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Olivia

,,Los jetzt. Das Flugzeug wartet nicht auf uns.", schrie ich durchs ganze Haus. Seit einigen Tagen stand die Bude nämlich voll mit Koffern. Ich stand schon komplett fertig und mit Darcy an der Hand im Flur, drauf und dran gleich rauszugehen. ,,Ganz ruhig Süße. Solange Harry und Louis nicht da sind, brauchen wir uns gar nicht beeilen. Die sind immer zu spät." Wie es der Zufall so wollte, hupte es genau in diesem Augenblick. ,,Hey Leute, wir müssen los.", schrie Louis von der Straße aus.
,,Das ist jetzt nicht deren Ernst?!", fluchte Zayn, während er die Treppe runterkam und dabei sein T-Shirt anzog. Schnell packten wir alles ein und fuhren dann zusammen mit den anderen beiden zum Flughafen.

In wenigen Minuten würden wir aufgerufen werden, damit wir alle in den Flieger können. Zayn hielt Darcy, die gerade schlief. Louis und Harry saßen beide am Handy und ich schaute in der Gegend herum. In wenigen Stunden würden wir bei Mom sein. Seit über einem Jahr waren Harry und ich nicht mehr dort gewesen. Und seit ein paar Monaten hatte ich nicht mehr mit ihr telefoniert. Es ist nicht so, dass ich nicht wollte, aber sie hatte nie Zeit.
,,Mini, kann ich bitte mal mit dir reden? Allein.", riss Harry mich aus meinen Gedanken.
Ich schaute auf. Er stand direkt vor mir und seinem Gesicht konnte ich entnehmen, dass er besorgt und ängstlich war. Ich stand auf und fasste seine Schultern. ,,Alles okay?", fragte ich ihn vorsichtig. ,,Können wir bitte einfach reden." Er machte mir immer Angst, wenn er mich so anschaute. Ich nickte. Wir entfernten und ein paar Meter, so weit, dass die anderen uns nicht mehr hören konnten. ,,Hast du dich mit Lou gestritten?" Das war zumindest meistens der Grund für ein trauriges Harry Gesicht. ,,Was? Nein. Es geht um Mom." Ihm fiel es schwer das Wort 'Mom' zu sagen. ,,Olivia, ich hab dir was verschwiegen." Seiner Stimme zufolge, war ich mir sicher, dass er Angst vor meiner Reaktion hatte. Ich wollte ihm echt nicht ins Wort fallen und ließ ihn einfach reden. ,,Ihr geht es schon lange nicht mehr so gut. Ihr Zustand hatte sich in den letzten Monaten drastisch verschlechtert." Ich spürte, wie meine Augen sich mit Wasser füllten. ,,Was meinst du mit verschlechtert?", fragte ich mit zittriger Stimme. ,,Mit Glück schafft sie es bis Silvester und mit ganz viel Glück schafft sie es ganz und gar da raus.", sagte Harry. Meine Hand schlug gegen meinen Mund, Tränen verließen meine Augen. Ich konnte ihn nicht mehr anschauen. Was fällt ihm ein das wochenlang vor mir geheim zu halten. Er griff nach meinen Armen, wollte, dass ich ihn ansehe. ,,Hey Mini, das schlimmste ist doch schon geschafft. Sie..." Ich schlug ihn. Wut übertraf auf einmal meine Trauer. ,,Warum hast du mir nichts gesagt verdammt? Warum?", schrie ich ihn an. Mir war es in dem Moment scheißegal, dass uns alle anstarrten. Er antwortete nicht. ,,Das ist nicht irgendeine kleine Lüge Harry, es geht um Mom." Ich weinte immer noch. ,,Was wäre gewesen, wenn sie schon gestorben wäre? Wie hätte ich mir das verzeihen können? Wie hättest du dir das verzeihen können? Wochenlang weißt du davon und dir ist nicht eingefallen, es mir zu sagen." Enttäuscht schaute ich ihn an. Ich wollte nie wieder in seine Augen schauen. Ich selber machte mir Vorwürfe, weil ich sie seit ein paar Wochen nicht einmal angerufen habe. ,,Olivia, ich wollte es dir sagen, nur wusste ich nicht wann oder wie. Bitte beruhig dich." Das tat ich auch. Nicht um Harrys Willen, sondern meinen. Ich hasste so viel Aufregung. Bevor wir uns wieder hinsetzten, kam ich nochmal ein Schritt auf ihn zu. ,,Glaub nicht, das Gespräch ist hier beendet." Ich flüsterte, damit uns die immer noch anstarrenden Leute nicht hören konnten. Zayn sprach mich nicht auf den Streit an, was bedeutet, dass er es ebenfalls wusste. Den ganzen Flug und die Heimfahrt über schwiegen Harry und ich uns an. Louis hatte einige Male versucht ein Gespräch anzufangen. Ich war allerdings dermaßen schlecht gelaunt und antwortete deshalb nicht. Als wir endlich gelandet waren, ging ich zusammen mit meiner schlafenden Tochter auf dem Arm raus, um unser Gepäck zu holen. Sogar Zayn hatte Schwierigkeiten mit mir Schritt zu halten. Unser Taxi wartete schon draußen, damit wir nach Hause fahren konnten. Mom ist allerdings nicht zuhause, wie Harry mir ja vorhin gebeichtet hatte, also blieben wir alleine dort. Es war schon viel zu spät um sie noch besuchen zu können. So konnte ich wenigstens nochmal mit meinem Bruder reden und über sein schreckliches Verhalten.

Harry's secretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt