Kapitel 9

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09.01.2015 – Morgens
[Marios Sicht]

Heute ist es endlich so weit. Ich habe schon gestern Morgen meine Tasche gepackt.
Das Frühstück das vor mir auf dem Tisch steht, ist unberührt. Mir ist schlecht vor Aufregung.
»Ist alles ok«? Ann sitzt gegenüber von mir am Tisch und schiebt sich lächelnd ein Stück Crossaint in ihren Mund.
»Ja« erwidere ich. »Um 11:00 Uhr bin ich weg, dass weißt du oder«?
Sie schüttelt lachend den Kopf. Fragend hebe ich eine Augenbraue.
»Das hast du heute schon 6 mal gesagt« antwortet sie. »Ich nehme übrigens einen Flug um 12:00 Uhr nach Düsseldorf. Ich hoffe es ist nicht allzu schlimm das ich schon wieder zu Hause bin, wenn du von Dortmund nach Hause kommst«.
Alles was ich zustande bringe ist ein Kopfschütteln. Ich kann dieser Frau kaum in die Augen sehen. Sie weiß das ich Marco besuche, aber sie hält ihn nach wie vor für meinen besten Freund. Tief in meinem inneren weiß ich, dass ich ihr von meinen Gefühlen für Marco erzählen sollte, aber ich kanns nicht.
»Grüß deine Eltern von mir« bringe ich gerade noch so hervor.
»Mach ich«.
Der Rest des Frühstücks verlief schweigend.

Nachdem ich den Tisch abgeräumt und das Geschirr in die Spülmaschine geräumt habe, irre ich unruhig durch die Wohnung. Die Zeit vergeht so schleichend das ich angst habe, heute gar nicht mehr nach Dortmund zu fliegen.
Ann ist gerade dabei ihre Tasche zu packen. Ich lehne mich in den Türrahmen des Schlafzimmers und sehe ihr dabei zu. Als sie meine Anwesenheit bemerkt dreht sie sich lächelnd zu mir.
»Was ist«?
»Nichts« erwidere ich ebenfalls lächelnd. Ich fühle mich schlecht. Sie bedeutet mir nach wie vor was.
Langsam kommt sie auf mich zu und nimmt meine Hände. Ich ahne was jetzt kommt und habe recht damit. Sie lehnt sich in meine Richtung um mich zu küssen. Nur noch wenige Millimeter trennen unsere Lippen, als ich einen Schritt zurücktrete und mich von ihren Händen befreie. Fragend und mit einem „was-ist-nur-los-mit-dir“ Blick im Gesicht sieht sie mich an, während ich ein paar Schritte Rückwärts den Flur hinunter laufe.
»Ich… ich muss da noch was einpacken« stammle ich hilflos, drehe mich um und gehe ins Bad, in das ich mich einschließe. Ich atme ein paar tief durch, ehe ich mich im Spiegel betrachte. Du bist ein Arschloch, denke ich.

09.01.2015 – Morgens
[Marcos Sicht]

Gähnend latsche ich verschlafen in Boxershorts und Tanktop durch mein Apartment. Ich habe so ziemlich die ganze Nacht nicht geschlafen. Wenns hoch kommt vielleicht 3-4 Stunden. Ich gieße mir Kaffee in einen Becher, schwarz wie die Nacht. In der Hoffnung, meine Lebensgeister zu wecken.
Ein lächeln huscht über meine Lippen, als ich an Mario denke.
Auf einmal klingelt es an der Tür. Das kann nur einer sein. Ich nehme einen großen Schluck Kaffee und laufe, etwas wacher, mit der Tasse in der Hand zur Tür. 
Ein grinsender Marcel drückt sich an mir vorbei in die Wohnung. 
»Wie kannst du so früh am Morgen so ne Laune haben« nuschel ich etwas genervt und folge ihm ins Wohnzimmer. 
»Es ist halb 12 alter,« erwidert er und schmeißt sich auf mein Sofa »ich kann nichts dafür das du so lange pennst«. Er sieht mich eindringlich an. »Du siehst übrigens scheiße aus«.
Ich verdrehe die Augen und schüttel den Kopf, ehe ich mich in den Sessel schräg zu meinem Sofa sinken lasse. Ich starre in meine Tasse, nehme noch einen Schluck und sehe dann zu Marcel, der mich grinsend ansieht.
»Was«.
Er erwidert nichts. Grinst einfach nur. Langsam verliere ich die Geduld.
»WAS« sage ich laut und starre zurück.
Er lacht und sagt »Ich freu mich für dich«. Wieder verdrehe ich die Augen und Marcel fügt hinzu »ehrlich«.
Natürlich habe ich ihm alles erzählt. Nicht so ganz freiwillig, aber er hat die nervige Angewohnheit alles zu hinterfragen und bis zum geht nicht mehr zu bohren. 
»Er bleibt das ganze Wochenende, oder«?
»Ja«.
»Was hast du so mit ihm vor«?
»Kannst du vielleicht aufhören so dämlich zu grinsen«?
»Nö«.
Ich stehe auf, stelle den Becher auf den Sofatisch und laufe Richtung Bad.
»Ey«! ruft Marcel mir hinterher, doch ich ignoriere ihn. Ich muss zusehen das ich mich beeile und einen einigermaßen ansehnlichen Mann aus mir mache. Mit einem Blick auf die Uhr in meinem Wohnzimmer habe ich festgestellt, dass Mario bald da ist. 

[Götzeus] Sunny & Woody - Es ist Liebe.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt