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Olivia

Diesmal ging ich ein bisschen positiver in die Schule. Emma schien echt nett zu sein und vielleicht, würde sie ja meine erste Freundin hier werden. Ich ging mit einem Lächeln ins Klassenzimmer und ignorierte die Blicke der anderen. Mein Fokus lag einzig und allein bei Emma, die mich auch schon anlächelte. ,,Hey, wie geht's dir?", fragte ich sie erstmal zu Anfang. ,,Hi, mir geht's gut. Hast du die Hausaufgaben verstanden?" Ich schaute sie erschrocken an. Wir hatten doch Hausaufgaben auf? Das hatte ich ganz vergessen. ,,Ist das schlimm, wenn man die nicht hat?" Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Das signalisierte mir, dass es auf jeden Fall schlimm war. ,,Naja, ich will dich ja jetzt nicht beunruhigen, aber mit dieser Lehrerin ist echt nicht zu spaßen." Wenn das Harry und Louis mitbekommen, dann kann ich mich erstmal für ein paar Tage von Nachmittagsaktivitäten wie gestern verabschieden. Sie sind zwar sehr locker, aber sagen auch immer, man soll die Verantwortung zu bestimmten Sachen, wie Schule, nicht vernachlässigen. Dazu kommt, dass die Schule eine sehr anspruchsvolle ist. Hierher kommen eigentlich nur Leute, deren Eltern sehr viel Geld haben und die sehr, sehr gute Leistungen erbringen können. Man kann sogar am Ende eines Schuljahres rausgeschmissen werden, wenn man zu schlecht ist. Der Druck, der auf mir lastet, ist dementsprechend auch immens, weil ich natürlich nicht will, dass Harry und Louis soviel Geld ausgeben, und dann mach ich nichts draus. Im nächsten Moment kam auch schon unsere Lehrerin, Frau Carter, in den Raum. ,,Guten Morgen. Als erstes wollen wir die Hausaufgaben kontrollieren." Ich schaute mich um. Wirklich jeder hatte die Hausaufgaben. Ich könnte jetzt so tun, als ob ich sie hätte, entschloss mich aber dagegen, um nicht noch einen schlechteren Eindruck zu hinterlassen, sollte sie es bemerken. Also meldete ich mich. ,,Es tut mir leid, aber ich hab meine Hausaufgaben vergessen." Erst schaute sie mich etwas böse an, änderte ihren Blick dann doch ganz schnell und schaute irgendwie... mitfühlend.? ,,Ist schon okay. Sie haben sicher viel zutun zuhause. Nächstes mal haben Sie sie aber bitte dabei." Alle drehten sich zu mir um und schauten mich mit einem finsteren Blick an. Ich sah zu Emma. ,,Wisst ihr, warum ich mitten im Schuljahr hergekommen bin?" Sie schüttelte den Kopf. ,,Naja, sie haben nur gesagt, dass wir noch jemanden im Laufe des Schuljahres dazubekommen."
,,Und jetzt denken alle, dass ich bevorzugt werde, wegen Harry.", murmelte ich vor mir hin. Das erklärt auch, warum niemand mit mir reden will, sie denken ich bin eine verwöhnte Zicke. Ob ich vielleicht mal mit ihnen reden sollte? Die Lehrer wussten ja alle von Darcy und ich schäme mich ja auch nicht, also könnte ich es ihnen auch einfach sagen. Die Frage ist nur, haben sie die Wahrheit verdient, wenn sie sowieso so viele Vorurteile haben? Die restliche Stunde verbrachte ich mit diesem Gedanken. ,,Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Die Stunde ist beendet. Ms. Styles, könnte ich bitte nochmal mit Ihnen reden?" Sie wartete bis alle raus waren und nahm ihre Brille ab. Es war so eine Harry Potter Brille. Rund und schlicht. ,,Ich kenne Ihren Familienstatus und ich kann mir auch vorstellen, dass Sie viel mit ihrem Kind zutun haben, aber Ihre schulische Leistung darf nicht darunter leiden. Ich verlange von Ihnen, dass sie Ihre Hausaufgaben stets erledigen. Ich bin auch nicht nachtragend, wenn Sie die Hausaufgaben mal vergessen." Ich verstand sie natürlich vollkommen. ,,Wie schon gesagt, es tut mir wirklich leid. Ich hatte gestern echt viel zutun zu Hause, aber ich verspreche Ihnen, dass das nicht mehr vorkommen wird. Ich danke Ihnen nochmals." Sie nickte unser Gespräch ab und ich ging. In der Pause redete Emma nicht viel. Das hieß immer, sie dachte gerade nach. Ich wollte sie auch nicht stören und sagte deshalb einfach gar nichts. Sie sprach mich dann aber von alleine an. ,,War deine Schwangerschaft fake?" Geschockt über die Frage sah ich sie an. ,,Was?"
,,Naja, in den Nachrichten sah man immer Bilder von dir. Und da sah man halt auch einen Schwangerschaftsbauch. Und da du jetzt keinen mehr hast, denken viele, dass du sie nur vorgespielt hast." Ich hatte mich während meiner Schwangerschaft nie dazu geäußert. Wir haben uns einfach nichts mehr aus den Meinungen der Nachrichten gemacht. Aber, es gab sowieso nur wenige Bilder, weil ich damals kaum draußen war. Verwirrt nickte ich. ,,Ich war schwanger. Deswegen bin ich auch zwei Wochen später in die Schule gekommen. Ich hab schon entbunden." Emma riss beide Augen auf. ,,Warte ehrlich? Herzlichen Glückwunsch. Das wussten wir alle nicht. Darf ich fragen, welches Geschlecht?" Ich freute mich über ihre Glückwünsche und ihre Frage. Es ist so ein schönes Gefühl etwas über sein Kind erzählen zu können. ,,Es ist ein Mädchen und ich will sie nicht in die Öffentlichkeit ziehen, deswegen darfst du es keinem sagen." Sie versprach mir sofort, dass sie nichts sagen wird. Emma ist wirklich sehr rücksichtsvoll und ich bin so dankbar dafür. Sie ging auch gar nicht weiter auf das Thema ein, deswegen unterhielten wir uns über etwas anderes. Wir versuchten uns besser kennenzulernen und fragten deshalb so Standard Sachen. Small-Talk halt.

Harry's secretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt