Kapitel 7

3.4K 164 10
                                    

06.01.2015 - Nachmittags
[Marios Sicht] 

Endlich wieder zu Hause. Ich sitze gemütich eingekuschelt in eine Decke auf meinem Sofa und kuriere meinen Jetlag aus. Ich fühle mich matschig. Wenn ich an die letzten Tage denke und wie viel ich mit dem Flugzeug unterwegs war, ist das aber auch kein Wunder. Immer wieder werfe ich verstohlen einen Blick auf mein Handy, doch nichts tut sich. 4 Tage sind jetzt vergangen seit ich ihm die Nachricht geschrieben habe. Seufzend lege ich meinen Kopf in den Nacken und starre an die Decke. Wieso sollte er dir auch zurückschreiben? denke ich. Du hast es versaut. 
Ich schalte den Fernsehr ein,zappe mich durch die Programme und bleibe bei einer Dokumentation über Neuseeland hängen. Ich denke darüber nach Marco noch einmal zu schreiben, doch ich verwerfe diesen gleich Gedanken wieder. Das säuseln des Off-Sprechers und das rauschen der neuseeländischen Küste machen mich müde und nach wenigen Minuten versinke ich im Land der Träume.

06.01.2015 - Nachmittags
[Marcos Sicht]

»Hast du eigentlich was von Mario gehört«? 
Marcels Stimme reißt mich auf meinen Gedanken. Er steht in der Tür meiner Küche und knabbert an einem Apfel herum.
»Ne, hab ich nich« schwindele ich zögernd und setze den Abwasch fort. 
Ich merke wie er mich mit hochgezogegen Augenbrauen mustert, doch Gott sei Dank belässt er es dabei.
»Wieso wäscht du eigentlich mit der Hand ab, hast doch ne Spülmaschine«.
»Das ding funktioniert nich mehr, keine Ahnung wieso« antworte ich zickig. Mir ist nicht nach Konversation und ich wäre am liebsten allein. 
»Du hattest doch heute wieder das erste mal Training oder«? Ich nicke nur und beiße mir in die Unterlippe. Marcel latscht zum Mülleimer und wirft das was von dem Apfel übrig ist hinein, ehe er sich mit verschrenkten Armen vor mir aufbaut und darauf wartet, dass ich ihn ansehe.
Ich werfe gernevt den Schwamm in die Spüle und drehe mich zu ihm.
»Marco, ganz ehrlich. Ich ertrag deine Laune nicht. Ich weiß das es dir nicht gut geht, aber das musst du nicht an deinen Freunden auslassen. Wenn er dir wirklich nicht geschrieben hat, schreib du ihm halt. Und wenn er dir geschrieben hat, antworte ihm und klär den scheiß. Zieh n Schlussstrich oder versöhn dich mit ihm, is mir beides Recht. Nur tu endlich was. Ich will den alten Marco wiederhaben«.


Mittlerweile sitze ich auf einem der Stühle an meinem Esstisch und starre auf mein Handy. Marcel ist inzwischen nach Hause gefahren. Er hatte Recht. Ich kann Mario nicht den Rest meines Lebens ignorieren. Nicht das ich damit generell ein Problem hätte. Es geht darum, einfach mal zu hören was er zu sagen hat. Vielleicht kann ich dann besser mit dem Ganzen umgehen und vielleicht sogar alles irgendwann vergessen. 
Ich öffne den Whatsapp-Chat mit Mario. 

Wir müssen reden. [02.01.15 - 23:48 Uhr]

Wenn ich überlege, wie oft ich diese Nachricht die letzten Tage angestarrt habe. Wahrscheinlich waren es Stunden. 
Jeder Muskel meines Körpers ist angespannt, während ich ihm eine Antwort schreibe.

06.01.2015 - Abends
[Marios Sicht]

Unsanft werde ich aus meinem traumlosen Schlaf gerissen. Schmerz schießt in meinen Nacken und ich stöhne. Im Hintergrund läuft leise der Fernsehr und jetzt erst erinnere ich mich, dass ich im Wohnzimmer bin. Ich setze mich auf und der Schmerz im Nacken zieht bis in meinen Kopf. Ich schlafe nie wieder auf dem Sofa schwöre ich mir selbst und knete die Stelle der Verspannung. 
Einige Sekunden vergingen bis ich wieder ganz bei mir war. Ich greife nach meinem Handy um nachzusehen wie spät es ist und erstarre. Er hat tatsächlich zurück geschrieben.
Mein Herz fängt wie wild an zu schlagen und mein Magen zieht sich zusammen. Irgendwie habe ich angst vor dem, was mich erwartet. Ich halte die Luft an, ehe ich die Nachricht öffne.

Ruf mich heute Abend um 21:00 Uhr an. [19:36 Uhr]


Erleichtert lasse ich die angehaltene Luft aus meinen Lungen und lasse mich zurück in die Kissen meines Sofas sinken. Ich habe zwar bammel vor dem Gespräch, doch ich bin unglaublich froh, dass er mich nicht mehr ignoriert. Jetzt kann ich ihm endlich all das sagen, was sich bei mir angestaut hat. Und vielleicht wird er meine Reaktion dann auch verstehen. Vielleicht.

06.01.2015 - Abends 
[Marcos Sicht]

Nervös sitze ich mit dem Handy auf meinem Schoß auf dem Sofa. Noch 5 Minuten, bis Mario dann hoffentlich anruft. Seit ich gesehen habe das er meine Nachricht gelesen hat, sehe ich alle 3 Sekunden auf die Uhr. Ich will es mir nicht eingestehen, aber ich freue mich darauf, endlich wieder seine Stimme zu hören. 
Plötzlich vibriert mein Handy und Anruf von Mario erscheint auf dem Display. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ich denke ernsthaft daran, einfach nicht abzunehmen. Vielleicht kann ich ja behaupten, ich wäre eingeschlafen. 
Doch dann reiße ich mich doch zusammen und wische über das grüne Symbol.
»Marco? Hallo«? Ich erstarre. Ich hatte seine Stimme nicht so schön in Erinnerung. 
»J-Ja, Hallo« erwidere ich und merke selbst, wie zittrig sich meine Stimme anhört. Ich hätte mir dafür in den Arsch beißen können. Reiß dich zusammen.
Schweigen. Keiner von uns sagt einen Ton. Es kommt mir vor wie Stunden, ehe sich Marios  Stimme am anderen Ende der Leitung zurückmeldet.
»Es tut mir so leid Marco«. Erschrocken stelle ich fest das es sich anhört, als würde er weinen. »Es tut mir so, so leid was ich getan habe. Das war nicht fair. Ich weiß gar nicht wie ich dir das erklären soll oder ob das was ich sage überhaupt einen Sinn ergibt, aber ich möchte zumindest versuchen zu erklären, warum ich das getan habe. Ich schätze das war einfach eine Schutzreaktion.... Ann-Kathrin ist doch meine Freundin und das schon seit mehrern Jahren.... Nachdem wir uns... nachdem... als Ann-Kathrin angerufen hat, habe ich gemerkt wie sehr ich das wollte, was zwischen uns passiert ist in dieser Nacht. Und das hat mir angst gemacht. Ich hab mir immer vorgestellt wie es wohl sein würde und letzendlich hat das was passiert ist, meine Vorstellungen übertroffen. Aber das wollte ich nicht. Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht so fühlen«. Seine Stimme wurde immer wieder von schluchzern geschüttelt. »Also hab ich beschlossen abzuhauen, zu Ann-Kathrin. Ich dachte ich kann das einfach vergessen und wenn ich bei Ann-Kathrin bin, merke ich das ich sie liebe und das sie ist, was ich will. Ich dachte ich kann davonlaufen, aber da habe ich mich wohl getäuscht, denn alles woran ich denke, bist du. Selbst wenn ich neben Ann-Kathrin im Bett liege, schließe ich die Augen und sehe dich. Es tut mir so leid. Ich hätte dir sagen sollen das ich gehe. Oder besser noch, hätte ich gar nicht gehen sollen. Ich hätte den Rest des Urlaubs mit dir verbringen sollen«. Mario redet so schnell, dass ich Schwierigkeiten habe, dem Schwall an Worten zu folgen, die aus seinem Mund kommen. »Ich bin so unglaublich blöd. Ich weiß gar nicht, wie du es überhaupt so lange mit mir ausgehalten hast. Ich denk nie nach bevor ich irgendwas tue. Genau wie damals, als ich zum Fc Bayern gewechselt bin.«
Zum ersten mal trage auch ich etwas zu diesem "Gespräch" Bei.
»Wie meinst du das«? 
»Ich bin nicht wegen dem Trainer oder dem Geld oder der schönen Umgebung nach Bayern gewechselt Marco. Ich bin wegen dir gewechselt«.
Ich schweige und weiß nicht so richtig, was das soll. Wieso gibt er mir die Schuld an seinem Wechsel? Mario merkt das ich nichts sage und fügt hinzu »Ich bin vor meinen Gefühlen geflüchtet Marco. Ich habe diese Gefühle für dich seit ich denken kann und ich werde sie einfach nicht los, egal wie sehr ich mich auch dagegen wehre. Ich bin süchtig nach deinem Duft und deinem Lachen und mein Herz klopft wie wild jedes mal wenn ich merke, dass du mich ansiehst.«
All die Informationen die Mario mir gibt, erreichen mein Hirn nicht. Es ist wie eine Blockade und ergibt einfach keinen Sinn. Alles was wirklich zu mir durchdringt ist das was er zu mir sagt, bevor wieder vollkommene Stille herrscht.
»Ich liebe dich so sehr, Marco«.

[Götzeus] Sunny & Woody - Es ist Liebe.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt