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Olivia

Ich spürte etwas feuchtes an meiner Schläfe. Langsam machte ich die Augen auf, bis ich allerdings realisierte, was das feuchte war, vergingen einige Minuten. Schritt für Schritt nahm ich alle Details wahr. Ich spürte Hände um meinen Bauch geschlungen und Zayns Körper, der sich von hinten an mich kuschelte. Jetzt realisierte ich es erst, Zayn küsste mich wach. Ich drehte mich vorsichtig um. ,,Guten Morgen, Schönheit." Sanft gab er mir einen Kuss auf den Mund. ,,Guten Morgen. Wie lange haben wir noch?", fragte ich ihn, da es schon sehr hell draußen war. Er schaute kurz auf sein Handy. ,,Wir liegen super in der Zeit. Noch 4 Stunden." Ich lächelte ihn an und kuschelte mich an seine Brust. Zayn kuschelte sich ebenfalls fest an mich. Es verging eine halbe Stunde bis wir uns dazu entschlossen, aufzustehen. Der morgige Ablauf war immer noch der gleiche. Erst kümmerte Zayn sich um Darcy und zog sie an, während ich was schnelles wie Spiegelei zubereitete, und dann kümmerte ich mich um Darcy, während er sich fertig machte. Diesen Ablauf werde ich definitiv vermissen. Ich half ihm dabei seine Taschen ins Auto zu befördern bevor wir einstiegen. ,,Du fährst.", sagte er zu mir plötzlich. ,,Nein, tu ich nicht." Meine Stimme klang vielleicht etwas zu angepisst. ,,Wieso nicht? Ist alles gut bei dir?" Erst jetzt bemerkte ich, wie ich da stand, in Kombination mit meiner Stimme gerade, hat er sich bestimmt ein wenig angegriffen gefühlt. ,,Tut mir leid, es ist nur, fahr du doch bitte. Ein letztes Mal für sehr lange Zeit." Er nickte entschlossen, mit einem breiten Lächeln in seinem Gesicht. Trotz des Lächelns, welches er die ganze Zeit trägt, weiß ich, dass er genauso traurig ist, wie ich. Ich wartete im Auto während Zayn unsere Tochter zu Harry und Louis brachte. Sie wussten nicht, dass ich die erste Stunde für Zayn schwänze und das ist auch besser so. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass dieses Millionen teure Auto einfach mir gehört. Naja, jedenfalls solange, bis Zayn wieder da ist. Es war ein schwarzer Range Rover und der war auch ordentlich getunt. Mit dem Auto würde ich dann auch nachher in der Schule aufkreuzen. Dann haben die anderen wieder genug Gesprächsthema. ,,So, und jetzt zum Flughafen." , sagte Zayn und fuhr los.

Wir saßen da jetzt schon eine Stunde lang am Flughafen rum und jede Minute könnte sein Flug aufgerufen werden. Ich kuschelte mich fest an seine Brust, während er meinen Kopf kraulte. Wir redeten schon seit einer halben Stunde nicht mehr miteinander. Um ehrlich zu sein, hatte ich auch viel zu viele Gedanken um jetzt ein Gespräch zu führen. Immerhin hatten wir beide keine Ahnung wie lange Zayn in New York bleiben wird. Ich war traurig, aber konnte ihn auch komplett verstehen. Wenn ich die Wahl hätte, wäre ich auch schon wieder bei meiner Mutter. Manchmal fühlt man sich einfach an bestimmten Orten nicht wohl oder nicht zuhause. Das ist nun mal menschlich. Wenn er sich so wohler fühlt, dann soll es einfach so sein. Während ich darüber nachdachte, merkte ich gar nicht, wie Tränen mein Gesicht runterliefen. ,,Hey, ist alles gut?", fragte Zayn. Ich setzte mich schnell auf und wischte meine Tränen weg. ,,Ja, alles gut." Ungläubig schaute er mich an. ,,Du sollst doch nicht weinen. Wir telefonieren jeden Abend, wenn du kannst. Ich liebe dich, Olivia." Dann küsste er mich. ,,Außerdem habe ich noch etwas für dich." Ich schaute ihn verwirrt an. Auf einmal holte er eine kleine Schachtel aus seiner Tasche. ,,Damit du und ich uns trotz der Entfernung nahe stehen." Er öffnete die Schachtel und darin befanden sich zwei Ringe. Einer war etwas breiter als der andere. Der dünne hatte eine Musterung in sich. Ich konnte nur auf diese schönen Ringe starren. ,,Wie findest du sie? Ich wusste jetzt nicht so genau, was du an Ringen magst." Ich schaute ihn an. ,,Zayn, sie sind wunderschön." Er nahm den dünnen Ring aus der Schachtel und steckte ihn mir über meinen Ringfinger. ,,Wie lange hast du den schon?", fragte ich ihn, nachdem er sich seinen Ring übergezogen hat. ,,Ich hab die beiden gekauft, als wir mit Emma im Gucci waren und ich alleine bezahlen gegangen bin.", erzählte er mir. ,,Sie sollen uns aneinander binden und uns immer daran erinnern, dass keine Entfernung der Welt uns trennen kann." Mir kamen wieder die Tränen, weshalb er mich sofort in den Arm nahm. Nur wenige Sekunden später kam eine Durchsage.
'Alle Passagiere für den Flug nach New York bitte jetzt zum Gate 323.'
Zayn und ich schauten uns an. ,,Das war mein Aufruf. Ich muss los." Zusammen standen wir von den Sitzen auf. Ich bekam fing schon wieder an zu weinen. In den letzten Tagen weinte ich so oft, dass ich ein ganzes Schwimmbecken damit füllen konnte. Zayn wischte mir die Tränen sofort weg. ,,Bitte nicht weinen. Wir sehen uns bald wieder. Ich liebe dich." Ich spürte seine Lippen auf meinen und mein Körper überfuhr wieder ein Prickeln, so wie jedesmal wenn wir uns küssten. Dies würde vorerst das letzte mal sein, dass wir uns anfassen würden. ,,Ich liebe dich.", flüsterte ich nach dem Kuss. 'Zweiter Aufruf für den Flug nach New York.'
Meine Tränen ließen sich nicht wirklich zügeln und so flossen sie nur noch stärker mein Gesicht herunter. ,,Wenn du nicht aufhörst, bleib ich.", sagte Zayn ernst. Sofort wischte ich mir meine Tränen weg und atmete tief ein und aus. Ich wollte zwar, dass er bleibt, aber er würde sich hier nur unwohl fühlen und das wollte ich auf keinen Fall. ,,Na los. Geh, sonst verpasst du noch deinen Flug." Er lächelte mich an und umarmte mich dann ein letztes Mal, bevor er sich umdrehte und ging. Nachdem er außer Reichweite war verschwamm meine Sicht wieder mal komplett. Ich setzte mich ins Auto, wo ich noch weitere 20 mit Weinen verbrachte.

Auch, wenn es mir nicht wirklich gut ging, musste ich noch in die Schule. Allein die Autofahrt war komisch. Ohne Zayn, in seinem Auto. Emma hatte mir schon mehrere Nachrichten geschrieben und gefragt, wo ich stecke. Ich hatte allerdings keine beantwortet. Ich hätte schon längst im Unterricht sein müssen, doch das einzige, was ich tun konnte, war auf dem Parkplatz stehen und auf mein Handy starren. Ich weiß, Zayn würde erst heute Abend bei sich ankommen, aber innerlich hoffte ich anderweitig. Auch überlegte ich erst gar nicht rein zu gehen und einfach wieder nach Hause zu fahren. Nur dann würde die Schule Harry anrufen und dann wäre er sauer. Also stieg ich ungefähr 40 Minuten später aus dem Auto aus. Jetzt gerade hätten wir Geschichte und ich würde einfach so reinplatzen. Die Entschuldigung von Zayn hatte ich fest in der Hand, meinen Rucksack auf dem Rücken und mein Handy in der anderen Hand. Ich stand vor dem Raum und konnte schon die Stimme von Mr. Thomson hören. Dann traute ich mich doch endlich zu klopfen. ,,Ja, bitte?" Langsam machte ich die Tür auf. Absolut jeder starrte mich an. Ohne ein Wort zu sagen ging ich an ihm vorbei, legte den Zettel auf seinen Tisch, weiter zu meinem Platz. Der ganze Raum war leise und alle starrten mich an, während ich meine Sachen auspackte. ,,Nach der Stunde würde ich gerne mit Ihnen reden.", sagte Mr. Thomson dann ernst. Wir fuhren dann mit dem Unterricht fort. Oft schaute ich auf mein Handy, um zu checken ob Zayn sich schon gemeldet hat. Vergeblich. Wir durften unsere Handys auch während des Unterrichts auf dem Tisch liegen haben, aber halt nichts außerschulisches daran machen. ,,Wo warst du und warum hast du nicht auf meine Nachrichten geantwortet?", flüsterte Emma mir dann zu. ,,Erzähl ich später." Auf den Unterricht konnte ich mich überhaupt nicht konzentrieren. Ständig schaute ich aufs Handy oder einfach nur aus dem Fenster. Immer wieder spielte ich mit dem Ring an meinem Finger und dachte an Zayn. Ich hatte echt Angst um unsere Beziehung, aber ich weiß auch, dass diese Entfernung uns nicht auseinander bringen könnte. Ich hatte Bedenken, dass es dann nicht mehr das selbe wie vorher ist. Dass man sich verfremdet. Dass man sich nicht mehr so vertraut wie vorher. Ich spielte verschiedene Szenarien durch meinen Kopf. Diese ganzen 'Was wäre wenn' Fragen bereiteten mir Kopfschmerzen, weshalb ich mich noch weniger auf den Unterricht konzentrieren konnte.

,,Wo genau waren Sie?", fragte Mr. Thomson mich, als ich nach der Stunde zu ihm ging und alle draußen waren. ,,Und Sie sagen mir jetzt lieber gleich die Wahrheit." Zayn hatte nur geschrieben, dass ich nicht konnte, weil ich beschäftigt war, und ich hatte eigentlich auch nicht vor, diese Aussage durch die Wahrheit auszutauschen. Doch ich hatte keine andere Wahl. ,,Zayn, mein Freund, ist heute früh weggeflogen und ich war mit am Flughafen. Wir sehen uns jetzt für ein paar Monate wahrscheinlich nicht mehr, deswegen wollte ich bis zur letzten Sekunde bei ihm bleiben." Er stöhnte genervt auf. ,,Ich verstehe Sie, aber Sie können nicht einfach die Schule nicht besuchen. Sie können froh sein hier unterrichtet zu werden und dann können Sie nicht einfach kommen, wann es Ihnen passt. Sie müssen sowieso ganz oft die Schule früher verlassen und wir gewehren Ihnen das, nur wenn Sie die Schule nicht schätzen, braucht Ihr Bruder auch nicht dieses Geld bezahlen." Ich hoffte so sehr, dass er es nicht Harry erzählen würde. ,,Ich denke mal, Ihr Bruder soll das nicht erfahren." Ich nickte leicht. ,,Nächstes Mal ist er der erste, der dies erfährt. Den Test haben Sie übrigens bestanden. Gut gemacht." Ich bedankte mich ganz herzlich und ging dann, mit dem Test in der Hand, raus. Die ganze Sache musste ich dann auch noch Emma erzählen. Ich zeigte ihr auch meinen Ring. ,,Wow. Der ist voll schön.", staunte sie. Immer wieder griff sie sich meine Hand, nur um ihn anzuschauen. Immer wieder kamen mir fast die Tränen.

Harry's secretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt