Kapitel 11

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19.01.2015 - Abends
[Marcos Sicht]

»Ich glaube dieses Foto wird mich auf ewig verfolgen«... grummel ich und knabber an meinem Apfel herum. Robin sieht mich fragend an und ich drehe den Bildschirm meines Laptops in seine Richtung. Darauf zu sehen ist das berühmte WM Foto von Mario, auf dem er Stolz mein Trikot in die Kamera hält. Es taucht einfach ständig und überall auf.
»Ach komm, sei nicht so« entgegnet er. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sehe ich ihn an. Wenn Blicke töten könnten, würde Robin jetzt wahrscheinlich regungslos vom Stuhl kippen.
»Was denn, is doch wahr! Ich kann verstehen das du angepisst bist, war ja auch nicht ok von ihm. Aber du kannst nicht leugnen dass das ne tolle Geste von ihm war«.
Ich presse meine Lippen aufeinander und tue so, als hätte ich ihn überhört. Natürlich hat er Recht, es war eine tolle Geste. Alle Welt denkt ich hätte zu diesem Zeitpunkt schon längst im Bett gelegen und geschlafen, doch das stimmt nicht. Natürlich habe ich meine Mannschaft bis zur letzten Minute über den Fernsehr unterstützt und selbstverständlich habe ich auch die Feier danach verfolgt. Als ich gesehen habe das Mario plötzlich mein Trikot in der Hand hielt während der Pokal in die Höhe gerissen wurde, ist mir fast das Herz stehengeblieben. Insgeheim habe ich mir so eine Geste von meinem besten Freund gewünscht, doch ich hab nicht erwartet, dass mein Wunsch in Erfüllung geht. Ich saß grinsend wie der letzte Depp auf dem Sofa und hab jede seiner Bewegungen verfolgt. Wie er mit meinem Trikot in der Hand mit den anderen gefeiert hat und mit meinem Trikot um den Hals auf dem Platz rumgelatscht ist und nicht fassen konnte, dass er nun wirklich Weltmeister war. Kein Wort der Welt könnte beschreiben, wie unglaublich stolz ich auf ihn war.  
Ich kann meinen Blick einfach nicht von diesem Bild losreißen. Wie gebannt starre ich auf den Bildschirm und meine Augen werden müde von dem grellen Licht.
»Hallo«?! Plötzlich trifft mich etwas hartes am Kopf. Ein Stift. Verwundert sehe ich in die Richtung aus der der Stift geflogen kam. Robin grinst mich breit an. 
»Ich hab nur was gelesen« sage ich empört, während ich mir den Kopf reibe. 
»Sicher doch«.
»Hör auf so blöd zu grinsen«.

19.01.2015 - Abends
[Marios Sicht]

Über eine Woche ist es nun her, dass Marco mich aus seiner Wohnung geschmissen hat. Ich sehe immer noch sein wütendes, enttäuschtes Gesicht vor mir. Ich war immer wieder kurz davor ihn anzurufen, doch ich war jedes mal zu feige den grünen Knopf zu drücken. Heute Morgen habe ich mich dazu entschlossen, es endlich zu tun. Ich ertrage diese Funkstille zwischen uns einfach nicht. Das war schon so, als wir "nur" beste Freunde waren. So kann das nicht weitergehen. Wie solls denn erst werden, wenn wir wieder gemeinsame Termine mit der Nationalmannschaft haben? Nun sitze ich schon wieder seit mindestens einer halben Stunde mit meinem Telefon in der Hand auf dem Sofa und starre Marcos Nummer an. Mittlerweile sehe ich eigentlich nur noch Zahlensalat vor mir. Genervt von mir selbst nage ich an meiner Unterlippe. Überwinde dich endlich, verdammt. Ich zähle innerlich von 3 abwärts und drücke dann schnell auf den blöden grünen Knopf, ehe ich gespannt dem Freizeichen lausche. 

19.01.2015 - Abends
[Marcos Sicht]

»Ugh, ich drück schnell auf Pause sage ich genervt und lasse meinen Controller neben Robin aufs Sofa fallen. Wir waren gerade dabei ein wenig zu zocken. Robin lässt sich in die Lehne sinken und beobachtet mich.
Ohne auf die Nummer des Anrufers zu achten reiße ich den Hörer von der Ladestation. 
»Hallo«? frage ich gereizt und verlagere mein Gewicht auf einen Fuß.
»Hallo« ertönt eine sehr vertraute Stimme leise von der anderen Leitung. Ich fasse es nicht.
»Mario«?! frage ich ungläubig und blicke in Robins Richtung, der mich mit großen Augen ansieht.
»Wir... müssen reden«.
»Ich glaube nicht das wir das müssen« antworte ich, während ich vom Wohnzimmer in die Küche schleiche. Ehe er was erwidern kann füge ich hinzu »Ich hab zwar gesagt das du dich melden sollst wenn du weißt was du willst, aber weißt du was? Das ist mir eigentlich ziemlich egal Mario«.
»Ich... wollte mich eigentlich nur entschuldigen. Ich weiß wie es bei dir rübergekommen sein muss das ich immer noch mit Ann-Kathrin.. naja. Besonders nachdem ich dir gesagt habe was ich für dich empfinde und nachdem wir.. naja. Was ich eigentlich sagen will: es tut mir leid. Wirklich. Wirklich, wirklich leid. Aber Marco, ganz ehrlich.... wie würdest du deiner Freundin, mit der du seit ein paar Jahren zusammen bist sagen, dass du dich in einen Mann verliebt hast? Es wäre für jede Frau wahrscheinlich schon schlimm genug zu hören, dass sich ihr Partner in eine andere verliebt hat, aber in einen anderen? Ich weiß nicht. Ich wollte ihr das nicht antun.«
Als er merkt das ich nichts erwidere, fährt er fort.
»Ich wollte schon viel früher anrufen aber... ich weiß auch nicht«.
»Hast anscheinend von ziemlich viel keine Ahnung« sage ich trocken. Irgendwo, tief in mir, kann ich ihn verstehen. Auf der anderen Seite, kann ich ihn allerdings überhaupt nicht verstehen und die Wut fängt wieder einmal an, in mir zu brodeln.
»Du hast gesagt du hast angeblich schon lange in mich verliebt bist, Mario. Ich kapier einfach nicht, wie es angehen kann, dass Ann-Kathrin dir dann trotzdem so dermaßen wichtig ist. Man kann nicht zwei Personen auf einmal lieben«. Ich muss mich wirklich beherrschen, nicht wieder die Kontrolle über meine Gefühle zu verlieren.
»Ich weiß es doch auch nicht! Ich weiß nur das ich diese Gefühle für dich habe und ich es hasse, wenn Funkstille zwischen uns herrscht. Ich ertrage das nicht.«
Diese Gefühle. Er kann nichtmal mehr aussprechen, dass er mich liebt. Ich kann mir ein verächtliches zischen nicht verkneifen.
»Weißt du was, Mario? Diese Gefühle kannst du dir sonst wohin schieben. Merkst du eigentlich, wie verschwommen du redest? Vielleicht solltest du dir einfach eingestehen, dass du Ann-Kathrin und ihre Plastiktitten mehr willst, denn genauso ist es. Ich hoffe, damit ist alles geklärt und du kannst jetzt in frieden weiterleben« zische ich wütend und lege auf, ehe Mario die Chance hat, zu antworten. Ich hasse sie. Ihre bloße Existenz treibt mich in den Wahnsinn. Wieso kann er sie nicht einfach auf den Mond schießen? Zerfressen von Eifersucht sage ich Robin kurz und knapp das er sich auf den Weg nach Hause machen soll und verkrümel mich in mein Schlafzimmer. 

++Tada, da bin ich wieder :-) Ich weiß, dieses Kapitel war etwas dramatisch, aber ich verspreche hiermit, dass es besser wird ;-). Ich möchte mich an dieser Stelle für die vielen Leser, die Bewertungen und die lieben Kommentare bedanken. Ich hab niemals damit gerechnet.++  


[Götzeus] Sunny & Woody - Es ist Liebe.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt