Hand hält er etwas das aussieht wie ein Schlüssel.»Habt ihr bock«?! ruft er uns zu als er immer näher kommt. Robin sieht mich fragend an doch ich zucke nur mit den Schultern. Ich habe genauso wenig Ahnung wie Robin was Marcel jetzt vor hat.Als er bei uns ankommt sehe ich, dass es sich tatsächlich um eine Art Schlüssel handeln muss.»Was ist das«? frage ich mit gerümpfter Nase während ich versuche die Punkte auf meinen Augen wegzublinzeln, die dank der strahlenden Sonne vor meinen Augen tanzen.
»Das hier-« er wedelt mit dem Schlüssel vor unseren Nasen herum,  »ist der Schlüssel zu einem Schnellboot das ich uns gemietet hab. Das wird hier gleich zu unserer Yacht gebracht«! sagt er, immer noch das breite grinsen im Gesicht. »Also, habt ihr bock«?! wiederholt er sich.  
»Ja cool, klar« nuschelt Robin undeutlich, zu beschäftigt auf dem Strohhalm seines Getränks herumzukauen. Ich nicke zustimmend.

Eine halbe Stunde später klettert der Eigentümer des Bootes auf unsere Yacht und gibt uns nacheinander zur Begrüßung  die Hand. 

»Die einzige Regel ist, dass ihr mir das Boot heil zurückbringt, ansonsten könnt ihr machen was ihr wollt« weißt er uns an. 

»Mädels beeindrucken und abschleppen kann man damit auch gut« fügt er hinzu und zwinkert mir zu. Ich merke wie meine Ohren heiß werden und wende den Blick von dem Mann auf den Boden. Er weiß anscheinend wer ich bin und das ich seit fast 3 Jahren offiziell keine Freundin mehr hatte. Wenn der nur müsste. Manchmal bin ich kurz davor eine Zeitung anzurufen und meine Beziehung mit Mario zu beichten. Vielleicht ist es egoistisch, aber manchmal halte ich es einfach nicht mehr aus überall als der ewige Single bekannt zu sein. Es wirkt so als wäre ich Beziehungsunfähig. Oder einfach nicht gut genug für eine Beziehung. Ich fühle mich schlecht deswegen. Ich weiß wie die Leute hinter meinem Rücken darüber diskutieren. Ich weiß das meine Eltern sich sorgen machen, genauso wie meine Schwestern. Ich komme immer wieder mit derselben Ausrede, dass ich "mich auf meine Karriere konzentrieren will und keine Zeit für eine Beziehung habe". 
Ich werde wieder zurück ins hier und jetzt geholt, als jemand laut meinen Namen ruft.
Verwirrt sehe ich mich um als ich merke, dass ich allein auf der Yacht bin. 
»MARCO«!!!
Ich laufe zur Reling und sehe Marcel und Robin auf dem Schnellboot sitzen.
»Wo bleibst du denn alter«?! ruft Marcel und winkt mich energisch zu sich. Ich klettere über die Reling, überlege nicht lange und springe in das warme, seichte Wasser. Ich hätte nie gedacht das ich das mal sage, aber: Scheiß auf die Frisur.  

17.06.2015 - Mittags
[Marios Sicht]


 Den Kopf in die linke Hand gestützt schiebe ich mein essen auf dem Teller hin und her. Nicht das ich keinen Hunger hätte, dass essen sieht nur einfach aus als wäre es 3 Tage alt und zum 6. mal aufgewärmt worden. Angewidert rümpfe ich die Nase und werfe einen Blick auf meinen großen Bruder, der ebenso wenig begeistert meinen Blick erwidert. Wir müssen beide lachen. 
Wir sitzen in einem kleinen Flughafenrestaurant in Vancouver, nicht sicher wieso wir überhaupt hierher gekommen sind. Selbst das essen des Flughafenhotels wäre wohl die bessere Wahl gewesen. Eigentlich sollte ich jetzt mit Marco in der Sonne liegen. Eigentlich. Allerdings hatte ich völlig vergessen, dass ich schon einen weiteren Urlaub mit meinem Bruder geplant hatte. Und mit Ann-Kathrin. Ich spüre Schuldgefühle in mir hochkriechen und mein Magen zieht sich zu einem Knoten zusammen. Ich habe Marco noch nicht angerufen, ich bringe es einfach nicht übers Herz. Außerdem habe ich Angst vor seiner Reaktion wenn er erfährt, dass ich wieder mit Ann-Kathrin unterwegs bin. Ich könnte es ihm verheimlichen, aber das würde nichts bringen. Er würde es früher oder später sowieso herausfinden. Als ich meinem Bruder von Marcos Angebot nach Spanien zu kommen erzählt habe und er mich an unseren schon gebuchten Urlaub erinnert hat, habe ich kurz überlegt meinem Bruder abzusagen. Ich war hin und her gerissen und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte unbedingt zu Marco. Aber ich wollte auch meinen Bruder nicht enttäuschen. Und da mein Bruder mit Dackelblick vor mir stand und mich förmlich angefleht hat ihn nicht hängen zu lassen, habe ich mich letztendlich für den Urlaub mit ihm entschieden. Ich weiß das ich Marco bald meine Entscheidung mitteilen muss. Ihn nicht anzurufen und die Tage ins Land ziehen zu lassen ohne ein Lebenszeichen von mir zu geben würde alles nur noch viel schlimmer machen. Die Sterne für unsere Beziehung stehen im Moment sowieso schon nicht günstig. 
»Hey, was ist los«? fragt Fabian, der mich forschend mustert.
 »Ach nichts, ich hab nur nachgedacht«.

17.06.2015 - Nachmittags
[Marcos Sicht]  


Wir haben beschlossen das Marcel fährt, da er im Gegensatz zu Robin und mir Erfahrungen mit Schnellbooten hat. Das letzte was ich will ist einen Unfall bauen und ärger mit dem Mann vom Bootsverleih bekommen. Unbeholfen lege ich meine Hände auf Robins Hüften, der Hinter Marcel sitzt. Ich finde es immer noch merkwürdig andere Männer  auf diese Weise anzufassen. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass ich angst habe Mario könnte mir etwas unterstellen. Oder ich angst habe Robin könnte das falsch verstehen, auch wenn es auf so einem Boot nun mal keine andere Möglichkeit gibt, sich festzuhalten. Robin scheint das zu merken und dreht sich kurz zu mir um, um mich beruhigend anzulächeln. Als ich dann sehe das Robin sich genauso an Marcel festhält, bin ich beruhigt. Marcel fragt ob alle bereit sind, bevor er den Schlüssel ins Zündschloss steckt und den Motor anlässt. 

Nach eine kleinen Weile fahren entdecken wir eine andere, kleine Yacht auf uns zu kommen. 
»Fraaaauen in Sicht« sagt Marcel nachdem er sich zu uns umdreht und mit den Augenbrauen wackelt. Er stellt den Motor ab und wir treiben in die nähe der jungen Frauen, die offensichtlich dabei sind sich zu sonnen. Die eine oben ohne, die andere im Bikini. Beide haben eine Sonnenbrille auf der Nase.
Mir wird ein wenig mulmig zumute als Marcel sich mit breiten grinsen im Gesicht den beiden Frauen vorstellt. Seit er nicht mehr mit Inga zusammen ist benimmt er sich manchmal schräg. 
»Oh mein Gott, du bist doch Marco Reus oder«? kreischt die eine Frau die sich oben ohne gesonnt hat und nun aufrecht sitzt; nur ihr Unterarm bedeckt ihre Brüste.
Marcel dreht sich zu mir und ahmt die Frau in etwas übertriebener Mimik nach. Ich schlucke schwer. 
»Ja ist er«! ruft Marcel und ich rolle mit den Augen.
»Wollt ihr nicht kurz hochkommen«? schnurrt die andere im Bikini während wie sich eine Haarsträhne um den Finger wickelt. Stumm bete ich zu Gott das Marcel das Angebot abschlägt, doch wem mache ich hier etwas vor. Marcel lässt sich nicht zwei mal fragen, springt ins Wasser und schwimmt zur Leiter der kleinen Yacht, die von seichten Wellen erschüttert wird. Robin sieht mich entschuldigend an ehe er es Marcel gleich tut, ins Wasser hüpft und auf die Leiter zuschwimmt. 
»Komm schon Marco, wir bleiben nicht lange« sagt er leise. Ich gebe mich geschlagen, rutsche ins Wasser und folge meinen beiden Freunden auf die Yacht.   
Am Deck angekommen fummele ich unruhig an meiner Badehose. Es ist lange her seit ich in Kontakt mit fremden Frauen in solch einem Aufzug war. Wenigstens haben beide mittlerweile einen Bikini an. 
Als die eine der beiden die bis eben noch fast nackt war mir andeutet sich neben sie zu setzen, bereue ich meine Entscheidung hier hoch gekommen zu sein. Ich hatte mir lange keine Gedanken mehr über Frauen gemacht. Seit ich Mario habe schienen Frauen nicht mehr mein Interesse zu wecken, doch jetzt gerade merke ich, dass dem nicht so ist. Ich schlucke schwer als ich mich der Frau nähere und mich neben sie setze. Ihr süßliches Parfüm steigt mir in die Nase und vernebelt leicht mein Hirn. Trotzdem sauge ich es förmlich auf. Es ist ein großer Kontrast zu Marios herben Aftershave. So ungern ich es auch zugebe, ihr Geruch spricht mich unheimlich an.
»Ich glaubs nicht, in echt bist du noch viel heißer als im Fernsehen« schnurrt sie mir nun zu und eine angenehme Hitze breitet sich in meinem Körper aus. Ich weiß, dass das falsch ist. Das ich mich nicht so verhalten sollte. Das ich abhauen sollte, so lange ich noch die Gelegenheit dazu habe. Doch letztendlich bin ich auch nur ein Mann. Ich bin nicht schwul, dass weiß Mario. Der einzige Mann zu dem ich mich je hingezogen gefühlt habe, war er. Und jetzt gerade wird mir wieder bewusst, wie schön Frauen sind. Die schönen, langen, glatten Beine,  der flache Bauch, der Bauchnabel in dem ein Piercing steckt, die schönen, runden Brüste und das breite Becken, dass alles in die so perfekte Sanduhr vollendet. Wieder muss ich schlucken und ich merke, wie sich Schweiß auf meiner Stirn bildet. Und das ganz sicher nicht von der Hitze. 
»Heute ist anscheinend mein Glückstag« flüstert sie, nun ganz nah an meinem Ohr; ihre eine Hand federleicht auf meinem Rücken. Alles was ich zustande bringe ist ein kaum sichtbares nicken.   

[Götzeus] Sunny & Woody - Es ist Liebe.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt