Harry's secret

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Harry
Die ganze Nacht lag ich wach da. Es war einfach unmöglich zur Ruhe zu kommen. Nicht nur wegen Olivia, sondern auch wegen der ganzen Polizei im und um Haus herum. Louis schlief, aber er hatte ständig Alpträume und wachte immer wieder auf. Da ich die ganze Nacht wach war, bekam ich alles mit. Ich hörte Zayn weinen. Viel weinen. Er schlief in Olivias Zimmer, welches direkt nebenan war. Darcy schlief bei uns, weil Zayn gerade absolut nicht in der Lage war, auf ein Kind aufzupassen, auch wenn es sein eigenes ist.
Ich hatte so Angst. Um Darcy, aber vor allen Dingen um Mini. Schließlich hatte ich keine Ahnung, was sie alles durchmachte. Sie könnte Höllenschmerzen erleiden. Oder sie spürt schon gar nichts mehr...

Es klopfte an der Tür. Ich schaute auf die Uhr. 4:23 Uhr. Die Person vor der Tür schien zu warten, bis ich was sage. Eigentlich fühlte ich mich nicht danach zu reden. Doch ich tat es. „Ja?" Die Tür öffnete sich. Louis wurde dadurch geweckt und drehte sich um, um die Person an der Tür zu sehen. Es war einer der leitenden Polizisten. Mr. Johnson. Ich mochte ihn sehr. Er versuchte uns wirklich zu verstehen und behandelte uns nicht wie jeder andere Vermissten- bzw. Entführungsfall. Er blieb in der Tür stehen. „Wir glauben, dass wir eine Spur haben, Mr. Styles."

Ich fiel in eine Schockstarre. Mein Gehirn schrie mich an: Worauf wartest du? Willst du nicht deine Schwester retten?
Doch mein Körper bewegte sich kein Stück. Ich dachte daran, wie sie als kleines Kind immer versuchte mich zum Lachen zu bringen, wenn ich mal wieder nicht gut drauf war. Sie war immer der Sonnenschein im Haus. Daraufhin fragte ich mich, ob sie immer noch so optimistisch ist. Gerade jetzt in diesem Moment. Ob sie sich selber zum Lachen bringt.

Louis rüttelte mich bis ich wieder klar denken konnte. „Harry! Komm jetzt!", sagte er laut. Wir gingen runter und hörten uns an, was der Polizist zu sagen hatte. Er erzählte uns von einer Lagerhalle, die hier ganz in der Nähe ist. Laut Augenzeugen sollen dort zwei Personen gesehen worden sein. „Also wollen Sie jetzt die Bude stürmen und Olivia holen?", fragte ich voller Ironie nach. „Sie wissen schon, dass der Typ schnell ist, eine Waffe hat und wahrscheinlich auf sowas vorbereitet ist." Man sollte die Vorgehensweisen eines Ermittlers zwar nie in Frage stellen, doch das kam mir wie ein echt dummer Plan vor. Ich hatte genug Criminal Minds geschaut, um zu wissen, dass hinter jedem Plan mehr stecken muss.
„Das wissen wir natürlich alles, weswegen wir uns auch schon etwas überlegt haben. Wie fängt man Haie am besten? Mit Ködern." Er sah mich an, als ob ich die Antwort schon selber wissen sollte.
„Wir müssen ihm eine Falle stellen, damit wir ihn überrumpeln können. Er hält Ihre Schwester nur aus einem Grund fest. Das Kind."
„Oh nein! Vergesst es! Darcy bleibt hier. In Sicherheit.", schrie Zayn auf einmal, der aus dem Nichts in das Wohnzimmer kam. Hatten Sie ihn nicht geweckt?

„Sir, bei allem Respekt, aber dem Kind wird nichts passieren. Dafür lauern wir ja direkt an allen Eingängen und Fenstern. Außerdem wird einer von Ihnen dabei sein und die vermeintliche Übergabe machen." Zayn schaute mich ungläubig an. „Ich werde mein Kind nicht als Köder verwenden. Es muss eine andere Möglichkeit geben." So langsam realisierte ich was hier passiert. Das ist kein scheiß Film, wo alles gut ausgeht. Das ist die pure Realität. In diesem Moment hatten wir keine andere Möglichkeit, außer Darcy zu benutzen. Die Stille im Raum schien auch Zayn zum Realisieren zu bringen. Er schüttelte akribisch den Kopf. „Ich kann das nicht. Ich kann das nicht.", murmelte er vor sich rum. Mir war klar, dass niemand in diese Lagerhalle wollte. Es könnte so viel schief gehen und Darcy oder Olivia würden sterben. Und ich wusste, sie würde lieber selber sterben, als ihre Tochter. Und ich würde mich immer dagegen entscheiden. Ich hätte lieber eine lebendige kleine Schwester als eine Tote. Tief in uns allen wussten wir, dass wir alle so fühlten. Ich wäre verdammt, wenn ich Zayn zwischen seiner großen Liebe und seinem Kind entscheiden lassen würde. Und das letzte, was ich tun werde, ist die wunderbare Beziehung von Olivia und meinem Mann zerstören zu lassen. Ich kann es nicht zulassen, dass sie den Mann hasst, den ich von Herzen liebe und den Mann, den sie von Herzen liebt. „Ich tu es!", sagte ich.